Aktuell laufen die letzten Sanierungsarbeiten an der Tauberbrücke bei Schäftersheim. Ende Oktober soll sie wieder in Betrieb gehen. Erbaut wurde die Brücke in der bisherigen Form vor 245 Jahren.
Schäftersheim. Auf einer alten Planskizze aus dem 17. Jahrhundert wird die Schäftersheimer Tauberbrücke als einfacher Holzsteg dargestellt, was auf eine Nutzung überwiegend für Fußpassagen hindeutet. Es existierten jedoch noch zwei Wasserfurten an Niedrigwasserstellen, durch die die Fuhrwagen gezogen wurden.
Zahlreiche Todesfälle in Verbindung mit den gefährlichen Passagen durch die Furten sind in den Schäftersheimer Pfarrchroniken niedergeschrieben und dokumentieren auf diese Weise die Gefahren solcher Flussquerungen. Die Brücken in Stand zu halten war „von alters her“ Aufgabe der Dorfgemeinde und so steht in einer alten Schäftersheimer Gemeindeordnung unter Kapitel 2 die Anweisung „Weg und Steg zu reparieren, item die Gräben um das Dorf.“
Bis Ende des 18. Jahrhunderts war auch die Schäftersheimer Tauberbrücke als sogenannte Jochbalkenkonstruktion ausgelegt, welche zudem als älteste Brückenbauform gilt. Am 6. Februar 1776 berichtet die Pfarrchronik unter Pfarrer Eggel, „herrschte große Kälte und schröcklicher Eisgang“ an der Tauber, wodurch die Jochbalkenträger mitsamt dem Steg zerstört wurden. Die beiden Bürgermeister vom Dorfgericht und der Gemeinde eröffneten ein Bittschreiben, die sogenannte „Supplic“, an das Fürstenhaus in Öhringen zur Unterstützung der notwendigen Reparatur.
Wie finanzieren?
Nicht nur das Fürstenhaus, sondern auch die umgebenden Ortschaften, allen voran Nassau, steuerten dem Brückenneubau entsprechende Gelder bei. Der weitaus höhere Anteil wurde jedoch durch aufgenommene Kapitalien von wohlhabenden Bürgern bestritten.
Hofmaurer Huckler Senior aus Weikersheim war mit seinem Sohn beauftragt worden zwei Uferpfeiler aus Kalkstein anstelle des Jochholztragwerks zu mauern. Das für die Hauptkonstruktion notwendige Eichenholz aus zehn starken Stämmen wurde von dem Landesherrn als Beisteuerung bewilligt und aus der fürstlichen Waldung im Winterberg bezogen.
Am Uferpfeiler auf Schäftersheimer Seite wurde das Bauprojekt von 1776 in einem graviertem Eckstein, welcher heute noch gut sichtbar ist, den nachfolgenden Generationen als Gedenken hinterlassen. Der hölzerne Oberbau der Brücke hielt 1812 noch dem Durchmarsch des württembergischen Kontingents nach Moskau stand, doch schon 1814 wurde eine weitere Renovierung erforderlich. Die napoleonischen Kriege haben die Gemeinden äußerst verarmt und so wurden erneut Bittgänge an die Herrschaft erforderlich um Beiträge zum Brückenbau zu erhalten.
Das Bauholz mit den erforderlichen Abmessungen von mindestens 18 Zoll Dicke auf einer Länge von 30 Schuh suchte man in den hiesigen Gemeinde- oder Privat-Waldungen vergeblich. Solche Eichenstämme fand man überwiegend in den fürstlichen Nassauer Waldungen wie der „Zindlerin“ oder den „Lichteneichen.“
1861 erwirken die Gemeinde-Kollegien nach vorausgegangenen Beschwerden eine Korrektur des Straßenverlaufs nach Weikersheim sowie den Bau von zwei Brückenpfeilern aus gemauertem Kalkstein anstelle der Jochholztragwerke, welche noch zwischen den Uferpfeilern verblieben sind. Hierfür wurden 1862 von „königlicher Majestät“ 1500 Gulden Unterstützung als Staatsbeitrag aus dem Straßenbaufonds bewilligt.
Wasserpegel steigen
Die heutige Erscheinung dieser Brückenwiderlager und Uferpfeiler ist größtenteils auf diese Brücken-Korrektur aus dem Jahre 1862 zurückzuführen. Der tragende Brückenaufbau wurde dabei weiterhin als Eichenholzkonstruktion umgesetzt. 1877 monierte der Gemeinderat eine zu niedrige Fahrbahnhöhe, was eindeutig auf gestiegene Höchstwasserpegel zurückzuführen war.
Nach einem Gutachten des zuständigen Werkmeisters sollte sogar die Korrektion der Tauber in Betracht gezogen werden um Abhilfe zu schaffen. Dieses Vorhaben wurde jedoch vom Oberamt aufgrund von Gegenstimmen betroffener Güterbesitzer, sowie der „allgemein schlechten Zeiten“ abgelehnt. 1880 wurde der Höchstwasserpegel bei 3,30 Meter abgelesen, was eine Steigerung von 20 Zentimeter zum bisherigen Höchstwasserstand darstellte. Demnach wurde es erforderlich eine erneute Brückenoptimierung in Ausplanung zu geben.
