Winfried Kretschmann in Altheim

Windkraft Altheim: Kritik an Bürokratie vor Genehmigung

Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat im Rahmen seiner Bereisung des Neckar-Odenwald-Kreises den ersten Spatenstich für eine Windkraftanlage bei Altheim gesetzt. Dabei musste er sich auch Kritik anhören.

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Martin Bernhard
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Der Anfang für den Windpark „Altheim III“ ist gemacht. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Fünfter von rechts) beim symbolischen ersten Spatenstich. © Martin Bernhard

Neckar-Odenwald-Kreis/Altheim.

„Das wird sich ändern“, versprach Ministerpräsident Winfried Kretschmann nach der Rede von Marek Steiff, Mit-Geschäftsführer von „S+H Windenergie“, und verlangte das Redemanuskript des 26-Jährigen. Der Politiker setzte am Freitagnachmittag im Rahmen seiner Bereisung des Neckar-Odenwald-Kreises den symbolisch ersten Spatenstich für eine Windkraftanlage bei Altheim.

Projektplaner und Geschäftsführer Marek Steiff (rechts) diskutiert mit Winfried Kretschmann (links) und Landrat Dr. Achim Brötel. © Martin Bernhard

Marek Steiff hatte den Ministerpräsidenten zwar für seinen Einsatz für erneuerbare Energien gelobt. Er kritisierte allerdings die Bürokratie und lange Genehmigungsprozesse. So habe man zwar für die Anlage bei Altheim die Genehmigung in einer Rekordzeit von fünfeinhalb Monaten erhalten. Doch bis man die korrekten Unterlagen bei den Behörden einreichen konnte, waren einige juristische Klippen zu überwinden gewesen. Denn bereits im Jahr 2019 hatten die Gesellschafter des Unternehmens „S+H Windkraft“ beschlossen, die Windkraftanlage aus dem Jahr 2000 abzubauen und durch eine neue zu ersetzen. Doch das für solche Fälle eigentlich gedachte beschleunigte Genehmigungsverfahren drohte daran zu scheitern, dass es sich bei den Projektentwicklern und Betreibern der Anlage um zwei unterschiedliche Firmen handelt. Es vergingen drei Jahre, bis man mit Hilfe des Landratsamts eine Lösung gefunden hatte. Die 60-seitige Genehmigung schrieb die zuständige Mitarbeiterin im Landratsamt in der Hälfte der dafür üblichen Zeit. Und so traf die Genehmigung in Rekordzeit bei den Bauherren ein. Steiff lobte die Verwaltungen von Landkreis und Stadt Walldürn für „kurze Wege und gleiche Ziele“. Das Mehr an Bürokratie bedeute allerdings auch eine erhebliche Kostensteigerung. So hätten diese sich gegenüber dem Windpark Altheim I verfünffacht. „Wir brauchen eine Eisbrecherpolitik, die uns aus der bürokratischen Erstarrung befreit“, forderte der Jungunternehmer.

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Zuvor hatte Landrat Dr. Achim Brötel sich über das „landesweit kürzeste Genehmigungsverfahren“ gefreut, wobei er eingestehen musste, dass dieses immissionsschutzrechtlich vereinfacht war. Außerdem waren keine Umweltverträglichkeitsprüfung und keine Öffentlichkeitsbeteiligung erforderlich, weil eine bereits bestehende Anlage durch eine neue ersetzt wird. Der Landrat wies auf die technische Entwicklung im Bereich Windkraft hin. So werde die neue Anlage bei einer Nabenhöhe von rund 170 Metern zwölfmal so viel Strom erzeugen wie ihre Vorgängerin.

Der Landrat stellte dem Ministerpräsidenten den Neckar-Odenwald-Kreis als Spitzenreiter im Bereich von erneuerbarer Energie vor: „Wir erzeugen ein Vielfaches an Strom, den die privaten Haushalte benötigen.“ So drehen sich hier 40 Windräder, bald kommen vier bei Hainstadt dazu. 89 weitere werden voraussichtlich in den nächsten Jahren gebaut. Außerdem entstehe am Stockbronner Hof bei Neckarzimmern die landesweit größte Freiflächen-Photovoltaikanlage.

„Das ist ein Termin, zu dem ich gern gekommen bin“, sagte Kretschmann. „Das ist ein besonders schöner und erfolgreicher Landkreis.“ Er freute sich über den schnellen Genehmigungsprozess der Windkraftanlage. Denn im Durchschnitt dauere dieser sieben Jahre lang. Damit diese Zeiträume sich deutlich verkürzen, sei eine „Revolution im Planungs- und Umsetzungsrecht“ nötig, sagte der Ministerpräsident. Er wies darauf hin, dass in diesem Jahr im Land 60 000 neue Photovoltaikanlagen auf Gebäuden entstehen würden, allein weil dies bei Neubauten vorgeschrieben sei. Die in Walldürn geplante Agri-PV-Anlage bezeichnete er als „Innovation“.

Kretschmann ging auch auf Kritiker von Windkraft ein. „Windenergie verändert unsere Landschaft“, sagte er. „Der Kimawandel wird unsere Landschaft aber brutal verändern.“ Deshalb tue man mit Windkraftanlagen auch etwas für den Erhalt der Landschaft.

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