Reinhardsachsen. Das zum Osterfest 1982 eröffnete Akzent-Hotel „Frankenbrunnen“ war und ist weit über die Grenzen des fränkischen Odenwalds als erstklassige Adresse gepflegter Gastlichkeit bekannt. Diese Ära gehört nun der Vergangenheit an: „Corona hat uns leider voll erwischt“, begründen Annemine und Paul Berberich schweren Herzens im FN-Gespräch die angemeldete Insolvenz.
Als Auslöser dieses Schritts sei letztlich eine höchst „unglückliche Verkettung diverser Faktoren“ anzusehen, an deren Spitze freilich die Corona-Pandemie steht. Ein weiterer Baustein des Ganzen ist die spezielle Saisonzeit: „In den ersten zwei bis drei Monaten eines Jahres läuft im Odenwald touristisch grundsätzlich eher wenig – Weihnachtsmärkte und Silvesterfeiern sind erledigt, die eigentliche Hauptsaison beginnt erst wieder im Frühjahr“, erklären die Eheleute.
Firmen weiter vorsichtig
Wie Paul Berberich wissen lässt, habe man ursprünglich mit Zuversicht und vollen Reservierungsbüchern in die warme Jahreszeit geblickt: „Ohne den Lockdown wäre es nach einigen sehr guten Jahren auch heuer eine solide Saison geworden.“ Nachdem jedoch ab Mitte März binnen weniger Tage fast alle Reservierungen storniert worden waren, habe sich nicht zuletzt die thematische Ausrichtung des Hotels auf den Business- und Eventreisenbereich bemerkbar gemacht. „Die Firmen sind mit den Geschäftsreisen nach wie vor sehr vorsichtig“, lässt der Hotelier wissen.
Das sei aus menschlicher Sicht und unter dem Aspekt der Vernunft nachvollziehbar, aber tragisch für die Gastronomie: „Davon kann niemand mehr leben, der mit Fixkosten rechnen und diese decken muss – 80 Prozent des Umsatzes sind bis zu diesem Zeitpunkt ohnehin weggebrochen“, so der als Dehoga-Kreisvorsitzender des Neckar-Odenwald-Kreises sowie als Vorstandsmitglied der Fachgruppe „Touristik und Hotelerie“ tätige Paul Berberich.
Auch die Lockerungen der Reise- bestimmungen brachten keine nennenswerte Verbesserung der kritischen Lage mit sich. Zwar habe der September als erster Monat nach der Durststrecke wieder zu recht positiven Ergebnissen geführt, doch konnte das die Corona-Phase nicht kompensieren: „Wir sind weder Nord- noch Ostsee und damit kein touristisches Hauptgebiet, das Spontanreisende anlockt oder als Alternative zur Fernreise erscheint“, bringt der Gastronom das Unbehagen in knappen Worten auf den Punkt. „Ab dem 15. September verzeichneten wir dann wieder Tag um Tag neue Stornierungen“, resümiert der Hotelier.
„Fehlende Perspektiven für das kommende halbe Jahr, bis unsere typische Saison im März möglicherweise wieder angelaufen wäre, bewogen uns dann aus kaufmännischer Sicht zum Ziehen der Reißleine“, betont er traurig. Mit in die Situation spielte auch herein, dass die Mitarbeiter und Lieferanten nicht durch ein hinausgezögertes Verfahren Schaden hätten nehmen sollen.
Fragezeichen hinter Weihnachten
Auch die Zukunft erschien Annemine und Paul Berberich als zu unsicher: In der Weihnachts- und Silvesterzeit wäre vielleicht wieder der eine oder andere Gast nach Reinhardsachsen gekommen, doch hegte man angesichts zumeist abgesagter Weihnachtsmärkte in der weiteren Region auch hier nur bedingt positive Gedanken: „Selbst hinter dem Weihnachtsgeschäft wären 2020 drei große Fragezeichen gestanden“, so Berberich.
Der „Frankenbrunnen“ als Solcher ist unterdessen bereits geschlossen: Der als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzte Rechtsanwalt Eric Steudel habe entschieden, dass eine Fortführung des Betriebes unter den gegebenen Voraussetzungen nicht mehr sinnig sei.
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