Walldürn. Prunkvoll steht sie da oben auf der Empore der Wallfahrtsbasilika, die Orgel, noch mit dem historischen Gehäuse – dem sogenannten Prospekt – von 1715. Doch der äußere Schein trügt, die Königin der Instrumente ist in die Jahre gekommen, eine Renovierung dringend notwendig.
„Die Orgel schreit. Ihr fehlen Töne und die Luft zum Atmen“, beschreibt Kirchenmusiker Sven Geier bei einem Pressegespräch das Problem. Der Klang sei schrill, zur Begleitung eines Chores sei das Instrument zum Beispiel vollkommen ungeeignet, denn es übertönt den Gesang. „Das fällt sogar den Gottesdienstbesuchern auf“, sagt Geier.
Zudem sei der Spieltisch für die heutigen Anforderungen zu klein, es fehle im Grunde eine ganze Oktave, so dass dadurch die Auswahl der Stücke, die auf der Orgel gespielt werden können, eingeschränkt sei. Einige Pfeifen weisen außerdem Materialmängel auf, und würden „herausfallen“, wenn man sie nicht festbindet. Die Pfeifen seien zu eng angeordnet, so dass die Orgel nicht ihren vollen Klang entfalten kann. Ihr fehlt wortwörtlich die Luft zum Atmen.
Das ist ein Zustand, der für alle Beteiligten nicht mehr länger tragbar ist. „Die Orgel in der Wallfahrtsbasilika ist auch kulturell für die Stadt Walldürn sehr wichtig“, ist Sven Geier überzeugt.
Nachdem sich ein Gutachter das Instrument angeschaut hat, sei man zu dem Entschluss gekommen, die Orgel zu renovieren. „Die Kosten dafür belaufen sich schätzungsweise auf etwa 1,5 Millionen Euro“, informiert Rainer Kreis, stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrats. Wie viel vom alten Instrument übernommen werden kann, sei derzeit noch unklar. Fest steht, dass das historische Prospekt auf alle Fälle bleiben soll.
Noch niemanden beauftragt
Die etwa 1,5 Millionen Euro für die Orgelrenovierung hat die katholische Kirchengemeinde aber nicht mal eben schnell zur Verfügung. „Wir sind auf Spenden und auch Fördermittel angewiesen“, erklärt Rainer Kreis. Die Erzdiözese Freiburg habe bereits eine Förderung von 25 Prozent der Kosten zugesichert. Erst wenn die Finanzierung des Projekts steht, kann es an die Umsetzung gehen. Einen Orgelbauer hat man deswegen noch nicht beauftragt. „Wir rechnen dann mit einer Bauzeit von ein bis zwei Jahren“, sagt Kreis.
Bei einem Thema sind sich alle Beteiligten einig „Wir wollen nicht in 20 Jahren wieder so ein Gespräch führen müssen“, betont der stellvertretende Vorsitzende des Stiftungsrats. Es sollen langlebige und beständige Materialen in guter Qualität verbaut werden.
Denn trotz des Projekts „Kirchentwicklung 2030“, bei dem ein umfangreicher Strukturwandel in der katholischen Kirche bevorsteht, bleibt Walldürn auf alle Fälle Wallfahrtsort. „Das hat uns Erzbischof Stephan Burger schon zugesagt“, berichtet Stadtpfarrer und Wallfahrtsleiter Pater Josef Bregula. Auch werden die Franziskaner-Minoriten weiterhin in Walldürn ansässig bleiben.
Größere Orgelkonzerte könnten nach der Renovierung auch wieder in der Basilika stattfinden. Es sei deshalb wichtig, dass man investiere, findet Pater Josef Bregula. Das Projekt sei nachhaltig – für die Stadt Walldürn als Kommune und als Wallfahrtsort.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/wallduern_artikel,-wallduern-wallduern-orgel-in-der-basilika-soll-renoviert-werden-_arid,2054271.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/wallduern.html