Walldürn. Die Realisierung des geplanten Nahwärmenetz mit Eisspeicher im Baugebiet „Neuer Wasen“ in Walldürn ist gestoppt. Darüber informierte Bürgermeister Meikel Dörr in einem Pressegespräch mit den Fränkischen Nachrichten. Der Gemeinderat habe sich intensiv mit den Stadtwerken ausgetauscht und sich geschlossen dafür ausgesprochen, das System aus aktuellen wirtschaftlichen und politischen Gründen nicht umzusetzen. Darauf habe sich das Gremium am Montag im nicht-öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung geeinigt. Der formelle Beschluss soll in der kommenden Sitzung des Gemeinderats folgen.
Seit dem Projektbeginn hätten sich wesentliche Faktoren verändert, informierte Dörr: die gestiegenen Baukosten, die veränderte Zinslandschaft und die unsicheren Förderbedingungen. Ursprünglich sei man von einem Kostenvolumen von etwa 1,1 Millionen Euro ausgegangen. Die Stadtwerke haben im Juli den Auftrag erhalten, eine Machbarkeitsstudie durchzuführen – mit dem Ergebnis: Der Eisspeicher würde nun rund zwei Millionen Euro kosten. Dieser Betrag ist umzulegen und damit von den Bauherren zu tragen. Dabei würden auf jedes neue Haus im „Neuen Wasen“ Einmalkosten zwischen 27 000 und 40 000 Euro entfallen plus die Kosten für die Haustechnik, also die eigene Wärmepumpe. Hinzukommen würden außerdem monatliche Betriebskosten zwischen 120 und 200 Euro für den Eisspeicher. Wobei auch hier noch der Stromverbrauch zusätzlich zu zählen wäre.
Die Hausbesitzer hätten sich zudem dazu verpflichten müssen, das System 20 Jahre lang mitzutragen. Hier stelle sich die Frage, ob bisherige Förderprogramme in vollem Umfang bestehen bleiben.
Stadt will Bauinteressenten mit der Entscheidung finanziell entlasten
„Wir wollen die Bauherren finanziell nicht überbelasten, weshalb das Projekt gestoppt ist. Ich habe die Initiative nun ergriffen, um auch weitere Kosten zu vermeiden“, betonte der Bürgermeister. „Bauherren erhalten durch diese Entscheidung die Freiheit, individuell passende und tragfähige Lösungen für ihre Wärmeversorgung zu wählen“, erklärte Dörr. Eine Einschränkung gibt es dabei: Das Gasnetz wird nicht erweitert. Der Eisspeicher war auf einem Grundstück neben dem ehemaligen Edeka-Markt angedacht. Dieses werde weiterhin als Gemeindebedarfsfläche ausgewiesen bleiben.
Die Stadtverwaltung will noch diese Woche alle Bauinteressenten über die Entscheidung per Post informieren und zeitgleich auch eine reelle Abfrage vornehmen, wer von den rund 109 Interessenten auch weiterhin im Gebiet „Neuer Wasen“ bauen möchte.
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