Evangelische Kirche

Pfarrer Peter Keßler zum letzten Mal auf der Kanzel

Mit Festgottesdienst in den endgültigen Ruhestand verabschiedet. 54 Jahre im Dienst der Kirche

Von 
Werner Mies
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Kirchengemeinderatsvorsitzender Ewald Lutz (rechts) und Kirchengemeinderätin Beatrice Rupp (links) bedankten sich bei Pfarrer Peter Keßler und seiner Ehefrau Anita für die langjährige Seelsorge in der evangelischen Kirchengemeinde Edelfingen mit Blumen und einem Präsent. © Werner Mies

Edelfingen. Seit 2005 ist Pfarrer Peter Keßler im Ruhestand. Eigentlich, denn es folgten 17 Jahre mit vielen Vertretungen im Pfarrdienst der Kirchengemeinden des Kirchenbezirkes Weikersheim und machten aus dem Ruhestand einen Unruhestand. Nun hat der umtriebige Seelsorger aus Altersgründen mit einem Festgottesdienst in der Edelfinger Kirche, den der Neubronner Posaunenchor unter der Leitung von Jürgen Klein und Organistin Anita Keßler musikalisch begleitete, am Sonntagvormittag einen Schlusspunkt unter dieses Kapitel seines geistlichen Berufsweges gesetzt.

Damit ging eine 54-jährige theologische Laufbahn zu Ende, die nach dem erfolgreichen sechsjährigen Studium in Tübingen, Göttingen und Berlin mit dem Vikariat in Musberg und Denkendorf 1968 begann. Zum Pfarrer wurde Keßler in die Pfarrei Aichwald-Aichelberg berufen, wo er von 1971 bis 1981 tätig war. Dann zog es den 1943 in Creglingen geborenen und in Münster und Crailsheim aufgewachsenen Jungpfarrer wieder in die heimischen Gefilde des Taubergrundes, nämlich an die freigewordene Pfarrstelle von Edelfingen. Hier blieb Pfarrer Keßler bis 1994 und gewann durch seine offene Art schnell die Herzen der Edelfinger. Nicht nur die Seelsorge gehörte zu seinen Aufgaben, sondern auch die Erhaltung kirchlicher Bauten. Gehört ja nicht nur die Kirche, sondern auch das Pfarrhaus und ein Gemeindehaus zum Baubestand der Kirchengemeinde. Deshalb wurde unter der Ägide von Pfarrer Keßler 1983 das Gemeindehaus und 1984 der Kirchturm, bei der die nicht ganz ungefährliche Ausbesserung der Schiefereindeckung des spitzen Schieferdaches durchgeführt wurde, renoviert. 1982 hatte sich in Edelfingen ein Arbeitskreis Heimatgeschichte gebildet, der sich um den Erhalt der brüchig gewordenen Theobaldsruine bemühte. Da die evangelische Kirchengemeinde Eigentümer von Grund und Boden, auf dem die Ruine der ehemaligen Theobalskapelle steht, ist, war auch hier Pfarrer Keßler mit im Boot. Hier wurde auf seine Initiative im Mai 1985 der erste „Gottesdienst im Grünen“, der sich später Theobaldsfest nannte, gefeiert. Wegen des mühsamen Aufstiegs auf den Theobald und der fehlenden Infrastruktur für den folgenden Festbetrieb wurde später das nun zum Jahresprogramm gehörende Theobaldsfest in den Garten des Gemeindehauses verlegt.

1994 war dann die Kirche dran, die einer grundlegenden Renovierung bedurfte. Unter Beteiligung des Landesdenkmalamtes und eines fachkundigen Restaurators wurde unter anderem die ursprüngliche und noch heute bestehende helle Farbgebung des Kircheninnenraumes angebracht. Auch die Entdeckung eines unter dem Verputz freigelegten unverglasten romanischen Fensters gehörte zu den Überraschungen dieser umfänglichen Renovierung, für die Pfarrer Keßler mitverantwortlich war.

Pfarrer wohnen üblicherweise in den Pfarrhäusern ihrer Gemeinden. Deshalb ist bei einer Versetzung damit auch ein Wohnsitzwechsel der gesamten Familie verbunden. So musste auch die Familie Keßler mit ihren drei Kindern mehrere Male die Umzugskartons packen und den Möbelwagen kommen lassen. Erst kurz vor seiner Versetzung in den Ruhestand konnte die Familie Keßler 2003 ein Eigenheim in Edelfingen erwerben, das dann zum Altersitz wurde. Von hier aus versorgte er noch zwei Jahre die Gemeinde in Neubronn, um dann ab 2005 seine Pensionierung zu genießen, die sich allerdings zunehmend, wie eingangs erwähnt, in einen Unruhestand verwandelte. Dazu gehörte auch die Tätigkeit als Pressepfarrer des Kirchenbezirkes Weikersheim, die er schon seit 1987 ausführte und für die er 2012 mit der „Johannes-Brenz-Medaille“ in Bronze von der evangelischen Landeskirche ausgezeichnet wurde. Eine Selbstverständlichkeit für Peter Keßler ist natürlich, dass er sich auch in seiner Heimatgemeinde kirchlich engagiert. Das tut er beispielsweise damit, dass er 2009 Aufgaben des kirchlichen Besuchsdienstes übernommen hat und seit 2010 Teammitglied des Seniorenkreises ist. Für diese Aufgaben wird er auch weiterhin zur Verfügung stehen.

Nach diesem erfüllten Berufsleben mit 42 Jahren Predigtdienst im Taubergrund und insgesamt 54 Führungsjahren einer evangelischen Gemeinde war es Pfarrer Keßler ein Bedürfnis, sich bei allen Mitarbeitern, Wegbegleitern, Helfern und Unterstützern zu bedanken, ohne deren Hilfe es nicht möglich gewesen wäre, ein lebendiges Gemeindeleben zu entwickeln. „Das war’s dann mit dem Predigen“, sagte Peter Keßler abschließend. Aber ganz lassen kann er die Verkündigung doch nicht: Er hat angekündigt, künftig regelmäßig in der Tagespflege der Mobilen Dienste in Bad Mergentheim Andachten für die Gäste zu halten. „Mit Menschen zu sprechen, anstatt nur von der Kanzel herab zu reden, mag ich eigentlich sehr“, gestand Keßler zum Schluss seiner Ausführungen.

Auch Kirchengemeinderatsvorsitzender Ewald Lutz unterstrich in seinen Dankesworten die vielen beruflichen Stationen von Peter Keßler, in denen er sich unter anderem den Ruf eines Renovierungspfarrers erworben habe. Er dankte dem scheidenden Pfarrer im Namen der Edelfinger Kirchengemeinde für seine vielen Gottesdienste zu festlichen oder nachdenklichen oder auch traurigen Gelegenheiten, die den Besuchern immer Trost und Zuversicht mitgegeben haben und überreichte ein Blumengebinde und ein Präsent.

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