Walldürn. Welche Sprachen sprechen Körper und Formen? Wo treffen sie sich? Und wo gehen sie auseinander? Das klärt die Ausstellung „Körpersprache – Formensprache“ des Vereins „kunstreich“ mit Werken der Künstlerinnen Ruth Roth (Wertheim) und Luitgard Hörner (Tauberbischofsheim).
Die gut besuchte Vernissage fand am Sonntag in der Galerie „Fürwahr“ statt, wo Plastiken und Gemälde in die schwungvollen Werke der Formation „Jazz’n Bossa“ eingebettet wurden.
Wehende Saxophonklänge
Ebenso beschwingt hieß Ramona Paar seitens des Vereins „kunstreich“ das Publikum willkommen. Die Konzeption der Ausstellung bezeichnete sie als „fruchtbare Zusammenarbeit“ in kreativer Atmosphäre: „So können Freundschaften entstehen“, merkte sie erfreut an.
Bei einem weiteren ansprechenden Musikstück mit wehenden Saxophonklängen hatten die Gäste Gelegenheit zu einem ersten kleinen Rundgang, ehe der renommierte Kunstkenner Gunter Schmidt (Tauberbischofsheim) auf die „fürwahr sehr schöne Ausstellung in einem fürwahr kunstreichen Ambiente“ zu sprechen kam.
Gewitzt und kompetent ging er näher auf die zu sehenden Werke ein: „Zwei künstlerische Handschriften ergänzen sich auf wunderbare Weise“, hielt er fest und lobte die „abstrahierte und hoch ästhetisch anmutende Formensprache in zurückhaltender Farbregie“.
Dem Schaffen der pensionierten Kunsterzieherin Luitgard Hörner attestierte er „mit geschickter Hand gefertigte Körperbezogenheit“, die das Figürliche in reduziertem und doch sehr menschlich anmutendem Ausmaß darstellt.
„Bei aller Reduktion erkennt man in den Skulpturen die Signale des Weiblichen“, hob Schmidt hervor und bezeichnete die Torsi als erhaben, elegant und modern mit Anflügen verschmitzt-nonchalanter Hintersinnigkeit und subtil-heiterer Note. Milde Ironie treffe auf natürliche Modernität, raffiniert in das „große Ganze“ eingeflochtene Überraschungen und interessante Hell-Dunkel-Kontraste.
Ausdruck von Lebenserfahrung
„Wir sehen Kunst mit ausgesprochenem Feingefühl“, betonte er – eine Formulierung, die auch auf die Werke der seit 1969 in Wertheim lebenden Ruth Roth zutreffe. Ihr Markenzeichen sei unterdessen eine sehr persönliche Herangehensweise: „Sie hält mit wenigen Linien oder Strichen eine oftmals individuelle Lebenserfahrung oder Beobachtung im Bild fest“, bemerkte Gunter Schmidt.
Das Miteinander verschiedener Oberflächen von Papier über Fließstoff-Fetzen bis hin zu gemalten Passagen, aber auch diversen Flächen und Farben in fein austarierten Kompositionen sorge für abstrakte Raumlandschaften, die ihrem Betrachter zahlreiche Spielräume zur Interpretation lassen.
Anhand des Zyklus „Weggefährten“ ging Gunter Schmidt auf die Figuren ein, die Ruth Roth als „faszinierend geschickte Kunst der Vereinfachung“ präsentiert – optisch wie inhaltlich. Das Resultat ihrer Arbeiten sei „in sensitiv durchscheinender Weise miteinander verwoben“ und schaffe dadurch eine gewisse Ambivalenz, die man auf sich wirken lassen und entdecken möge.
Gezeichnete Poesie
So ermutigen die Werke beider Künstlerinnen als Form gezeichneter Poesie zum eigenen Blick auf die Welt. Genau das sorge auch für den stimmigen, trotz völlig verschiedener Kunstformen in sich geschlossenen Charakter der „Körpersprache – Formensprache“.
Dieser war beim ersten Rundgang durch die „fürwahr sehr schöne Ausstellung in einem fürwahr kunstreichen Ambiente“ bereits an jeder Ecke zu erleben. Unterstrichen wird ihre Wirkung durch das eigentümliche wie sympathische Flair der Galerie „Fürwahr“.
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