Michaelismesse Miltenberg

Messe bietet gelungenen Mix

Das Volksfest am Untermain findet vom 25. August bis 3. September statt

Von 
Roland Schönmüller
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Die Vorbereitungen für die Michaelismesse laufen: Das Festzelt wird aufgebaut. © Roland Schönmüller

Miltenberg. Auf zum größten Volksfest am Bayerischen Untermain, der Miltenberger Michaelismesse vom 25. August bis zum 3. September. Zahlreiche Besucher – vor allem aus dem Dreiländereck Bayern, Baden-Württemberg und Hessen werden auch heuer wieder in die beliebte Stadt am Main mit ihren derzeit rund 10 000 Einwohnern strömen.

Die Geschichte der romantischen Stadt am Main sei bunt und reich gesegnet an historischen Sehenswürdigkeiten und festlichen Ereignissen, die Miltenberg einzigartig erscheinen lassen. Erst recht gehöre die Mess’ dazu – das hört man immer wieder von Einheimischen und Gästen aus nah und fern.

Was die „Miltenberger Michelsmess“, wie sie in der Region heißt, so attraktiv mache, sei der immer wieder gelingende Mix aus Vergnügungspark, gut geführtem Festzelt, Gewerbeausstellung und den seit Jahrhunderten traditionellen Marktständen, alles eingebettet zwischen dem mittelalterlichem Stadtkern mit Marktplatz und dem Mainufer, sagen die Messe-Fans und -Fachleute.

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Von
Gerd Weimer
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Auf die Qualität der Musik wird alljährlich besonderer Wert gelegt. Die „Promenadenkonzerte“ der Militärmusik wurden sogar von mehreren Rundfunkanstalten übertragen. Ab den 1950er Jahren erlangten die stimmungsvollen Serenaden am Montagabend besondere Beliebtheit, die es gegenwärtig ebenfalls noch gibt und ein besonderes musikalisches „Highlight“ darstellen.

Landbrückenpolitik

Vor wenigen Jahren konnte Miltenberg das 650 Jahre alte Messerecht festlich begehen. Im Stadtarchiv Miltenberg ist die entsprechende Urkunde vom Dreikönigstag (6. Januar) 1367 noch erhalten. Damals verlieh Kaiser Karl IV. der Stadt Miltenberg eine zehntägige Messe „auf ewige Zeiten“. Dies geschah auf Bitten des Mainzer Erzbischofs Gerlach von Nassau.

Hintergrund war die Sicherung einer sogenannten Landbrücke und hoheitlichen Straße zwischen Prag, Nürnberg, Miltenberg, Frankfurt und dem Westen des Reiches. Vorher (1346) musste KarI IV. nach seiner Krönung in Frankfurt sogar verkleidet – einige Forscher behaupten im Bettlergewand – und wegen Territorialzwistigkeiten auf Umwegen in seine böhmische Heimat zurückkehren.

Miltenberg erhielt das Messerecht und wurde eine aufstrebende Stadt mit Münzrecht und einem bedeutenden Handelsplatz. Wallfahrten zum Beispiel nach Aachen, machten hier Halt, denn Miltenberg konnte hier Mitte des 14. Jahrhunderts schon große Menschenmassen unterbringen.

Bis zum Dreißigjährigen Krieg wurde Miltenberg auf dem Land- und Wasserweg stets mit ausreichend Nahrungsmitteln versorgt. Regelmäßige Wochenmärkte am Marktplatz und Geschäfte in der Altstadt waren stets beliebt.

Getreide und Holz musste am Main in Miltenberg drei Tage festgehalten werden. Der Weinbau florierte und imposante Baudenkmäler wurden errichtet, alles eine erfolgreiche Umsetzung der gezielten Wirtschaftspolitik der Mainzer Landesherren.

Wirtschaftliche Dynamik

Der Weg von Wien über Regensburg, Nürnberg nach Frankfurt, Köln und in die Niederlande traf in Miltenberg auf den Main: Wirtschaftsmetropolen des Südens und des Westens wurden so überkreuzende Handelsstraßen in Miltenberg miteinander verbunden. Schiffe und Flöße transportierten auf dem Main auch Güter aus Böhmen, Thüringen und Sachsen. Der Austausch zwischen den genannten Wirtschaftsräumen geschah über Miltenberg. Direkt unterhalb der Mildenburg ließen die Mainzer Erzbischöfe den Straßenzoll am Zollgebäude an der Stelle des heutigen Bannhauses eintreiben, der Wasserzoll wurde am nahen Mainufer erhoben. Der Miltenberger Mauerngürtel erweiterte sich im 14. Jahrhundert rasant: vom beengten Schwarzviertel über den Engelplatz hin bis zu den beiden großen Stadttoren im Osten und Westen (Mainzer und Würzburger Tor).

Auch heute zieht die Michelsmesse Bürger und Gäste Miltenbergs in ihren Bann. Ein gewaltiger Kraftakt muss alljährlich von den Organisatoren und vielen Bürgern geleistet werden. Nicht nur für den Verkehr und die

Parkplätze müssen jedes Jahr die anstehenden Probleme gemeistert werden, denn Messeplatz und Altstadt sind aus Gründen der Geschichte und Tradition unvereinbar miteinander verbunden. Wie schreibt Stadthistoriker Wilhelm Otto Keller in seiner Broschüre „650 Jahre Messerecht – Messen und Märkte in Miltenberg“: „Eine Messe auf der Grünen Wiese ohne Stadtnähe kann man sich jedoch ebenso wenig vorstellen wie eine Stadt Miltenberg ohne ihre Messe.“

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