Mit einem fröhlichen Fest feierte die Marsbachtalgemeinde Rippberg am zurückliegenden Wochenende sich selbst und ihre Zukunft. Anlass war die urkundliche Ersterwähnung des Ortes vor 825 Jahren. Die Feierlichkeiten hatte der Ortschaftsrat unter das Motto gestellt: Schmetterlingsdorf Rippberg – Gemeinsam:Schaffen. Gemeinsam:Feiern.
Rippberg. Viele Bürgerinnen und Bürger hatten sich im Vorfeld mit Herz und Hand daran beteiligt, die funktionale Sporthalle in einen stimmungsvollen Festsaal umzugestalten. Wer nach vorne blickt, muss seine Wurzeln kennen. Nach Themen geordnet, war dazu aus der Sammlung Egbert Hennig eine Vielzahl an Fotos aus der Rippberger Vergangenheit ausgestellt. Während des Festes für viele ein willkommener Anlass, entlang der Bilder gemeinsam in Erinnerungen zu schwelgen und über die Zukunft zu sprechen. Gemeinsame Erlebnisse verbinden. Ihre dörfliche Gemeinschaft ließen die Rippberger Bürgerinnen und Bürger am Samstagabend nach zweieinhalb Jahren der Pandemie in einem ausgelassenen Fest aufleben. Andreas Flachs, alias DJ Flachsi, befeuerte mit einem HitMix der letzten Jahrzehnte die generationenübergreifende Partystimmung.
Den Jubiläumssonntag läutete um9 Uhr ein feierlicher Fest- und Dankgottesdienst mit Chorgesang und Fahnenabordnungen in der katholischen Pfarrkirche St. Sebastian ein, zelebriert von Stadtpfarrer Pater Josef Bregula OFM. Er bedankte sich, dass „die Eucharistiefeier, sprich: Danksagung, an den Beginn des Tages und Christus damit in den Mittelpunkt“ gestellt worden war.
„Verzicht und teilen“
In seiner Festpredigt wies er darauf hin, dass für die Zukunft von Ort und Menschheit „Solidarität, Verzicht und Teilen“ mehr denn je von jedem Christen gefordert seien. Denn „Gott will für alle Menschen das Leben. Auch schon vor dem Tod“. Bregula beendete den Gottesdienst mit einem separaten Friedensgebet der Gemeinde.
Den anschließenden moderierten politischen Frühschoppen leitete Manfred Ott mit einem aufschlussreichen, charmant vorgetragenen Abriss zur urkundlichen Ersterwähnung Rippbergs im Jahr 1197 ein. Musikalisch untermalt von der Rippberger Blasmusik unter Dirigent Klaus Hammer, wechselte der Frühschoppen die Perspektive von der Historie zur Zukunft: „Rippberg, die nächsten 825 Jahre - ein Blick nach vorn“ und bezog das Bürgergespräch bewusst mit ein.
Landrat Dr. Achim Brötel zeigte Zukunft in drei Schwerpunkten auf. Die Landflucht der letzten Jahrzehnte sei gestoppt, immer mehr Menschen lebten ihre neue Lust aufs Land, in einer identitätsstiftenden Gegend wie im Ländlichen Raum des Odenwaldes. Wohnen und Arbeiten kombinierten sie am liebsten in naturnaher Umgebung. Dank Digitalisierung, Glasfaseranschlüssen und einer veränderten Unternehmenskultur sei mobiles Arbeiten längst in Orten möglich, die fürs Pendeln zu abseits liegen. Diese belebende Chance gelte es, für die Attraktivität des Lebensraums Land zu nutzen, sagte der Landrat, auch mithilfe zielgerichteter Förderprogramme wie das ELR, Stadtsanierung, LEADER und andere, die ländliche Räume stärken. Dr. Brötel: „Wenn flächendeckend schnelles Internet verfügbar ist, werden Standortfragen künftig zweitrangig sein.“ Bis voraussichtlich Ende 2023 werde Rippberg an das Glasfasernetz angeschlossen sein, das dann Internet in Lichtgeschwindigkeit ermögliche, in grenzenloser Bandbreite.
