Stromtrasse „SuedLink“

"SuedLink": Planungsstand in Oberwittstadt erläutert

Vor den Schautafeln und Bildschirmen stehen interessierte Bürger vertieft in Gespräche und Darstellungen und informieren sich beim Bürgerdialog im Dorfgemeinschaftshaus in Oberwittstadt über den aktuellen Planungsstand der zentral durch das Bundesgebiet von Nord nach Süd verlaufenden Stromleitung „SuedLink.“

Von 
Elisabeth Englert
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Ravenstein. Vor den Schautafeln und Bildschirmen stehen interessierte Bürger vertieft in Gespräche und Darstellungen und informieren sich beim Bürgerdialog im Dorfgemeinschaftshaus in Oberwittstadt über den aktuellen Planungsstand der zentral durch das Bundesgebiet von Nord nach Süd verlaufenden Stromleitung „SuedLink.“

Ob Trassenführung, Bodenschutz, Landwirtschaft oder Entschädigungen, Umwelt- oder Tierschutzbelange, Ausgleichsflächen, Logistik oder Wegerechte – für jeden dieser Themenbereiche stehen fünf Stunden lang Fachleute für Fragen, Kritik und Anregungen bereit.

Man befinde sich aktuell in der dritten Dialogrunde, in der nach einer groben sowie einer feinen nunmehr die finale Planung vorgestellt werde, erklärt Julia Krieg, Bürgerreferentin für SuedLink-Leitungen Baden-Württemberg.

Insgesamt sechs Veranstaltungen gebe es in Abschnitt E2, von der bayrischen Landesgrenze bei Kist bis hin nach Bad Friedrichshall. „Diese Veranstaltung reiht sich ein in einen kontinuierlichen Dialog.“ Bei den vorangegangenen Veranstaltungen wurden Anregungen Betroffener aufgenommen, um auf ihre Umsetzbarkeit geprüft und gegebenenfalls berücksichtigt zu werden, so dass die Trassenführung nun vorgestellt werden könne. Durch dieses Kontinuum habe man sich immer weiter angenähert, bricht die Bürgerreferentin eine Lanze für diesen Dialog, der Transparenz gewährleiste sowie die Akzeptanz dieses Bauvorhabens erhöhe. „Ich hoffe auf einen Schritt nach vorne“, blickt sie erwartungsvoll in die Zukunft.

Nach Abschluss des informellen starte das formelle Verfahren, was bedeute, die Planungsunterlagen werden der Bundesnetzagentur als Genehmigungsbehörde vorgelegt. Nach Beendigung des Planfeststellungsverfahrens sei ab Herbst 2024 mit dem Baubeginn, ab dem Jahr 2028 mit der Inbetriebnahme zu rechnen.

Versuchsfelder, mit und ohne Erdkabel, vier an der Zahl im Abschnitt E2, das nächste beim Boxberger Ortsteil Windischbuch lieferten bislang noch keine validen Daten. Erst nach einer weiteren Wachstumsperiode könnte das umfangreiche Faktenmaterial von den Wissenschaftlern der Universität Hohenheim ausgewertet werden.

„Es ist sehr wichtig, dass der Bürgerdialog stattfindet“, geht auch Ahorns Bürgermeister Benjamin Czernin mit der Bürgerreferentin konform. Er empfand die Dialogreihe als sehr positiv und transparent. Zweifelsohne habe der Ukrainekrieg und die damit einhergehende Energiekrise die Akzeptanz der Notwendigkeit dieser Stromtrasse erhöht, doch dürfe man nicht vergessen, dass Eigentümer oder Pächter Hemmnisse in der Bewirtschaftung ihrer Felder hinnehmen müssten.

Deutliche Kritik äußerte diesbezüglich der Kreisvorsitzende des Bauernverbands des Neckar-Odenwald-Kreises, Albert Gramling. Allzu oft seien Erholungsflächen, Naturschutz und dergleichen prioritär behandelt, die Eingaben der Landwirte indessen nicht berücksichtigt worden.

Keine Planungsalternativen

Stets habe man versucht auf diese Anregungen einzugehen, verdeutlicht Krieg, doch sei man mitunter an Planungsparameter wie Arten- oder Umweltschutz gebunden, so dass schlichtweg keine Planungsalternativen bestanden hätten.

Darüber hinaus werfe der für Herbst 2024 anvisierte Baubeginn auch die Bewirtschaftung der Flächen betreffend seine Schatten voraus, gibt Agraringenieur Karl Wieland zu bedenken. Denn speziell zum Bodenschutz solle möglichst eine Vegetationsperiode vor dem ersten Baggerbiss eine Graseinsaat erfolgen, so dass sich der Boden nicht absetze und besser befahrbar werde. Der den Gräben entnommene Bauaushub werde in drei Mieten getrennt angehäuft: dem Mutterboden, der Mittelschicht, in die noch Pflanzen wurzelten sowie dem reinen Bauaushub.

Das Rückbefüllen stelle den alten Zustand wieder her, so dass zuerst der Bauaushub, gefolgt von der Mittelschicht und zuoberst der Mutterboden die Gräben schließe. Überdies garantiere die Graseinsaat, dass bei Baubeginn keine Ernte vernichtet werden müsse. „Das will niemand“, bekräftigt Wieland.

Nach Abschluss sorgten Kulturen wie beispielsweise Lupinen für ein In-Gang-Kommen der biologischen Aktivitäten sowie einer Stabilisation des Bodengefüges. Von Baubeginn bis hin zum Abschluss der Regenerationsphase seien Entschädigungen mit dem Bauernverband ausgehandelt worden. Zusätzlich seien Ausgleichsmaßnahmen auszuweisen, so etwa den Artenschutz betreffend. Würde beispielsweise die Feldlerche durch die Leitungsverlegung in ihrem Habitat gestört, müssten für die Dauer der Bauphase geeignete Ausweichflächen geschaffen werden, was wiederum Landwirte berühre, die nicht direkt von der Trassenführung betroffen seien.

Sachlichkeit und Kompetenz

Wenig überraschend also, dass bei den knapp hundert Besuchern viel Rede- und Informationsbedarf bestand, dem mit Sachlichkeit und Kompetenz entsprochen wurde. Darüber hinaus ist dies ein Indiz dafür, dass die Verantwortlichen mit dieser Dialogveranstaltungsreihe einen guten, offenen Weg beschritten haben.

„Es hat uns gefreut, dass das Interesse so groß war“, resümierte Julia Krieg abschließend.

Ein Modell visualisiert die geplante Kabelverlegung. © Elisabeth Englert

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