Beitrag zur Nachhaltigkeit - Wasser wurde entchlort und weiterverwendet. Stadt Walldürn geht gegen „Wasserdiebe“ vor

Walldürn: 625 000 Liter Wasser aus dem Hallenbad für Blumen und Bäume

Die Wasservorräte zum Bewässern neigen sich vielerorts zu Ende. Die Stadt Walldürn hat deshalb das Hallenbad leergepumpt, um das Wasser zum Gießen von Grünanlagen zu verwenden.

Von 
Maren Greß
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Da die Pumpe der Feuerwehr deutlich mehr Leistung als die des Bauhofs hat, rückten die Einsatzkräfte am Freitagmorgen in Walldürn an, um Wasser aus dem Hallenbad abzulassen. Das wird genutzt, um Zisternen zu füllen sowie Blumen und Bäume zu gießen. © Maren Greß

Walldürn. Einmal im Jahr wird im Walldürner Hallenbad der Stöpsel gezogen: 625 000 Liter Wasser werden abgelassen. Das Schwimmbad wird grundgereinigt und notwendige Reparaturarbeiten werden vorgenommen. Das passiert in der Regel während der Sommerferien, da in dieser Zeit keine Schulen das Hallenbad nutzen und das Freibad für die Bevölkerung geöffnet ist.

Bisher wurde das gesamte Wasser in den vergangenen Jahren immer „unbenutzt“ der Kanalisation zugeführt. Eine Verschwendung, die nicht sein muss, wie Felix Hercher, Fachangesteller für Bäderbetriebe bei der Stadt Walldürn und Betriebsleiter des Bads, findet. „Wir sollten auch hier nachhaltiger werden“, sagte er und dachte sich: „Warum nicht also das Wasser entchloren und zum Gießen der öffentlichen Grünanlagen und Pflanzen verwenden?“ Sein Vorschlag stieß bei der Stadt auf positive Resonanz.

Chlorwert muss bei 0,0 liegen

Nach dem letzten Betriebstag des Hallenbads am vergangenen Freitag schaltete Felix Hercher also „die Chemie“ ab. Die Filteranlage lief weiter, es wurde aber kein Chlor mehr dem Wasser zugesetzt. Denn erst wenn der Chlorwert bei 0,0 liegt und damit Trinkwasserqualität hat, darf es „vergossen“ werden. Am Donnerstag lag dieser Wert bereits bei Null, so dass am Freitagmorgen die Feuerwehr anrückte. Denn: Der städtische Bauhof hat zwar eine Pumpe, die Leistung ist nur viel zu gering, um die 625 000 Liter Wasser aus dem Becken zu pumpen. Die Technik der Feuerwehr hingegen füllt einen Wassertank des Walldürner Bauhofs in gerade einmal einer Minute.

Abteilungskommandant Nico Hartmann bediente die Pumpe am Löschfahrzeug. © Maren Greß

„Im ersten Schritt haben unsere Mitarbeiter unsere eigenen Zisternen mit dem Wasser gefüllt“, erklärte Meikel Dörr, Leiter der Stabsstelle Bürgermeister. Nachdem diese voll waren, wurden die rund 3000 Bäume im Stadtgebiet und Blühwiesen sowie Blumenbeete gewässert. Etwa 70 000 Liter Wasser wollten die Beteiligten am Freitag bis zum Feierabend ablassen, nach gut zweieinhalb Stunden hatten sie diese Menge aber schon abgepumpt. „Wir machen noch ein bisschen weiter“, sagte Felix Hercher mit einem Schmunzeln.

Am Montag und Dienstag werden Feuerwehr und Stadt ihre Arbeit fortsetzen, um so viel Wasser wie nur möglich weiterzuverwenden, ehe die Feuerwehr am Dienstagabend eine Übung mit dem restlichen Wasser durchführen wird. Im Falle eines Brands der Nibelungenhalle oder der umliegenden Gebäude dient das Hallenbad nämlich als Löschwasserbehälter, woraus die Feuerwehr dann ihr Wasser entnehmen würde.

Grobe Verstöße festgestellt

Apropos Wasserentnahme: Nach den Bestimmungen des Wassergesetzes ist die Entnahme aus oberirdischen Gewässern, Brunnen und Quellen grundsätzlich in geringen Mengen zulässig. In den vergangenen Wochen sind der Stadtverwaltung jedoch grobe Verstöße gegen dieses Gesetz aufgefallen. So wurde unter anderem eine Tauchpumpe zur Gartenbewässerung in einer Kneippanlage entdeckt. „Wir werden das in den nächsten Tagen und Wochen engmaschig kontrollieren. Bei wiederholten Verstößen werden wir diese bei der Unteren Wasserbehörde zur Anzeige bringen“, machte Meikel Dörr deutlich.

Die Tanks des städtischen Bauhofs werden befüllt und das Wasser anschließend verteilt. © Maren Greß

Während diese Aktionen einiger Bürger alles andere als vorbildlich sind, will Felix Hercher Vorbild für andere Kommunen sein, die sich die Idee abschauen und Hallenbadwasser ebenfalls weiterverwenden können. Ein ähnliches Vorgehen beim Freibad sei hingegen nicht so einfach möglich, wie der Betriebsleiter erklärte. „Das Wasser wird nicht im September, sondern erst im Frühjahr komplett abgelassen“, sagt Hercher. In dieser Jahreszeit sei es in der Regel feucht, so dass eine Bewässerung nicht notwendig ist. „Es wäre allerdings eine Überlegung, das Wasser zwischenzuspeichern.“ Der Initiator hat also noch weitere Ideen, wie sich das künftig nachhaltiger gestalten lassen könnte.

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