Motorrad-Wallfahrt - 120 Biker waren nach Walldürn gekommen / Predigt von Stadtpfarrer Pater Josef

Motorradwallfahrt: „Gott ist eine echte Kraft im Leben“

Rund 120 Biker und Motorradfreaks kamen am Samstag auf knapp 80 Motorrädern zur 20. Motorradwallfahrt nach Walldürn. Stadtpfarrer Pater Josef ging in seiner Predigt auf die Kurven und Knicke im Leben eines Menschen ein.

Von 
ds
Lesedauer: 
Der Stadtpfarrer segnete nach dem Gottesdienst Fahrer und Motorräder auf dem Schlossplatz. © Bernd Stieglmeier

Walldürn. Erfreulicherweise spielte das Wetter mit, so dass gute äußere Bedingungen für diese „Walldürner Motorradwallfahrt“ gegeben waren. Beim studieren der Kfz-Schilder konnte man feststellen, dass Teilnehmer aus den Regionen um Aschaffenburg, Bad Mergentheim, Darmstadt-Dieburg, Erbach-Michelstadt, Germersheim, Heidelberg, Heilbronn, Heppenheim, Karlsruhe, Künzelsau, Main-Kinzig-Kreis, Main-Taunus-Kreis, Mespelbrunn, Miltenberg, Mosbach, Offenbach, Tauberbischofsheim und Würzburg zu dieser Motorradwallfahrt angereist waren.

Um 14 Uhr fand man sich in der Basilika zum Wallfahrtsgottesdienst ein, den Stadtpfarrer P. Josef Bregula OFM Conv. unter das diesjährige Wallfahrtsthema „Wir sind gekommen, Ihn anzubeten“ (aus dem Matthäus-Evangelium) gestellt hatte. Musikalisch wurde er umrahmt wurde von der Band „Young Musicians“ unter der Leitung von Jürgen Miko.

Mehr zum Thema

Wallfahrt in Walldürn

„Eine Mittlerin zwischen den Fronten“

Veröffentlicht
Von
Bernd Stieglmeier
Mehr erfahren
Vierter Wallfahrtssonntag

Den Weg bewusst im Angesicht Gottes gehen

Veröffentlicht
Von
Bernd Stieglmeier
Mehr erfahren

Pater Josef sagte, dass sich nach corona-bedingter zweijähriger Pause wieder viele Biker auf den Weg gemacht hätten, um ihren Glauben zu leben und um wichtige persönliche Anliegen vor Gott zu bringen, der den Menschen zugesagt habe, dass er deren Weg, deren Wahrheit und deren Leben und so deren Orientierung und Hilfe in allen Lebenssituation sei. Er wünschte den Teilnehmern, dass sie an diesem Gnadenort „Zum kostbaren heiligen Blut“ Trost und Stärkung erfahren und den Frieden Gottes empfangen mögen.

Der Stadtpfarrer führte aus, dass das Motorradfahren für die meisten Motorradwallfahrer wahrscheinlich ein Ausgleich zum Alltag, ein Kontrast zum alltäglichen Trott sei, und alle beim Fahren das Gefühl von Freiheit, Leichtigkeit, die schöne Landschaft und – nicht zuletzt – das Kurvenfahren genießen würden.

Am Kurvenfahren werde, so finde er, der Kontrast zum Alltag besonders deutlich: Im normalen Leben würden sich alle vor allem dann recht wohlfühlen, wenn alles geradlinig vorwärtsgehe, wenn man zielstrebig vorankomme.

Das sei beim Motorradfahren für die Meisten wohl eher öde. Klar, manchmal sei man beim Motorradfahren genötigt, auch mal auf der Autobahn Kilometer zu machen, aber jeder freue sich, wenn er dann wieder Landstraße und Kurven unter die Räder bekomme, denn die Kurven würden beim Motorradfahren Spaß ausmachen!

