Projekt "Bürgerweinberg" - Im Gewann "Unterer Leitenweg" sollen im kommenden Jahr 1500 Rebstöcke gepflanzt werden

"Erhalten ein Stück alte Identität zurück"

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Katja Hesslinger
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Das Igersheimer Projekt "Bürgerweinberg" nimmt Gestalt an: Im Gewann "Unterer Leitenweg" sollen im nächsten Jahr 1500 Rebstöcke gepflanzt und ehrerenamtlich betreut werden.

IGERHSEIM. "Seit vielen Jahren ist es mit Blick auf die touristische Perspektive schade, dass Igersheim kein Weinort mehr ist. Denn dass dies ein schöner und attraktiver Aspekt ist, war schon immer klar", erklärt Igersheims Bürgermeister Frank Menikheim im Gespräch mit unserer Zeitung über den geplanten Bürgerweinberg im Gewann "Unterer Leitenweg" in Igersheim.

Im Zusammenhang mit dem Leader-Förderantrag zur Sanierung des Gewölbekellers unter der Zehntscheune reichte die Gemeinde Igersheim im Frühjahr deshalb auch einen Leader-Förderantrag zur Anlegung eines Bürgerweinbergs ein. Das Leader-Regionalmanagement Hohenlohe-Tauber stimmte zu. Ebenso erteilte die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) für die ausgewiesene Fläche, die außerhalb des Rebenaufbauplanes liegt, bereits die weinbau- und anbaurechtliche Genehmigung, wie Kerstin Walter vom Haupt- und Bauamt mitteilt. Lediglich die finale Genehmigung des Regierungspräsidiums steht noch aus. "Es ist sinnvoll, ein derart schönes Projekt zu unterstützen", betont der Bürgermeister. "Es gibt unserer Gemeinde ein Stück alte Identität zurück." Denn bereits 1090 wurde Igersheim erstmals urkundlich als Weinbaugebiet erwähnt. Dies fand allerdings 1912 ein jähes Ende auf Grund von starkem Frost und Krankheitsbefall der Reben. Es handle sich also bei dem Projekt "Bürgerweinberg" um einen seit langem kollektiv schlummernden Wunsch in der Gemeinde, der nun endlich realisiert werde, erklärt Ingrid Kaufmann-Kreusser, Tourismus- und Kulturbeauftragte der Gemeinde.

Auf der Fläche östlich des Wohngebiets Kirchberg sollen zunächst 40 Ar mit 1500 Rebpflanzen angelegt werden. Laut Genehmigungsbescheid kann zukünftig sogar die doppelte Flächengröße kultiviert werden. Zwischen Weinberg und dem angrenzenden Wohngebiet sind zudem zwei Reihen Streuobst vorgesehen. Geplant sei, so Menikheim in diesem Zusammenhang, dass nicht nur Wein aus dem Ertrag des Bürgerweinbergs gewonnen werden soll. "Je breiter das Projekt angelegt ist, desto mehr Teile der Bevölkerung sprechen wir an." In diesem Sinne soll es neben Weintrauben auch 50 Stöcke Tafeltrauben geben, die an Kindergärten und Schulen weitergegeben werden können, erklärt er. Zudem sollen Lernprojekte und Mitmachangebote realisiert werden. "Es soll dabei um die allgemeine Frage gehen, wo was herkommt. Das wissen viele Kinder heute gar nicht mehr", so der Bürgermeister. Der Streuobstgürtel soll dementsprechend auch mit alten, traditionsreichen Apfel- und Birnensorten bepflanzt werden, fügt Kerstin Walter hinzu. Auf Anraten von Weinbautechniker Ralf Heinkelmann und einem empfohlenen Rebveredler werden die Sorten "Regent" (rote Traube) und "Muscaris" (weiße Traube) gepflanzt. Beide Sorten weisen eine extreme Widerstandsfähigkeit gegenüber Pilzbefall auf. Der Wein, der aus den angebauten Trauben des Bürgerweinbergs entsteht, ist nicht für kommerzielle Zwecke vorgesehen. Vielmehr soll daraus ein "exklusiver Bürgerwein" entstehen, der als besonderes Präsent von Seiten der Gemeinde an Ehrengäste und Jubilare überreicht wird. Die Winzergenossenschaft (WG) Markelsheim hat sich bereit erklärt, das Keltern und Abfüllen zu übernehmen. Sowohl Frank Menikheim als auch Ingrid Kaufmann-Kreusser betonen die gute Kooperation mit der WG, insbesondere dem geschäftsführenden Gesellschafter Michael Schmitt, fern jeglichen Konkurrenzdenkens.

Die Vorarbeiten sowie die Anlegung des Weinbergs, die für das Frühjahr 2017 vorgesehen sind, sollen durch ein Lohnunternehmen realisiert werden. Alle anfallenden Arbeiten, die in der Folge zur Erhaltung und Pflege des Weinbergs maschinell durchgeführt werden können beziehungsweise müssen, werden vom Bauhof übernommen. Aber die Handarbeit am Stock selbst soll selbstverständlich durch die Hände von Ehrenamtlichen bewerkstelligt werden, erklärt Kerstin Walter.

Info-Abend am 22. November

Prinzipiell ist die Gemeinde Igersheim Eigentümer des Weinbergs. Jedoch obliegt die künftige Betreuung und Verwaltung des Rebgebietes einem eigens dafür noch zu gründenden Verein. Diesem kann jeder, der Interesse und Spaß an der Mitarbeit rund um den Weinberg hat, beitreten. "Jeder ist willkommen, Laien und Experten gleichermaßen", erklärt der Bürgermeister. "So können auch Leute von außerhalb der Gemeinde gerne Mitglied im Verein werden".

Es handelt sich um ein Großprojekt für Igersheim", meint Ingrid Kaufmann-Kreusser. Etwa 250 bis 300 Arbeitsstunden fallen pro Jahr für die Bewirtschaftung eines Weinbergs dieser Größe an. "Es gibt genug Reben, so dass jeder seine Rebe für sich findet. Es ist etwas für die ganze Familie", so Kaufmann-Kreusser und fügt hinzu: "Es ist die Mischung aus einer uralten Idee mit modernen Sorten. Das ist ein wirklich spannendes Unterfangen".

"Es ist ein neues Gemeinschaftsprojekt, bei dem Menschen aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten zusammenfinden", bekräftigt Kerstin Walter. "Es ist zudem in unserer heute schnelllebigen Zeit ein Projekt in der Natur zum Entschleunigen."

Eine Informationsveranstaltung für alle, die sich für den Bürgerweinberg allgemein sowie für ein aktives Mitwirken und einen Vereinsbeitritt im Besonderen interessieren, findet am Dienstag, 22. November, um 19 Uhr im Bürgerhaus statt. Ralf Heinkelmann wird an diesem Abend über die Arbeiten, die während eines Jahres in einem Weinberg anfallen, berichten. Zudem spricht ein Gastredner aus Mainaschaff über seine Erfahrungen mit einem Bürgerweinberg.

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