Unter dem Titel „Enter the Future“ hat „Wittenstein“ ein neues Veranstaltungsformat gestartet. Die Dialogreihe soll sich künftig „drängenden Zukunftsfragen“ widmen, so Dr. Manfred Wittenstein.
Weikersheim. Schon in der Vergangenheit hat die Wittenstein SE mit Hauptsitz in Igersheim-Harthausen flankierend zum Kerngeschäft regelmäßig zukunftsweisende Veranstaltungen ausgerichtet: Etwa mit den Philosophen Peter Sloterdijk (Thema „Kunst und Wirtschaft“) oder Julian Nida-Rümelin („Bildungskrise“).
Unter Corona-Bedingungen – das heißt per Videostream live aus der Weikersheimer Tauberphilharmonie – ging jetzt ein neues Format an den Start: „Enter the Future“, heißt es. Initiator Manfred Wittenstein hielt dabei fest, dass sich (auch) Unternehmen den „drängenden Zukunftsfragen der Gesellschaft stellen“ müssten. Ziel der Fragen seien zwingend Antworten, mindestens Lösungsansätze. Die Reihe solle, sobald das wieder möglich sei, auch als Präsenzveranstaltung ihre Fortsetzung finden.
Thema jetzt „CO2 – Klimakiller oder nützlicher Rohstoff?“; ein spannendes, hochaktuelles Thema. Dazu hatte Wittenstein und zwei Spezialisten aus Wissenschaft und Wirtschaft geladen, die das Thema aus den beiden Betrachtungsperspektiven Theorie und Praxis locker-anschaulich und dennoch kompetent beleuchteten.
Trotz der „Barriere“ einer nur rein virtuellen Teilnahme an der rund 90-minütigen Veranstaltung interessierten sich rund 200 Gäste aus der Region, aber auch aus dem Unternehmen selbst, für die Live-Übertragung.
Regelmäßiger Diskurs
„Dass das Konzept der neuen Dialogreihe – zwei Vorträge und ein anschließender moderierter Austausch zwischen Referenten, Gastgeber und Zuhörern – trotz der videobedingten Distanz gleich zum Auftakt gelang, lang auch an der bewusst gewählten konzentrierten Darstellungsform: freie Redebeiträge ohne ablenkende oder bildgewaltige Folienpräsentationen, im hochkarätig präsentierten Podcastniveau. In der Überlegung ist auch, die Aufzeichnung in einer Download-Variante all denjenigen verfügbar zu machen, die sich nicht live eingeloggen konnten.
Gastgeber Dr. Manfred Wittenstein, Aufsichtsratsvorsitzender der Wittenstein SE: „Wir wollen gemeinsam mehr verstehen, um besser handeln zu können.“ Die Reihe solle in der Region künftig regelmäßig Raum und Forum für einen öffentlichen unternehmerischen Diskurs zu Technik, Natur und Gesellschaft bieten. Denn: „Innovation ist der Weg in die Zukunft, der nicht bekannt ist.“
Ganz unterschiedlich an das Auftaktthema „CO2 – Klimakiller oder nützlicher Rohstoff“ heran gingen Torsten Kallweit (Leiter der Zentralabteilung Arbeits-, Brand-, Umweltschutz und Nachhaltigkeit der Robert Bosch GmbH) und direkt im Anschluss der Soziologe Prof. Ortwin Renn (Wissenschaftlicher Direktor am Institut für Transformative Nachhaltigkeitsforschung, IAAS, Potsdam) in ihren Redebeiträgen.
Regenerativer Strom
Kallweit stellte am Beispiel des Bosch-Konzerns (rund 400 Produktionsstandorte in 80 Ländern) dessen durchaus ehrgeiziges und nach seiner Darstellung fast schon erfolgreich erreichtes Ziel „Wir sind bis Ende 2020 CO2-neutral“ praxisnah vor. Trotz „Energiehungers“ sei es möglich, höchst energieeffizient zu wirtschaften und kein Kohlendioxid zu emittieren, in dem man Strom regenerativ selbst erzeuge. Für den Konzern übrigens keine Imagepolitur als Selbstzweck, sondern eingebettet in die wirtschaftlich notwendige Strategie unterm Strich profitabel zu sein.
Der aus Potsdam zugeschaltete Wissenschaftler Ortwin Renn konzentrierte sich auf die Erklärung der drei Säulen der Nachhaltigkeit (nämlich ökologische, wirtschaftliche und soziale) sowie seine daraus abgeleitete Forderung zur unbedingt notwendigen Integration von Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Renn appellierte an die Vertreter der beiden unterschiedlichen Zukunftsbilder „grandios technikorientiert“ und „bescheiden leben“: „Es geht nur gemeinsam. Aber es wird sich lohnen.“ Bescheiden heißt für Renn: So wenig wie möglich Rohstoffe verbrauchen, die Transformation hin zu einer Kreislaufwirtschaft vorantreiben. Alle in den Kreisläufen eingesetzten Stoffe müssten auf Wiederverwendbarkeit geprüft werden – und auch wiederverwendet werden. Auch die soziale Komponente streifte Renn: Zehn Prozent aller Menschen verbrauchten aktuell über 50 Prozent der energetischen Ressourcen – hier müssten mehr soziale Gerechtigkeit und Fairness erreicht werden.
Den Unternehmen attestierte Manfred Wittenstein im Transformationsprozess eine Schlüsselposition: Firmen müssten sich bekennen zu einem „Wir wollen diesen Weg gehen“. Innovation heiße auch „Ausprobieren“, geleitet aber von einem klaren Bekenntnis („Commitment“) der Führungsetage. Nur durch eine solche Vorbildfunktion könne man Mitarbeiter, Menschen, Gesellschaft, zu zukunftsweisenden Schritten in der Energiedebatte ermutigen.
Moderator Benedikt Hofmann (MM Maschinenmarkt Würzburg), hatte im Anschluss die Qual der Wahl – nämlich die interessantesten eingehenden Fragen auszuwählen und an die Podiumsgäste weiterzugeben.
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