Ganz anders sehe es dagegen oft in unserem Alltag aus: Kurven oder Knicke würden auf unserem Lebensweg im normalen Berufs- und Lebensalltag dort erfahrungsgemäß aufgrund weniger schöner Ereignisse auftauchen – und die Schräglage, die dann entstehe, sei nichts, was man genießen könne: Man verliere zum Beispiel seinen Job, die Berufserfahrung zähle nicht mehr, sondern man werde dann plötzlich aufgrund des Alters als unvermittelbar eingestuft, oder man bekommt als junger Mensch gar nicht erst die Chance in einen Beruf einzusteigen. Man mache sich Sorgen um die Familie und die Kinder, man habe Beziehungsprobleme, in der Familie erkranke jemand, man werde mit überraschenden Todesfällen konfrontiert.

Solche Erfahrungen würden unser Leben in Schräglage versetzen. Diese Kurven und Knicke würden es für uns anstrengend und mühsam machen, wir würden uns oft orientierungslos und ohne Ziel fühlen. Da sei dann nichts mehr zu spüren von Gradlinigkeit oder Zielstrebigkeit.

Vielleicht könne ja gelungenes Kurvenfahren helfen, mit den Schräglagen in unserem Leben besser zurechtzukommen? Er persönlich denke, gerade hier gebe es einen echten Berührungspunkt von christlichem Glauben und dem gelungenen Kurvenfahren: Man müsse sich frühzeitig einen Bewegungsentwurf zurechtlegen, und in der Kurve müsse der Blick pendeln zwischen der Straße vor einem und ganz entscheidend dem Ende der Kurve.

So könne es gelingen, eine schöne Linie zu finden. So ähnlich sei es auch mit christlichem Glauben, wenn das Leben in Schräglage komme. Natürlich könne man die Kurven im Leben deswegen noch lange nicht genießen, im Gegensatz zum Motorradfahren. Aber darum gehe es gar nicht. Es gehe vielmehr darum, dass man diese Lebenskurven bewältigen könne.

Es gebe immer wieder Punkte, an denen man nicht wisse, welche Aufgabe man zuerst erledigen und woher man schon wieder eine große Portion Zuversicht oder Kraft nehmen solle. Die Kraft, die Gott uns verspreche, lasse sich in solchen Situationen aus unterschiedlichen „Maßnahmen“ ziehen: für alle Motorradfahrer sei es sicherlich des Öfteren eine Motorradtour, bei der man den Kopf wieder freibekomme.

Luft zum Atmen wichtig

Ein jeder brauche Luft zum Leben, auch die unsichtbare Luft. Manchmal gehe uns Menschen unterwegs die Luft aus, und dann würden wir die Kurve nicht mehr kriegen. Im Leben sei das wie auf dem Motorrad. Ein jeder würde gut daran tun, so zu leben, dass er genug Luft zum Atmen habe.

Ab und zu atemlos zu werden sei dabei ja ganz gut und gesund und sogar schön. Aber auf die Länge sei es nötig, unser Leben so einzurichten und zu führen, dass einem die Luft nicht ausgehe, im privaten Leben und auch im beruflichen.

Rechnen sollte man stets auch mit dem, was man nicht sehen könne, und das doch noch da sei: Gott zum Beispiel: Eine echte Kraft in unserem Leben, wann immer wir danach fragen würden, wann immer uns die Luft ausgehen wolle unterwegs. Ein Gebet könne uns gleichsam wieder aufpumpen in einer Zeit des Innehaltens und der Stille.

Leben sei mehr, als wir sehen könnten. Ein jeder sollte den mit aufs Motorrad und in sein Leben nehmen, der unsichtbar sei und doch da sei, und ohne den es nicht gehe: Gott selber, der wolle, dass ein jeder an seinem Ziel ankomme an diesem Tag und dann auch später, am Abend seines Lebens. Auch da werde er da sein, dann aber sichtbar. So habe er es versprochen.

Nach dem Gottesdienst nahm der Stadtpfarrer auf dem Schlossplatz die Segnung der von den Wallfahrern dort abgestellten Motorräder vor, ehe der Motorradkorso die Heimfahrt antrat – gestärkt und erneuert im christlichen Glauben. ds

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten