Rippberg. Das Marsbachtal changierte am vergangenen Samstagabend zum Tal der Könige. Denn nachdem bereits im Vorjahr Pater Kamil Piotrowski zum „König von Rippberg“ gekrönt worden war, wurde in diesem Jahr und mit Ortsvorsteher Wolfgang Stich sowie Chef-Faschenachter Otto Trabold ein lokalroyales Dreigestirn der besonderen Art komplettiert.
Von der ersten Minute an eine Topveranstaltung hatte Sitzungsleiter Otto Trabold wieder einmal organisiert. Von einem Hahnenschrei geweckt, schwärmten die 14 Kinder der Kükengarde aus Glashofen als „Fleißige Bienchen“ über die Bühne. Bald schon, tauschten sie ihren Fleiß gegen Feierlaune und tanzten in ihrem Schautanz ausgelassen und voller Lebensfreude. Gleich beim ersten Showact forderte das begeisterte Publikum eine Zugabe und bekam sie von den Honigbienen von der Höh, die sich dabei als „Generation Party“ outeten.
Sogleich danach präsentierte die Präsidentengarde der „FG Höhgöiker“ den ersten Gardetanz des Abends – mit hohen Schwierigkeitsgraden ausgestattet und ebenso fein wie temperamentvoll choreografiert.
Andreas Poser und Andreas Leiblein von der FG Schweinberg luden als „Karl und Karl“, alias „Testung Warenstift“ in ihr Warenhaus Karlstadt ein, zum Einkaufsbummel in allen Stockwerken, von „Arbeitsbegleidung“ bis „Liehbesdöter“ und „Naachtwähsche“. Ihren Wortwitz und ihre schalkhaften Späße über alltägliche Lebenssituationen mit den dazugehörigen Alltagswaren, hatten sie als lakonisch präsentierten Reimgesang maskiert.
Feinsinnige Faschingskunst, fetzig fortgeführt von den anschließend gefolgten Tänzen der Wassersuchergarde aus Mudau und der Dancing Moskitos aus Königshofen. Beide hoch professionell in Szene gesetzt und mitreißend dargeboten.
Kaum eine Verschnaufpause für das Publikum, nun folgten die Grußworte. 1. Bürgermeisterstellvertreter Fabian Berger pries die besondere Schönheit der „fünften Jahreszeit“ und griff das anstehende Ausscheiden aus ihren Diensten von Ortsvorsteher Wolfgang Stich und Otto Trabold auf.
Königskrone angetragen
Statt Ehrenbürgerschaften trug er beiden eine dörfliche Königskrone an. Stich erinnerte daran, dass das bisherige Dorfgebabbel auf der Gasse nun in die Rippberg.App umgezogen sei: „In der App da kannst du lesen, was da kommt und was gewesen.“ Trabold verteidigte den Fasching, der gerade wegen der „verrückten Welt“ stattfinden müsse - um daraus Kraft zu schöpfen, um dem Unsinn in der Welt Stand zu halten. Kurz gefasst, so Trabold: „Lieber Faschenacht als Faschismus!“
Pater Kamil überreichte Mesner Trabold eine Klobürste und inthronisierte ihn damit als Wächter über das neu installierte Toilettenhäuschen neben dem Rippberger Kirchengebäude. Nach kurzer humorwürziger Rede schloss Pater Piotrowski: „Das war´s. Wer eine bessere Rede braucht: morgen früh, 8 Uhr, in der Basilika.“
Für die Gastabordnungen ergriff Bernhard Pfeiffer von den „Schneeberger Krabbe“ das Wort. Er verglich die Prunksitzungen der letzten 25 Jahre in Rippberg mit der Qualität von Narrenringsitzungen. Er lobte den ausscheidenden Sitzungsleiter und dessen alljährliche Monate lange, akribische Vorbereitungsarbeit, aus den Faschingsveranstaltungen zwischen Spessart und Taubertal nur die besten der Besten nach Rippberg geholt zu haben und so der Veranstaltung im nun Dreikönigstal das weithin höchste Niveau zu garantieren.
Zwei Hochkaräter
Aus Schneeberg kam auch die anschließende Prinzengarde mit ihrem Schautanz „Zauberwald“. Sie zogen die Jollegarde aus Amorbach nach sich, mit ihrer Aufführung „Hexen“. Zwei weitere Hochkaräter: aufwendige Outfits, hervorragende Choreografien, kunstvolle Inszenierungen.
Lokalen Zungenschlag – frisch, fröhlich und von hier – versprühte einmal mehr Lina Zang aus Gerolzahn. Als Tochter von Erz-Faschenachter Ralf „Zack“ Zang hat sie sich längst künstlerisch freigeschwommen und überzeugt in ihrer authentisch vorgetragenen Rolle als „Bedienung“ in der „Linde“, der Gaststätte ihrer Großeltern, auf der Höh´.
