Neckar-Odenwald-Kreis. Hurra oder Auweia? Wenn’s um die Bildung geht, dann kommt es auf den Blickwinkel an: Freuen wir uns über 330 junge Menschen, die 2020 im Neckar-Odenwald-Kreis das Abitur geschafft haben? Oder machen wir uns über die 88 Sorgen, die die Schule ohne Abschluss verlassen haben?
Anstieg bei den Männern
Sich Sorgen über Geringqualifizierte zu machen, liegt anhand der diversen Bildungsberichte und Vergleiche näher: „Der Anteil gering qualifizierter junger Menschen in Deutschland liegt damit im OECD-Mittel. Der Anstieg in Deutschland ist ausschließlich bei den Männern zu beobachten’’, steht im Presse-Hintergrundpapier zur OECD-Vergleichsstudie, die auf den 2020er-Daten aufbaut.
Die schlechte Nachricht: Es bleiben immer noch Mädchen ohne Abschluss übrig. Im Coronajahr 2020 lag ihre Zahl im Neckar-Odenwald-Kreis bei 28 (Vorjahr: 42). Bei den Jungs waren es 60 (Vorjahr: 48). In diesen Zahlen enthalten sind allerdings auch Förderschülerinnen und -schüler, die nie einen Hauptschulabschluss anstreben konnten, insoweit hat die Statistik eine methodische Ungenauigkeit.
Mehr Fachkräfte nötig
Eines ist klar, jeder der keinen Abschluss hat, ist einer zuviel: „Deutschland braucht dringend mehr berufliche und akademische Fachkräfte, um im internationalen Wettbewerb vorn dabei zu sein“, sagte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger bei der Vorstellung des OECD-Berichtes.
Es gibt aber auch noch dieses Zitat: „Die Bildungserfolge der Kinder stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit der sozioökonomischen Situation der Familie“, heißt es im Bildungsbericht 2022, der aus ihrem Haus kommt, auf der Basis der 2020er-Daten. Dieser Bericht benennt drei Risikofaktoren, die den Bildungserfolg gefährden: einen niedrigen Bildungsstand der Eltern, Arbeitslosigkeit der Eltern und eine Armutsgefährdung des Haushalts. 2020 war laut Bildungsbericht jeder vierte minderjährige Mensch von mindestens einem dieser Faktoren betroffen.
Welcher Schulabschluss macht also bei uns unter diesen Bedingungen das Rennen? An den allgemeinbildenden Schulen im Neckar-Odenwald-Kreis beendeten die meisten ihre Schulzeit im Betrachtungszeitraum der Studie mit dem Realschulabschluss in der Tasche. Insgesamt 651 erreichten die Mittlere Reife, das waren 48,3 Prozent aller 1349 Schulabgänger.
Insgesamt 330 Absolventinnen und Absolventen erreichten die allgemeine Hochschulreife, das waren 24,5 Prozent aller von der Schule Abgehenden. Bundesweit schlossen unterm Strich die meisten Schülerinnen und Schüler mit der mittleren Reife ab – insgesamt 333 039 oder rund 44,4 Prozent aller Schulabgänger, verrät die Statistik. Jeder dritte Schulabschluss war mit 33,0 Prozent im Bund ein Abitur.
Entwicklung berücksichtigen
Dabei ist bei der Betrachtung der Entwicklung zu berücksichtigen, dass sich die allgemeine Absolventenzahl an den hiesigen Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien 2020 gegenüber dem Vorjahr um 8,5 Prozent oder 126 von 1475 auf insgesamt 1349 Schülerinnen und Schüler verringerte. Die Zahl der Abiturientinnen und Abiturienten sank um 153.
Schlüsseln wir nach Abschluss und Geschlecht auf, ergibt sich folgendes Bild: Ihren Hauptschulabschluss bestanden haben im Neckar-Odenwald-Kreis 280 Schülerinnen und Schüler. Umgerechnet also 20,8 Prozent aller Absolventen. 165 Hauptschulabsolventen waren männlich (58,9 Prozent).
Die mittlere Reife erreichten runde 48,3 Prozent der von der Schule Abgehenden. Unter diesen 651 waren 292 Absolventinnen gleich (44,9 Prozent.
Und die 330 Absolventen mit Hochschulreife teilten sich in 173 Abiturientinnen (gleich 52,4 Prozent am Abschlussjahrgang) und 157 Abiturienten auf.
Letztere haben nach allem, was die Bildungsberichte hergeben, die besten Karrierechancen im weiteren Leben. Noch. (teb)
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