Kulturoase

Kampf um den Erhalt von „Buch und Papier“

Eine fehlende Nachfolge könnte das Aus für den kleinen Laden bedeuten, Unterstützer möchten nach einer Lösung suchen

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ibra
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Vor sieben Jahren übernahm Marijke Beemsterboer (rechts) „Buch und Papier“ als neue Inhaberin von der Gründerin Andrea Gerstner. © Inge Braune

Weikersheim. Es ist eine Oase des Besonderen, dieses Lädchen zwischen Gänsturm und Rosenbrunnen. „Buch und Papier“ zählt gut 20 Jahre und gehört einfach mitten hinein in das Kunst- und Kulturstädtchen Weikersheim. Jetzt droht das Aus: Eine Nachfolge fehlt.

Für Marijke Beemsterboer war es gar keine Frage, „Buch und Papier“ als Inhaberin weiterzuführen, als die Gründerin und ehemalige Kindergärtnerin Andrea Gerstner vor sieben Jahren in den Ruhestand gehen wollte. Schließlich war sie von Anfang an in die Buchladenidee der guten Freundin eingebunden, stand von Tag eins an nicht nur regelmäßig an der Kasse und dem Buchsuch- und -Bestellcomputer, sondern war auch mit unterwegs auf Buchmessen, packte beherzt mit zu, wenn Großbestellungen der örtlichen Schulen auszuliefern waren, falzte gekonnt schöne Geschenkpapiere um Bücher. Jeder Tag im Laden mache ihr Freude, auch jetzt noch, mit fast 70 Jahren. Aber jetzt habe doch auch sie ein Recht auf den Ruhestand.

Schon seit Monaten hält sie Ausschau nach einer Nachfolgelösung: Einiges schien sich anzubahnen, wurde dann doch nichts. Nicht, weil das kleine Geschäft sich nicht trüge: Neben der treuen Kundschaft, die das nur 40 Quadratmeter Lädchen, das sich als immer wieder überraschend vielgestaltige Fundgrube für Besonderes erweist, sind es oft Besucher kultureller Veranstaltungen oder Teilnehmer von Kursen der Musikakademie Schloss Weikersheim, die hier nach spritzigen Grußkarten oder außergewöhnlichen Mitbringseln erfolgreich Ausschau halten.

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Als Andrea Gerstner vor gut zwei Jahrzehnten den Laden eröffnete, war für sie von vornherein klar, dass für „nur Bücher“ das Städtchen zu klein sei. Mit Unterstützung durch ihr kleines Mitarbeiterteam und Familienangehörige entwickelte sie ein perfekt auf den kleinen, durch die hellen Fensterfronten zur Straßen- wie zur Hofseite, viel größer wirkenden Verkaufsraum zugeschnittenes Mix-Konzept mit feinem Buchsortiment, Zeitungen, Zeitschriften, Papeteriewaren und außergewöhnlichen Geschenkartikeln.

Der „Laden im Miniformat“ überraschte vom ersten Tag an als Oase für Besonderes, die arrivierte Buch- und Papierfans ebenso anzog wie Weikersheim-Besucher aller Altersstufen. Etliches wird gleich im Doppel eingekauft: „Zu schade, es nur herzuschenken – eins behalte ich selbst“, hören Mrijke Beemsterboer und ihre Mitarbeiterinnen immer mal wieder.

Der Buchbestand im Laden ist nicht gerade riesig. Einen Schwerpunkt bilden Kinderbücher und Jugendliteratur. Eltern und Großelten wissen das vielfältige Angebot zu schätzen, denn, wie es eine Kundin auf den Punkt bringt: „Ein Kinderbuch muss man anfassen können.“ Da spiele die Papierqualität eine Rolle, die Bildgestaltung, auch die Stabilität – alles Qualitäten, die übers Internet nicht greifbar sind.

Neben den Regalabteilen für jüngste und junge Leser müssen sich ein zwar handliches, aber qualitätsvolles Sachbuch-Sortiment und eine gekonnte aktuelle Auswahl schöner, spannender und anregender Lektüre den Platz teilen. Der Laden bietet außerdem einen schnellen und verlässlichen Bestellservice, den private Kunden ebenso wie die Schulen, die Stadtbücherei und Unternehmen gern nutzen.

„Buch und Papier“ muss erhalten bleiben, findet der Stammkunde Thomas Rietschel: „Was wäre eine Kunst-, Kultur- und Musikstadt ohne Buchladen?“ Auch Bürgermeister Nick Schuppert will sich für den Buchladen starkmachen – etwa mit einer finanziellen Start-Unterstützung durch einen Zuschuss zur Miete. Am Freitag, dem 17. Mai wollen sich Unterstützer im gleich neben dem Buchladen gelegenen „uhu“-Seniorentreff (Hauptstraße 30) zusammensetzen, um Rettungsmöglichkeiten für „Buch und Papier“ auszuloten. Nachgedacht wird dann unter anderem über Privatkredite zur Co-Finanzierung der Ablösesumme, persönlichen Einsatz, genossenschaftliche oder andere mögliche Rechtsformen und weitere Ideen. Informationen zum Treffen gibt es direkt bei „Buch und Papier“ unter Telefon 07934 / 994688 sowie per E-Mail buchundpapier@t-online.de. ibra

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