In geradezu Eulenspiegeleien ließ sie das Publikum an den skurrilen Situationen ihres Berufsalltags derart teilhaben, dass das Auditorium sich in manchen davon zwangsläufig selbst erkennen musste. So auch in ihrem Schlusszitat, gerichtet an alle gastronomischen Kleingeistnöhler und Kupfertrinkgeld-Geber: „Seid nett zu den Bedienungen. Denn sie sind für Gaststätten noch schwieriger zu bekommen als Gäste.“
Die Schautanzgruppen der Schneeberger Krabbe (mit „Die Wahrsager“) und der FG Höhgöiker Glashofen (mit „Ein Göiker auf Reisen ins Land der Paradiesvögel“) trugen mit Temperament und Farbigkeit zwei weitere Top-Beiträge in die Rippberger Dreikönigshalle, bevor sie „Die drei Tenöre & Co.“ aus Glashofen mit Klamauk auf höchstem Niveau ablösten: Närrisch verballhornte Kleinkunst zwischen Cabaret und Zauberschau. Komödienhafte Zaubereien – zauberhaftes Komödiantentum.
Beim spritzigen Act „Synchron-Haarewaschen“ der Tenöre & Co., schäumte das Publikum buchstäblich über: „Wir woll´n den Otto seh´n, wir woll´n den Otto seh´n.“ Der ließ sich nicht lange bitten, stieg in den Wasser triefenden Spaß mit ein und verließ bald darauf unter dem johlenden Klatschen des sich biegenden Publikums patschnass und schaumgekrönt das Parkett.
Illustres Männerballett
Das illustre Männerballett der Fußballer der Spielgemeinschaft Rippberg-Wettersdorf-Glashofen präsentierte in aufwendigen Kostümen ihren Tanz „Willkommen im Zirkus“. Ihnen folgten die „Crazy Girls“ aus Heppdiel, mit dem Schautanz „Die vier Elemente“, an dem das Auge gerne haftete.
Frech, wie gewohnt, lieferte Ralf „Zack“ Zang seinen beliebten Jahresrückblick ab. In bester Fastnachtsmanier watschte Zang das „leistungsunabhängige Selbstbewusstsein der Bundesregierung“ ebenso ab wie Klimakleber, Hybridfahrzeuge, die Deutsche Bahn und die KI: „Wer mit Künstlicher Intelligenz schafft, muss trotzdem noch mit menschlicher Dummheit rechnen.“
Rhythmischen Applaus kassierte er für seine besondere Würdigung Trabolds vor versammelter Mannschaft, wie er selbst seit 25 Jahren aktiver Faschenachter. Nach Zangs stürmischen Tiraden zu Zeithistorie und Regionalhistörchen, fegte ein „Eiskalter Wirbel – ein Tanz durch die Olympischen Winterspiele“ über die Bühne. Der bewahrheitete sich sogleich als das, als was er angekündigt war – ein wahrer tänzerischer Trubel. Jürgen Adams aus Obernburg, rockte das Publikum danach als amerikanischer Entertainer und ließ es zahlreiche Gassenhauer der Popgeschichte mitsingen.
Maxi Maurer von den „Merchinger Brogge“ begeisterte mit seinem lebhaften Vortrag, den er unter den Spannungsbogen gestellt hatte, wie ihn seine beiden Großväter zeichnen – der eine Holländer, der andere Schwabe. Volkstümliches Kokettieren mit den in der Bevölkerung verbreiteten Klischees und Vorurteilen gegenüber beiden. Der spacige Schautanz „Völlig losgelöst“ der Schautanzgruppe der Fidelen Affen, Walldürn, beendete die Tanzdarbietungen der Veranstaltung, bevor die Rippberger Eigengewächse Thomas Baier und Silke Beuchert mit Ihrer RTL-Persiflage „Shoo-Shoo-Shoo“ den letzten offiziellen Akt des Abends lieferte.
Dienst am Dorf gewürdigt
Von Bernhard Kern in Szene gesetzt präsentierte dieser abschließend die Danksagungen der Rippberger Vereine und damit die Verabschiedung Otto Trabolds nach einem Vierteljahrhundert Dienst am Dorf, als Sitzungsleiter der Rippberger Prunksitzungen wie auch der Rippberger Kinder- und Senioren Faschingsveranstaltungen. Trabold erwiderte mit einer Dank- und Abschiedsrede und verriet sein Erfolgsrezept: „Du musst selber dafür brennen, wenn Du dazu in anderen ein Feuer der Begeisterung entfachen willst.“
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