Walldürn. „Auswirkungen der künstlichen Intelligenz (KI) auf die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt“ war das Thema beim jüngsten Forum „Wirtschaft, Gesellschaft und Politik“, das vom Verein der Freunde der Frankenlandschule Walldürn in Kooperation mit der Volksbank Franken und mit der Schulleitung der Frankenlandschule Walldürn veranstaltet wird.
Referent war der Direktor des European Digital Business Institute (EDBIA), Sanjay Sauldie, einen der führenden Experten im Bereich Digitalisierung und des strategischen digitalen Marketings.
Rund 450 Besucher waren in die Nibelungenhalle gekommen, weitere 150 Zuschauer folgten virtuell von zu Hause aus.
Nach der Begrüßung durch Bankdirektor Holger Dörr ging der Referent zunächst auf die Risikoklassen bei der Nutzung und Anwendung von Künstlicher Intelligenz im Bereich der Gesellschaft und auf dem Arbeitsmarkt ein. KI-Systeme sollte man im inakzeptablen Risiko auf keinen Fall in Betracht ziehen und anwenden, dass man bei Hochrisiko-KI-Systemen diese zuvor einer intensiven Prüfung unterziehen müsse, dass bei KI-Systemen mit begrenztem Risiko die Verpflichtung zu Dokumentation und Transparenz unbedingt erforderlich ist und dass bei KI-Systemen mit minimalem Risiko keine Auflagen nötig sind.
Chancen nutzen
Bei der Frage, ob digitale Technologien den Job verändern, verdeutlichte Sanjay Sauldie, dass Roboter zwar so manchen Job von bisher damit betrauten Menschen übernehmen und sich dadurch doch so manche Berufe in ihrer Gesamtheit verändern, manche Tätigkeiten automatisiert würden, andere aber weiterhin von Menschenhand erledigt würden, selbst wenn sie automatisierbar seien, jedoch auch Tätigkeiten hinzukommen würden, vor allem um die neuen Technologien einsetzen zu können. Es gelte, die Chancen zu nutzen, die dieser Wandel mit sich bringe.
Beim Thema Zeitverschwendung ging der Referent auf die Faktoren „Unproduktive Arbeit“, „E-Mail-Verwaltung“ und „Suche nach Dokumenten“ näher ein. Viele Besprechungen und Aufgaben seien ineffizient und würden zu Zeitverschwendung führen. Oft müssten standardisierte Aufgaben erledigt werden, die monoton seien und bei Mitarbeitern zu Fehlern führen würden.
Die elektronische Post sei einer der größten Störfaktoren im Arbeitsalltag. Permanente Benachrichtigungen durch E-Mails und andere Kommunikationskanäle würden ein effizientes Arbeiten verhindern. Mitarbeiter würden im Durchschnitt 13 Prozent ihrer Zeit mit dem Suchen nach Dateien und Dokumenten auf dem PC, den gemeinsamen Laufwerken und im Aktenschrank verbringen.
Jedes Unternehmen, jeder Betrieb und jedes Geschäft sollte sich Zeit dafür zu nehmen, um einmal darüber nachzudenken, wie es möglich sei, mehr Zeit für bestehende Mitarbeiter zu gewinnen und was passiere, wenn jeder Mitarbeiter durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz jeden Tag 30 Minuten Arbeitszeit einsparen könne.
Bei „Was ist die Revolution unseres Wissens – Entwicklung in den letzten 40 Jahren?“, ging er unter dem historischen Aspekt Vergangenheit und Gegenwart auf die Beispiele „Bibliothek“, „Suchmaschine“ und „Antwortmaschine generative KI“ näher ein und zeigte so diese rasante Revolutionsentwicklung auf.
Das Hauptproblem von generativer KI sei, dass derjenige, der seine Fragen nicht richtig formuliere, stets viel Müll als Antwort bekomme. Um die Fragen richtig zu stellen, benötige man ein Verständnis dafür, wie eine KI „denke“.
Der Referent schloss seinen rund 90-minütigen Vortrag mit dem Appell an Unternehmen, Firmen, Betriebe und Geschäfte, alle Mitarbeiter mitzunehmen auf dem Weg in dieses neue KI-Zeitalter und die Arbeitsverträge zu aktualisieren mit wichtigen KI-Umgangsregeln. Ferner mit der Feststellung, dass KI Zeit, Geld und Ressourcen einspare. Die Zukunft gehöre denjenigen, die es schaffen würden, ihre eigenen internen Prozesse an die KI anzupassen und zu optimieren.
Nach einer Diskussionsrunde dankte zum Abschluss Oberstudiendirektor Torsten Mestmacher als Schulleiter der Frankenlandschule dem Referenten für dessen versierte und sehr informative Darstellung dieses hochinteressanten Themas und überreichte ihm zusammen mit Bankdirektor Holger Dörr, Bankdirektorin Karin Fleischer und dem Vorsitzenden des Fördervereins der Freunde der Frankenlandschule, Gerd Straub, ein Präsent.
Mehr Fragen als Antworten
Wie Mestmacher weiter sagte, sei das Thema „Künstliche Intelligenz“ zwischenzeitlich in allen Bereichen der Gesellschaft angekommen. Im Bereich der Schule müsse man sich darüber klar werden, wie zukünftig Lernprozesse gestaltet, wie das Lernen mit KI in den Unterricht integriert werde, welche Konsequenzen überhaupt für den Unterricht gezogen und wie der Datenschutz sichergestellt wird. Weiter wie trotzdem nachhaltiges Lernen sichergestellt und ab welchem Alter die Schülerinnen und Schüler an den Umgang mit KI herangeführt werden. Im Moment gebe es für die Schulen diesbezüglich noch mehr Fragen als Antworten.
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