Bei einer gut besuchten Versammlung der Firma „Windenergie S+H“ am Donnerstagabend im Dorfgemeinschaftshaus in Oberneudorf äußerten die Bürger kaum Kritik am geplanten Windenergiepark Buchen.
Oberneudorf. Die Plätze im Saal des Dorfgemeinschaftshauses in Oberneudorf waren fast alle belegt. Rund 40 Minuten lang stellten Marek und Uwe Steiff sowie Bernd Brunner von „Windenergie S+H“ das Projekt vor.
„Wir wollen unseren Beitrag leisten, um die Erderwärmung zu begrenzen“, sagte Uwe Steiff. Deutschland wolle bis 2045 klimaneutral werden. Er wies darauf hin, dass zwei Prozent der Landesfläche für Anlagen der erneuerbaren Energie verwendet werden sollen. Die „Windenergie S+H“ habe sich im Jahr 1995 gegründet und betreibe 17 Anlagen.
Bernd Brunner verdeutlichte die Auswirkungen des Klimawandels mit Bildern von Waldbränden in Südeuropa. Außerdem zeigte er Luftaufnahmen eines Buchenwaldes bei Rinschheim. Darauf war zu erkennen, wie sehr die Trockenheit den Bäumen im Laufe der Jahre zugesetzt hat.
Bis zu 25 Jahre Betriebszeit
„S+H“ plant auf den Gemarkungen von Oberneudorf, Einbach und Hollerbach vier bis fünf Windenergieanlagen (WEA) mit einer Leistung von jeweils 5,5 Megawatt. Eine Anlage könnte innerhalb von 25 Jahren den Brennwert von 82 500 Tonnen Steinkohle ersetzen.
Marek Steiff ging auf die Planungen für den Windenergiepark (WEP) Buchen ein. Man werde die Anlagen mindestens 1000 Meter von der Wohnbebauung der Ortschaften Einbach, Hollerbach und Oberneudorf entfernt errichten. Der Standort verfüge zwar nicht über die „allerbeste Höhe“, sei aber machbar. Ein Vorteil bestehe darin, dass man die Anlagen auf einer geschlossen Fläche aufstellen könne. Auch die Zuwegung sei gut zu lösen. Zudem würden sich die Anlagen im Rücken der Wohnbebauung befinden, so dass das Sichtbild von den Ortschaften aus nicht gestört werde. Dass eine Starkstromleitung in der Nähe verlaufe, sei ebenfalls positiv. So müsste man nicht kilometerlange Leitungen verlegen, um den Windstrom ins Netz einzuspeisen.
Nach den Worten von Marek Steiff hat sich die Technik der WEA weiterentwickelt. So verfügten sie über eine „bedarfsgerechte Nachtkennung“. Das bedeutet, dass die Anlagen nur dann blinkten, wenn Flugzeuge in der Nähe seien. Außerdem könnte man sie schall- und schattenoptimiert betreiben. Zum Schutz von Fledermäusen ist ein sogenanntes „Monitoring“ geplant. Das bedeutet, dass man über einen Zeitraum von zwei Jahren beobachten werde, wie sich die Fledermäuse bei laufendem Betrieb verhalten. Wenn nötig, könnte man die Anlagen zum Schutz der Tiere stundenweise abschalten.
Marek Steiff betonte, dass der WEP „kein Projekt gegen die Gemeinde“ werden soll. Deshalb habe man in der Vorplanung Gespräche mit der Stadt und den Ortschaftsräten geführt. Außerdem sollen die Stadt und die Einwohner von dem Projekt profitieren. So werde die Stadt Pachteinnahmen für die Grundstücke sowie Gewerbesteuer erhalten. Die Bürger können sich direkt über eine Kommanditgesellschaft am Erfolg des WEP beteiligen. Außerdem würden die Kommunen im Umkreis von 2,5 Kilometer um die Anlage herum anteilig 0,2 Cent pro eingespeister Kilowattstunde Strom erhalten. Bei einem Bürgerenergiepark würden die Entscheidungen vor Ort getroffen. Man nehme Fremdkapital bei hiesigen Banken auf und vergebe Aufträge an Firmen vor Ort. Zudem verfügten die Bürger über einen Ansprechpartner in ihrer Nähe.