Das königliche Ministerium des Innern, Abteilung Straßen-und Wasserbau, genehmigte die in den Plänen angegebene Konstruktion des Weikersheimer Oberamtswegemeisters Kauffmann vom September 1882. Der schadhafte hölzerne Oberbau sollte dabei vollständig entfernt und dem Stand der Zeit entsprechend durch eiserne H-Träger und einem Fahrbahnunterbau aus Stahlblechprofilen nach der Erfindung des französischen Ingenieurs Zores ersetzt werden. Die Fahrbahn sollte zudem durch beidseitige steinerne Trottoirs ausgestattet, sowie von einem Geländer aus schmiedeeisernen Kassettenfeldern abgesichert werden. Die Niveaumaße der Trägerunterkante wurde dabei mit einer Reserve von 30 Zentimeter zum Höchstwasserstand von 1880 eingeplant, wofür sämtliche Brückenpfeiler hochgemauert wurden und die beidseitigen Zufahrten fünf Prozent Steigung erhielten.
Teueres Eisen
Anhand des Kostenvoranschlages welcher sich auf 7449 Reichsmark belief, zeigten die 23 Tonnen Eisenwaren die teuerste Position auf. Für die abschließende „Chaussierung“ der Fahrbahn wurden Steine und sogenanntes „Kleingeschläge“ mühsam per Handarbeit eingearbeitet und planiert. Der Bau der neuen Tauberbrücke war nach einem Jahr Bauzeit im Sommer 1883 fertiggestellt worden.
Nach Abschluss der Brückenarbeiten wurde auf den 11. September 1883 der Termin zum offiziellen Belastungstest mit Nivellierinstrumenten sowie einem 16 Tonnen schweren Fruchtwagen angesetzt. Bei den Proben wurden keine Mängel festgestellt und die Brücke offiziell für den Verkehr freigegeben.
So erlebte die Schäftersheimer Tauberbrücke mit dem Übergang ins 20. Jahrhundert auch den bahnbrechenden Wandel vom Kutschenfuhrwerk hin zu motorbetriebenen Fahrzeugen. Im Frühjahr 1939 wurde erneut Sanierungsbedarf an der Brücke angemeldet. Das Mauerwerk der Uferpfeiler war geweitet und Fahrbahn wie auch Bankett entsprechend in Mitleidenschaft gezogen. Die metallene Fahrbahnunterschicht war durchrostet und musste erneuert werden. Zudem hatte ein Möbellaster unglücklicherweise Teile des schmiedeeisernen Geländers touchiert und in die Tauber geworfen.
Von Sprengung verschont
Das Sanierungskonzept sah im Zuge der drohenden Kriegsrüstung ab Sommer 1939 eine Verbreiterung der Fahrbahn auf zehn Meter sowie eine Erhöhung der Tragfähigkeit auf bis zu 24 Tonnen vor. Die Kosten wurden hierfür auf 42 500 Reichsmark angeschlagen, jedoch schon einen Monat nach Kriegsbeginn plötzlich gekürzt und stattdessen eine behelfsmäßige Sanierung beschlossen.
Um den Vormarsch der Amerikaner in den ersten Apriltagen des Jahres 1945 zu stoppen beschloss die Wehrmacht auch die Schäftersheimer Tauberbrücke in die Luft zu sprengen. Hierfür wurden am 5. April 1945 drei Minen installiert, welche jedoch durch glückliche Umstände nicht zündeten und das Bauwerk über das nahe Kriegsende retteten.
Die nicht reparierten Schäden der Behelfssanierung von 1939 wurden bei der Brückenschau 1954 erneut moniert. Schon fünf Jahre später wurde die Tauberbrücke durch die Neuverlegung der L1001 Weikersheim-Schäftersheim über den markanten Doppeltorbau des Klosters zur Nebenstrecke umfunktioniert und dadurch deutlich entlastet.
Aufgrund des Risikos durch die Schäden in der Unterkonstruktion wurde die Brückenlast auf sechs Tonnen herabgesetzt und ab dem 21. Jahrhundert komplett für den Fahrverkehr gesperrt.
Alte Pfeiler bleiben
Für das Jahr 2021 wurde von Seiten der Stadt Weikersheim ein Neubau der Tauberbrücke Schäftersheim unter Weiterverwendung der Ufer- und Zwischenpfeiler aus den Jahren 1862 eingeleitet.
Die bis dato unversehrten Stahlträger aus dem Jahre 1882 sowie der marode Brückenbelag werden dabei durch eine schwingungsgelagerte, optisch elegante Brückenkonstruktion in einem Holz-Beton-Verbund ersetzt.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/weikersheim_artikel,-weikersheim-eckstein-markiert-bis-heute-die-premiere-_arid,1859696.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/weikersheim.html