Der Helferkreis Asyl und die evangelische Verbundkirchengemeinde haben ein Begrüßungscafé für Geflüchtete organisiert. Es war eine gute Gelegenheit, einander kennen zu lernen.
Weikersheim. Die Hilfsbereitschaft war groß, als 2015 und im Folgejahr über eine Million Schutzsuchende nach Deutschland kamen. Allerorten gründeten sich ehrenamtliche Helferkreise, um in der so genannten „Flüchtlingskrise“ mit anzupacken und den Gestrandeten unter anderem bei Behördengängen, Arztbesuchen, beim Spracherwerb zu helfen.
Auch in Weikersheim gründeten engagierte Bürgerinnen und Bürger einen Helferkreis. Sie kämpften sich gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Kommune und der Kirchen und den Geflüchteten durch immer wieder neue bürokratische Hindernisse und versuchten, das Miteinander von Einwohnerschaft und Geflüchteten möglichst positiv zu gestalten.
Bewährt hat sich unter anderem das von der „Kümmerer-Gruppe“ organisierte „Begegnungs-Café“ - auch, als nach dem vor inzwischen fast zwei Jahren erfolgten russischen Überfall auf die Ukraine überwiegend weibliche Geflüchtete mit ihren Kindern eine sichere Heimat auf Zeit suchten. Etliche Familien rückten zusammen, stellten Zimmer zur Verfügung, bald galt es, Wohnungen zu finden und einzurichten, für die Kinder bereits arbeitender Mütter Betreuung zu organisieren und sie auch schulisch zu unterstützen.
Jetzt ist die nächste Herausforderung zu bewältigen: Derzeit rund 60 Geflüchtete aus Afghanistan, Syrien und der Türkei haben seit Mitte September die neu errichtete Container-Gemeinschaftsunterkunft des Kreises bezogen. Rund ein Drittel von ihnen nutzte gern die Gelegenheit, beim Begrüßungsnachmittag im evangelischen Gemeindehaus im Rahmen einer fast familiären Kaffeestunde mit Nachbarn, interessierten Bürgern und den Vertretern und Vertreterinnen örtliche Vereine, Gruppierungen und Organisationen ins Gespräch zu kommen.
Viel Zeit nahm sich Weikersheims Bürgermeister Nick Schuppert, der beim Begrüßungsnachmittag die Neuankömmlinge willkommen hieß.
Ausdrücklich dankte er ihnen für die gelebte gegenseitige Rücksichtnahme innerhalb der Gemeinschaftsunterkunft ebenso wie der Nachbarschaft gegenüber. Er ermunterte sie, sich bei Fragen und Problemen an ihn und die Stadtverwaltung zu wenden. Sein kurzes Statement übersetzten Mohammad Sarfaraz Ansari, Amjed Mohammed und Mehmet Saskara (Memo) auf Farsi, Arabisch und Türkisch.
Das Übersetzertrio hatte viel zu tun: Dekanin Renate Meixner betonte, das in den Kirchenräumen Gastfreundschaft für alle Menschen gepflegt werde. Die Stadtbücherei empfahl sich als mit WLAN, PC, Drucker, Kopierer und Scanner ausgestatteter Treffpunkt, Lern- und Ruheort. „Einfach mal reinschauen, einen Kaffee trinken, Bücher und sonstige Medien nutzen!“, lautete die mehrsprachige Einladung.
Auch die Tauberphilharmonie und der club w 71 luden die Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft zu Begegnungen und Konzertbesuchen von Klassik bis Punkrock ein. Tauberphilharmonie-Intendant Johannes Mnich hatte mehrsprachige Flyer dabei, für den club w 71 machte Norbert Bach unter anderem auf die für Januar geplante Veranstaltung über Afghanistan aufmerksam.
Dass zum Ankommen in der neuen Umgebung kaum etwas wichtiger sei als die Sprache zu erlernen, wissen die Übersetzer aus eigener Erfahrung. Um so lieber übersetzten sie das Angebot der bewährten ehrenamtlichen Lehrkräfte Wolfgang Dolezol, Karin Mangold-Schneider und Andreas Neidhart, an den dreimal wöchentlich stattfindenden Vormittags-Sprachkursen in den Räumen der Volkshochschule teilzunehmen. Noch seien Plätze frei, der Einstieg noch gut möglich, so Mangold Schneider, die auch auf das abends in der Unterkunft stattfindende Sprachtrainingsangebot hinwies.
Freizeit- und Begegnungsmöglichkeiten gebe es viele, so die Organisatorinnen und Organisatoren des Begrüßungsnachmittags: Zwar gibt es rund um die Unterkunft nur wenig Platz für sportliche Aktivitäten, aber etwa die Tischtennisplatte im Stadtpark oder der Basketballkorb an der Turnhalle laden jederzeit zur sportlichen Betätigung.
Elisabeth Mann vom Helferkreis überreichte als passende Vorweihnachtsgeschenke Basketball und Tischtennis-Set sowie eine Spielesammlung.
Sie alle seien sehr dankbar für die freundliche Aufnahme und die bereits geleistete Hilfe, betonte Ali als Sprecher der Gemeinschaftsunterkunft-Bewohner. Er wolle „möglichst schnell Deutsch lernen, arbeiten und ein neues Leben aufbauen“, so ein anderer Neu-Weikersheimer. Wer seine Heimat aus politischen Gründen verließ, ist vorsichtig mit einer öffentlichen Namensnennung – und oft in Sorge um die Familie. Der Wunsch, dass die so bald wie möglich ebenfalls Sicherheit in Deutschland findet, ist nachvollziehbar.
Kaum eine Stunde dauerte es, bis sich Be- und Anwohner der Unterkunft an den Tischen zusammenfanden, sich mit Unterstützung der Übersetzer, internationalen Sprachkenntnissen oder gestischen und mimischen Hilfsmitteln meist zunächst über „einfache“ Themen unterhielten.
Erste E-Mail-Adressen wurden ausgetauscht, Fotos voneinander aufgenommen, Bilder aus der Heimat gezeigt, Hände geschüttelt. Sogar erste „Sprach-Tandems“ könnten aus den Begegnungen beim Begrüßungskaffee entstehen.
Der Helferkreis Asyl wird nicht locker lassen und auch weiter alles daran setzen, dass sich die Geflüchteten mit Unterstützung der Bevölkerung, der Vereine und kommunalen Einrichtungen in ihrer Heimat auf Zeit gut einleben und willkommen fühlen.
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