Wie man sich beteiligen kann
Bei der anschließenden Fragerunde trugen die Bürger ihre Fragen auf sachliche Weise vor. So wollte man wissen, wie man sich finanziell an dem Windpark beteiligen könne. Uwe Steiff informierte über das Beteiligungsmodell der Anlage in Altheim. Ein Anteil ist dort 7000 Euro wert. Leute vor Ort hätten auch halbe Anteile erwerben können. Außerdem konnte man sich über eine Energiegenossenschaft mit geringeren Beträgen beteiligen .
Zweifel, ob ausreichend Wind am geplanten Standort weht, räumten die Initiatoren aus, indem sie auf den Windatlas des Landes hinwiesen. „Die Zahlen sind belastbar“, sagte Brunner. Später müsse man jedoch drei Windgutachten erstellen lassen.
Dass Strom vor Ort erzeugt wird, hat keine Auswirkungen auf den Strompreis. Wie Marek Steiff erläuterte, bilde sich dieser europaweit. In Zukunft sei es jedoch denkbar, dass Bürger lokal erzeugten Strom beziehen könnten.
Auf die Frage nach der Höhe der Anlage sagte Brunner, dass diese wichtig für die Ertragskraft sei: „Je höher, je mehr Wind. Ist eine Anlage doppelt so hoch, liefert sie den achtfachen Ertrag.“
Auch um die Bäume sorgten sich die Bürger. Brunner informierte darüber, dass pro Anlage 0,8 Hektar an Wald gerodet werden müssten. Denn man benötige die Fläche auch für das Aufstellen der Kräne und für die Zuwegung. Ein Teil davon könne nach dem Bau der Anlagen wieder aufgeforstet werden.
Eine Bürgerin befürchtete, dass wegen der gefällten Bäume nicht so viel Wasser versickern würde wie bisher. „Laufen dann unsere Keller voll?“, fragte sie. Die Initiatoren versprachen, dies zu überprüfen.
Eine andere Teilnehmerin wollte wissen, warum man die Anlagen nicht in einer Blütenwiese aufstelle. Das sei der Siedlungsstruktur geschuldet, sagte Brunner. Je weiter man von einer Ortschaft entfernt sei, desto eher gelange man in den Waldbereich. Er wies darauf hin, dass langfristig der durch Windenergie vermiedene Ausstoß an Kohlendioxid größer sei als die Menge, die die gefällten Bäume binden würden.
Altanlagen werden recyclet
Auch für das Recycling der Anlagen nach ihrer Betriebsdauer interessierten sich die Bürger. Nach den Worten von Brunner werden diese in etwa 25 Jahren abgebaut und das Material wiederverwertet. Die mit Glasfaser verstärkten Kunststoff erzeugten Rotorblätter müsse man thermisch verwerten. Die Anlagen einfach länger stehen zu lassen, sei nicht möglich. „Irgendwann erreicht das Material sein natürliches Ende“, sagte Brunner. Marek Steiff ergänzte, dass eine Sanierung alter Anlagen meist nicht wirtschaftlich zu realisieren sei.
Daten und Fakten zum Windenergiepark Buchen
Der Windpark Buchen soll über vier bis fünf Anlagen verfügen.
Diese werden über eine Nabenhöhe von 160 Meter verfügen.
Die Rotoren sollen 80 Meter lang sein.
Eine Anlage wird über eine Leistung von 5,5 Megawatt verfügen.
Sie wird elf bis zwölf Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen.
Mit dem Baubeginn ist in mehreren Jahre zu rechen.
Die Betriebsdauer der Windenergieanlagen soll bei etwa 25 Jahren liegen. mb
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