Weikersheim. Erneut eröffnen bis zum Sonntag, 17. September zahlreiche Objekte der nunmehr 16. Skulpturenschau an verschiedenen Stationen in der Weikersheimer Innenstadt den Betrachtern die Möglichkeit, Kunstwerke im öffentlichen Raum zu erleben.
Das große Plus gegenüber einem Besuch im Atelier: Die Werke lassen sich rundum aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und in die Umgebung integriert erleben.
Zum Auftakt lud die Stadt zu einer Vernissage mit dem Schorndorfer Bildhauer Christoph Traub in das Sparkassen-Foyer der Tauberphilharmonie ein. Am Klavier umrahmte Tobias Raab die Eröffnung der Open-Air-Ausstellung.
Bürgermeister Nick Schuppert betonte in seiner Begrüßung, dass man nach den in den letzten Jahren überwiegend ausgestellten Bronzefiguren diesmal mit dem Material Stein das breite Spektrum der figurativen Kunst aufzeigen wolle.
Gelernter Steinmetz
Schuppert zitierte den Bildhauer Henry Moore, der die Arbeit eines Bildhauers einmal wie folgt beschrieben habe: „Wenn man aus einem Steinbrocken eine Skulptur machen will, muss man mit Hammer und Meißel umgehen. Man muss ein Arbeiter sein, jemand, der mit seinen Füßen auf dem Boden steht.“
Als gelernter Steinmetz habe Christoph Traub sein Handwerk von der Pike auf gelernt. Der Sinn für die Kunst sei ihm quasi in die Wiege gelegt worden, denn schon sein Großvater, Prof. Fritz Nuss, war Bildhauer, bei dem der junge Christoph ein Praktikum absolvieren konnte.
Christoph Traubs Onkel und Bildhauer Karl Ulrich Nuss sei schon bei der Skulpturenschau 2014 in Weikersheim dabei gewesen. Christoph Traub habe nach seiner Ausbildung zum Steinbildhauer bei Hans Neuwirth noch an der Kunstakademie Karlsruhe studiert und nach dem Abschluss freischaffend mit vielen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland gearbeitet. Nick Schuppert ermunterte die anwesenden Kunstfreunde, sich bei dem anschließenden Rundgang mit Christoph Traub auf die Werke des Künstlers einzulassen, mit denen er Wucht und Dramatik, Kraft und Leiden, aber auch Anspannung und Mut zum Ausdruck bringe.
Viele Sponsoren und Spender
Der Bürgermeister erwähnte lobend die Organisatorin Astrid Hackenbeck und auch die lokalen und regionalen Sponsoren und Spender, die Unternehmen und Privatpersonen, ohne deren Förderung eine solch hochwertige Ausstellung nicht realisierbar wäre: „Sie sind alle in der Katalogbroschüre und auf dem Banner am Rathaus namentlich erwähnt.“ Kleinere Arbeiten seien noch in der Tourist-Information am Marktplatz ausgestellt.
Vor dem Rundgang mit der Besichtigung von 19 Kunstwerken an geschickt ausgewählten Standorten vor der Tauberphilharmonie, auf dem Marktplatz, den Schlossarkaden, im Küchengarten und an der Stadtmauer ließ es sich Christoph Traub nicht nehmen, das außerordentliche Engagement des städtischen Bauhofs zu loben, das er bei anderen Ausstellungen noch nicht so erlebt habe.
„Ich denke gegenständlich“
Mit großem Interesse wurden dann die Erläuterungen des Künstlers zu seiner Herangehensweise im Erarbeiten seiner Skulpturen aufgenommen: „Ich denke gegenständlich, arbeite jedoch abstrakt“, sagt Traub, der den Menschen auf Torsi, Rümpfe und einzelne Körpergliedmaßen reduziert und abstrahiert: „Sie beinhalten immer den Aspekt der Versehrtheit.“ Er liebe hartes Gestein wie Granit, Basalt und Marmor, sagte Traub, weil es witterungsbeständig und gut polierbar sei. So könne er den Gegensatz zwischen glatten und rauen Flächen herausarbeiten.
Ungewöhnlich offen
Dabei kreise er wie ein Mond um das Objekt, um es von allen Seiten nach seiner Vorstellung zu gestalten. Traub stellte sich ungewöhnlich offen den vielen Fragen der Kunstinteressierten und ermöglichte so einen tiefen Einblick in seinen Schaffensprozess.
Auffallend kontrastreich erzeugen seine Werke Spannung, indem sie je nach Art der Bearbeitung und figürlichen Darstellung den Eindruck von Stärke und Schwere oder von Leichtigkeit und Grazilität vermitteln.
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