Wesentlich entscheidend für Nachhaltigkeit, sprich: Zukunftssicherung, ist dem Landrat die Gestaltungsfreude der Menschen. So wie sie im Ehrenamt wirksam ist. Das sei ein entscheidender Mehrwert des Ländlichen Raums gegenüber der Stadt. Es sei beachtlich, was eine aktive Dorfgemeinschaft – wie auch die Rippberger – durch bürgerschaftliches Engagement in vielen Facetten immer wieder zuwege bringe. Dr. Brötel rief dazu auf, Zukunft als die Gegenwart von morgen zu verstehen und statt sie abzuwarten sie mitzugestalten: „Was heute Gegenwart ist, war gestern nämlich auch einmal Zukunft.“
„Lebendig und kreativ“
Bürgermeister Markus Günther führte die zahlreichen praktischen Umsetzungen vor Augen, wie sie die Rippberger Infrastruktur schon jetzt sowie in naher Zukunft erfahre: Umbau der Schule, Einbau der Löschwasserbehälter, Sanierung des Abwassersystems, Ausbau von Bolzplatz und Jugendraum, geplante Sanierung des Von Echter-Rings und anders mehr. Zugleich lobte er die „lebendige kreative Dorfgemeinschaft im Schmetterlingsdorf Rippberg“. Ortsvorsteher Wolfgang Stich unterstrich das: „Noch nie hatten wir hier so wie zurzeit fünf Großbaustellen zur Zukunftssicherung unserer Infrastruktur, mit einem Investitionsvolumen von über 1,5 Mio. Euro für unsere Gemeinde.“
Pater Bregula OFM setze sich dafür ein, die Menschen vor Ort beim Mitmachen nicht zu verlieren und sich zur Zukunftssicherung der Pfarrgemeinde speziell der Kinder- und Jugendarbeit zu widmen. Er schloss mit einem Segenswunsch.
Während Koch Michael Huber und sein Team das Mittagessen kredenzten, veranstaltete die Grundschule Rippberg für Kinder im Außenbereich eine gern angenommene Spielstraße mit etlichen Stationen. Spätestens bei der Aufführung „Kleine Raupe Nimmersatt“ der Kinder des Kindergartens St. Sebastian war die Halle inklusive der Galerie voll belegt, so dass zusätzliche Tische und Sitzplätze gestellt wurden. Der große Applaus für die fröhliche Darbietung leitete über in einen gesprächsreichen Nachmittag bei Kaffee und Kuchen. Zu jeder vollen Stunde zeigte das viel besuchte „Ministranten-Kino“ in bewegten Bildern eine Szenenfolge der Rippberger Ministranten*innen unter dem Titel „So war das damals“. Anders als es früher empfunden worden wäre, hat der nach langem Dürresommer am Sonntag zeitweise einsetzende Regen bei dieser Feier ein Zeichen der Hoffnung auf Zukunft ganz eigener Art gesetzt.
Dämmerschoppen
Während beider Feiertage war in der Sporthalle eine vielhundertfach genutzte Fotobox aufgestellt. Sie lud zum Schießen fröhlicher Fotos ein, um damit in ausgelegten Alben dem Ort und seinen Menschen persönliche Glück- und Segenswünsche für die Zukunft auszusprechen. Der Spätnachmittag leitete in einen Dämmerschoppen und späteren Ausklang ein.
Vor diesem bedankte sich Ortsvorsteher Wolfgang Stich im Namen des Ortschaftsrats und aller Rippberger Bürgerinnen und Bürger ausdrücklich bei allen, „die an ihrer Stelle und nicht selten ohne Aufsehens und Nennung zum großen Erfolg unserer gemeinsamen Jubiläumsfeier beigetragen haben.“
Dem gemeinsamen Feiern folgte wieder das gemeinsame Schaffen: In kaum zwei Stunden wurde aus dem stimmungsvollen Festsaal wieder eine funktionale Sporthalle.
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