"Die Vereinsarbeit hat einen hohen Wert für die Gemeinde und die Bevölkerung", so Igersheims Bürgermeister Frank Menikheim.
Igersheim. Er sagte dies anlässlich der Abschlussveranstaltung des Förderprogramms "Engagement braucht Leadership" von der Robert-Bosch-Stiftung und dem Paritätischen Bildungswerk Baden-Württemberg. Igersheim war einer von sieben Standorten im Land, die über zwei Jahre hinweg Unterstützung in Form von Workshops und intensiven Beratungen durch Experten erhalten haben, mit dem Ziel, die Vereinsvorstände sowie die Attraktivität dieser Aufgabe zu stärken.
Sinnvolle Betätigung
"Vereinsarbeit ist eine sinnvolle Betätigung, ein sozialer Kitt, ein Anker. Sie gibt Halt und Struktur", betonte Menikheim. Vereine seien Orte der gelebten Solidarität. Entsprechend setze sich die Gemeinde für deren Förderung ein. Gerade in der heutigen, sich schnell verändernden Welt seien Vereine der Ort, an dem Werte und Tradition gepflegt werden.
Zugleich mahnte der Bürgermeister aber auch, dass die Vereine mit der Zeit gehen müssten. Dies bedeute den Spagat zwischen Traditionspflege und dem Aufbruch zu Neuem.
In Igersheim habe man sich bereits lange vor der Bewerbung für das Förderprojekt mit dem Thema "Vereinsarbeit" intensiv befasst. Die kostenfreie Bereitstellung von Räumen und Sportstätten durch die Gemeinde belege dies beispielhaft. Man wolle, nicht zuletzt mittels dieses Programms, zukunftsfähige Lösungen sowie Win-win-Situationen schaffen. Ebenso betonte Menikheim seine Wertschätzung, die er gegenüber den Vereinen und deren Arbeit habe.
Unter der Leitung von SWR 4-Moderator Dr. Alexander Dambach präsentierten die Vorstandsmitglieder der am Förderprogramm teilnehmenden Vereine - die Musikkapelle Igersheim, der 1. FC Igersheim, die Fastnachtsgesellschaft "Kalrobia", der DRK Ortsverein Igersheim, der Schützenverein Igersheim sowie der Sängerkranz Igersheim - ihre Resultate und Umstrukturierungsmaßnahmen auf Basis der neu gemachten Erfahrungen durch die Experten.
Einer dieser ausgewiesenen Fachleute war der Social-Media-Spezialist Martin Fresow.
"Zunächst ging es darum, ein Bewusstsein bei den Vorstandsmitgliedern dafür zu schaffen, warum auch sie im Social-Media-Bereich aktiv werden sollten", so Fresow. "Denn tolle Arbeit bringt nur etwas, wenn darüber gesprochen wird."
Die digitale Revolution habe die Kommunikation der Gesellschaft verändert und entsprechend müssten die Vereine diese neuen Gesprächsplattformen verstehen lernen. "Dies ist ein Mittel direkter Kommunikation zu Mitgliedern und Nichtmitgliedern. Man bestreitet damit einen Dialog auf Augenhöhe", bekräftigte Fresow. Dafür seien jedoch auch Strategien wichtig, wie das erworbene Wissen über die digitale Kommunikation konkret und zielgerichtet umgesetzt werden kann. "Denn nicht jeder Kanal ist für jeden geeignet", betonte er. "Es gilt sich der eigenen Stärken und Kompetenzen bewusst zu werden." So sei die gegenseitige Unterstützung von Vereinen in diesem Bereich eine chancenreiche Möglichkeit.
In diesem Sinne gewann Hans Fritzenschaft, Vorsitzender des DRK Ortsvereins, die Erkenntnis, dass man die Öffentlichkeitsarbeit vielleicht etwas vernachlässigt habe: "Viele fragen sich, was machen die denn das ganze Jahr über?". Ein beeindruckendes Beispiel in Sachen Innovation im Medienbereich präsentierte der 1. FC Igersheim mit seinem Film über den "1. Igersheimer Firmenlauf".
Grundsätzliches vermittelt
Grundsätzliche Aspekte der Vorstandsarbeit vermittelte Wolfgang Mesner. Er unterstützt in seinem beruflichen Alltag Politiker und Manager dabei, ihre Führungsstrukturen konstruktiver zu gestalten. "Die Themen sind bei allen gleich", so Mesner. Sowohl bei Chefs von Wirtschaftsunternehmen als auch bei den Vereinsvorständen geht es um menschliche Themen und Charaktereigenschaften. Allerdings habe man es bei Vereinen mit Menschen ohne Führungserfahrung zu tun, denen nun diese Aufgabe zufalle. Entsprechend gelte es zu bestimmen, welche Fähigkeiten, Strukturen und persönliche Kompetenzen für diese Aufgabe wichtig seien. Ein dabei zu klärender Aspekt sei die Diskrepanz zwischen nötiger Basisarbeit und persönlich eingebrachtem Engagement.
Eine Möglichkeit, die Vereinsarbeit insgesamt attraktiver zu machen, sei die Option, Praktika im Verein anzubieten, wie auch eine Hospitanz im Vorstand zu ermöglichen. "Dies bringt nicht nur zusätzliche Qualität, sondern ermöglicht zudem Selbstreflexion. Denn Vereinsarbeit ist ein immerwährender Prozess." Die Vereine müssten grundsätzlich für sich klären, ob ihr grundlegender Vereinszweck überhaupt noch aktuell ist.
"Ein Verein kann heute nicht mehr nur einen solitären Vereinszweck erfüllen", betonte Mesner. "Vereinsarbeit ist ein Querschnittsthema und keine Konkurrenzsituation. So schließen sich Fußball spielen und Singen nicht aus." Kooperationen mit anderen Vereinen und ein breites Angebot, das über das eigene Spektrum hinausgeht, seien Indikatoren für eine enge und gefestigte Vereinsbindung, bekräftigte Mesner. Gemäß diesem Motto begeisterte der traditionsreiche Sängerkranz Igersheim mit seinem innovativ ausgerichteten Projektchor "Singforfun" zahlreiche Neulinge für die Teilnahme in einem Chor, die zuvor nie eine Mitgliedschaft im Sängerkranz erwogen hatten.
Für den aktiven Austausch
Oberstes Ziel des Förderprogramms ist zudem der aktive Austausch und die gegenseitige Hilfestellung innerhalb aller Vereine. In diesem Sinne haben sich im Rahmen des Förderprogramms die sechs teilnehmenden Vereine und das Bürgernetzwerk (BNW) zusammengeschlossen und das Projekt "Wir für uns - mit Igersheimer Vereinen in die Zukunft" ins Leben gerufen.
Als Kommunikations- und Informationsplattform entstand so die Homepage www.igersheim-aktiv.de, um anderen interessierten Vereinen und ehrenamtlich engagierten Menschen die gemachten Erfahrungen und das erworbene Wissen zugänglich zu machen und mit ihnen zu teilen.
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