Hundert Jahre alt – und immer wieder jung: Der Posaunenchor Elpersheim feiert in diesem Jahr Jubiläum. Das Ensemble hat es über die Zeiten geschafft, sich selbst zu erneuern – mit aktiver Jugendarbeit und einem attraktiven Repertoire.
Elpersheim. Ein Posaunenchor – das klingt nach Kirche und getragener, mehrstimmiger Blech-Liedbegleitung. Und auch ein wenig nach Altherren. An allem ist auch was dran – und es stimmt gleichzeitig nicht. Denn das Elpersheimer Ensemble mit seinen (heute) 23 Mitgliedern hat sich mit Erfolg immer wieder neu erfunden, ohne seine Wurzeln zu vergessen. Man führt konsequent junge Menschen an die Musik heran und bildet sie aus. Und wer einmal dabei war, der (oder die) kommt auch nach Ausbildung und Studium wieder gerne zurück. „Wir haben eine starke Jugend“, hält der Elpersheimer Chorleiter Rolf Müller fest.
Warum eigentlich ein „Chor“?
Für Mitglieder erscheinen die Details selbstverständlich. Für Außenstehende ist so ein Posaunenchor ein kleines Mysterium. Ist er eine Art blechgewordener Musikteil einer Kirchengemeinde? Natürlich ist das auch so: Ein Posaunenchor tritt regelmäßig im Rahmen von Gottesdiensten und Gemeindefeiern auf. Auch das Spielen bei Beerdigungen gehört dazu. Doch „eigentlich“ sind in evangelischen Zusammenhänge solche Blechbläsergruppen Teil des „Jugendwerks“; hierzulande also organisierte Jugendarbeit im Bereich der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.
Und der Begriff „Chor“? Eine Blechblaskapelle nennt man doch nicht so. Um das Rätsel zu lösen muss man ein wenig in die Musikgeschichte zurückreisen. Schon Johann Sebastian Bach hat Werke für Posaunenchor komponiert. Der Barockmusiker schrieb geistliche und weltliche Werke. Für den Chorgesang suchte er eine musikalische Erweiterung – oft übernehmen hier Posaunen den Part. Eine Verstärkung der Singstimmen gewissermaßen. Und so ist der „Chor“ irgendwann an den Posaunen hängengelieben. Mit der Erfindung der Instrumenten-Ventile blieb es nicht nur bei (Zug-) Posaunen: Trompeten, Tenorhörner und Tubas kamen hinzu.
So entstanden irgendwann auch eigenständige Posaunenchöre, die sich im kirchlichen Zusammenhang aber immer in Bezug auf die Gemeinde verstanden haben. In Formen des Pietismus nutzte man den Posaunenchor als mobiles Begleitorchester auf Missionsreisen. Logisch: Das Hauptinstrument Orgel konnte man ja kaum in ein Missionszelt mitnehmen.
In Elpersheim war es der Dirigent Hermann Neubert, der im letzten Drittel des vorigen Jahrhundert mit der Modernisierung des Chor-Repertoires begonnen hat. Das Althergebrachte wurde nicht vergessen, doch langsam hielt der Swing Einzug. Musik mit Band und Schlagzeug, das kam an. Und sie war attraktiv für junge Menschen. Auch die Komponisten stellten sich auf den Trend ein. Gospelarrangements wurden geschrieben und bei Konzerten aufgeführt. Viele der Elpersheimer Alten Hasen hat diese Erfahrung geprägt – und bei der Stange gehalten. Junge Musiker rückten nach, wurden ins Elpersheimer Jahresprogramm integriert. Zum Drumherum gehören heute etwa Weihnachtsauftritte in der Ortschaft, Gastauftritte im Kirchenbezirk, gemeinsame Aktivitäten. Zu den regelmäßigen Höhepunkten zählt der Ulmer Posaunentag. Bis zu 10 000 Musiker kommen hier zusammen. Und die Elpersheimer sind immer begeistert dabei.
Ein Drittel sind Katholiken
Ökumene wird übrigens groß geschrieben: Eine Messe mit Musik in der katholischen Kirche? Selbstverständlich. Das evangelisch fundierte Ensemble besteht immerhin zu einem Drittel aus Katholiken.
Aktuell ist ein harter Kern, das Organisationsteam, mit den Jubiläumsvorbereitungen beschäftigt. Vor dem ersten großen Auftritt am 12. März in der Tauberphilharmonie muss noch gründlich geprobt werden. Ein ganzes Wochenende verbringen die Teilnehmer mit einem Musikexperten des Jugendwerks in Klausur. Der Musikerkreis wird aufgeweitet: Am Jubiläumskonzert werden auch versierte Instrumentalisten aus Weikersheim, Neubronn, Vorbachzimmern, Schmerbach und Reinsbronn teilnehmen.
Im Sommer ist zusätzlich eine Jubiläumsfeier mit einem Bläserteam des Jugendwerks geplant. Im Advent soll es – auch unter dem Zeichen des Jubiläums – ein Kirchenkonzert geben.
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