Gasthaus "Zum Löwen" in Igersheim - Traditionslokal der Wirtsleute Teufel-Uhl schließt / Keine Nachfolgelösung in Sicht / Bürgermeister Menikheim bietet Unterstützung an

Im Dezember endet eine lange Tradition

Von 
Klaus T. Mende
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Igersheim. In Igersheim endet im Dezember eine Tradition: Das Gasthaus "Zum Löwen" in der Goldbachstraße schließt nämlich dann seine Pforten - zumindest unter der Regie der jetzigen Wirtsleute.

"Mein Mann geht in Rente", so Antonie Teufel-Uhl, für den Service zuständig, "und es gibt in der Familie keinen, der das Lokal übernimmt", ergänzt ihr Gatte Otmar Uhl, er schwingt seit mehr als drei Jahrzehnten erfolgreich in der Küche den Kochlöffel. Sie machen aber auch keinen Hehl daraus, dass es ihnen schon etwas schwerfalle. Schließlich sei es ihnen gelungen, den "Löwen" in all den Jahren als Lokal mit gut-bürgerlicher deutscher Küche nicht nur in Igersheim, sondern auch weit darüber hinaus fest zu verankern und einen treuen und großen Kundenstamm zu akquirieren, der das gute Essen, das frisch gezapfte Bier, die edlen Tropfen sowie das gemütliche Ambiente sicher schmerzlich vermissen wird.

Die Wirtin, so sagt sie, werde zunächst einmal die Fremdenzimmer weiterführen. Wie es künftig gastronomisch in der Kommune weitergehen werde, ist derzeit noch offen. Außer dem "Heckenwirt" gibt es mit Beginn des neuen Jahres keine "deutsche Küche" mehr. Bürgermeister Frank Menikheim hat aber bereits seine Unterstützung angeboten.

"Verpachten werden wir die Räumlichkeiten nicht, wenn sich ein Interessent findet, dann sind wir bereit, komplett zu verkaufen", teilt Antonie Teufel-Uhl bei einem Vororttermin den Fränkischen Nachrichten mit. Eigentlich benötige es nur jemanden, der bereit sei, sich richtig einzubringen, der gut kochen könne und dies zu günstigen Preise tue. Genügend Gäste seien in jedem Fall vorhanden, so die gebürtige Igersheimerin, zumal zu dem Betrieb auch noch im Sommer ein wunderschöner Biergarten gehöre, in dem sich bei großer Hitze sehr gut aushalten lasse.

Das Gebäude des "Löwen" gehört zu den ganz traditionsreichen im Ort. Denn schriftliche Quellen reichen zurück bis ins Jahr 1626. In der Bürgermeisterrechnung jenes Jahres, so ist den Unterlagen zu entnehmen, findet ein gewisser Hans Michael Zorn als "oberer Wirt" Erwähnung. Demzufolge bezahlte er seinerzeit 37,5 fl. Umgeld, was mit einer Getränkesteuer vergleichbar ist, an die Gemeinde. Aus früherer Zeit liegen keinerlei Schriftstücke vor. Allerdings, so nehmen Historiker an, sei es möglich, dass die Ursprünge des Gasthauses bis in das Mittelalter zurückreichen, handelt es sich doch um eines der zwei Wirtshäuser in Igersheim, die mit einem Schankrecht ausgestattet waren.

Im 17. Jahrhundert wird die Schankstätte, so ist weiter zu erfahren, lediglich als "oberer Wirt" betitelt, bevor 1707 erstmals der Zusatz "Löwenschildwirt" und 1712 die Bezeichnung "Wirt zum güldenen Löwen" auftaucht.

Kurz nach 1800 dürfte dem Gasthaus, so zeigen es die Geschichtsunterlagen auf, eine Bierbrauerei angegliedert worden sein, denn 1804 kaufte Adam Schmitt aus Markelsheim, der seit 1793 eine solche Brauerei (vermutlich beim "Löwen") betrieb, das Lokal. Zu besagter Brauerei gehörten der Felsenkeller am Spießle, in dem im Sommer das Eis zum Kühlen gelagert wurde. 1874 erfolgte eine Trennung von Gastwirtschaft und Brauerei. "Löwen"-Wirt Philipp Behringer verkaufte die Wirtschaft an Leonhard Spall und übernahm selbst die Brauerei, deren Betrieb schließlich 1921 eingestellt wurde. 1902 heiratete der Bierbrauer Anton Teufel aus Igersheim, der schon in Ochsenfurt ein Gasthaus betrieben hatte, die Tochter der Familie Spall. So ist seit 1903 und damit seit gut 111 Jahren der traditionsreiche "Löwe" im Besitz der Familie Teufel.

"Wir gehen mal wieder zum 'Teufel' essen", so ist immer wieder in der Bevölkerung Igersheims und darüber hinaus zu hören. Indiz dessen, dass das Lokal beim Volk bestens ankommt, ist die Tatsache, dass man oft nur dann einen Tisch kriegt, wenn man vorher bei den Wirtsleuten reserviert hat. Äußert beliebt ist der "Löwe" auch bei den "reiferen Semestern" der Gemeinde, die sich hier regelmäßig zum abendlichen Stammtisch treffen - manchen soll's so gut gefallen, dass dies mehr als einmal pro Woche der Fall ist . . .

In jedem Fall geht eine Ära zu Ende, wenn im Dezember der Vorhang endgültig fällt. Wehmut ist sicher jetzt schon zu spüren - bei den Wirtsleuten gleichermaßen wie bei den Gästen. Derzeit sieht es so aus, dass die Räumlichkeiten mit Beginn des neuen Jahres zunächst einmal leer stehen.

Doch nicht zuletzt Schultes Frank Menikheim will sich persönlich einschalten, um vielleicht jemanden zu finden, der bald wieder kocht und ausschenkt.

"Der 'Löwen' ist ein alteingesessener Gasthof mit guter Küche und er ist ein Treffpunkt und Begegnungsort. Deshalb wäre es natürlich sehr wünschenswert, dass eine adäquate Nachfolge gefunden wird. Wenn ich hierbei unterstützen kann, werde ich dies gerne tun. Ich habe dies der Familie Teufel-Uhl bereits vor längerer Zeit angeboten. Doch zunächst hoffe ich, dass sich eine gute Nachfolge ergibt", so der Bürgermeister auf FN-Anfrage. Die Voraussetzungen für eine Übernahme seien gut, denn der Gasthof habe eine lange Tradition und eine treue Stammkundschaft.

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