Walldürn. Eigentlich sollte in diesen Tagen an der Agrar-Niederlassung der ZG Raiffeisen in Walldürn noch Hochbetrieb bei der Getreideannahme herrschen, doch an diesem Montagmorgen war es leer. „Wir sind mit der Ernte schon seit Ende Juli fertig“, sagte Berthold Stauch, Regionalleiter der ZG Raiffeisen bei der Vorstellung der Erntebilanz am Montagvormittag im Beisein von Landwirtschaftsminister Peter Hauk. 2022 habe es nämlich während der Ernte nicht geregnet, so dass die Landwirte quasi vier Wochen durcharbeiten konnten, ohne eine wetterbedingte Pause einlegen zu müssen.
Schätzungen korrigiert
Das habe bei der Niederlassung in Walldürn auch zeitweise für Probleme gesorgt. „Alles kam durcheinander bei uns an, und wir mussten das ganze Getreide irgendwo unterbekommen“, berichtete Betriebsleiter Marius Hirsch. Doch durch die gute Zusammenarbeit mit den Landwirten und eine Organisation habe man das gemeistert. „Im Großen und Ganzen sind wir mit der Ernte 2022 zufrieden“, machte Stauch deutlich. Aufgrund der aktuellen Umstände seien die Schätzungen nach unten korrigiert worden.
Die Trockenheit hat jedoch auch in diesem Jahr ihre Spuren hinterlassen. „Wir haben Einbußen von 15 bis 20 Prozent im Vergleich zu guten Jahren“, sagte Stauch. Festzustellen sei, dass sich frühere Sorten, beispielsweise die Wintergerste und der Raps, besser gehalten haben als späte Kulturen und nahezu normale Erträge erwirtschaftet hätten.
Unter der extremen Trockenheit hat vor allen Dingen die Sommergerste gelitten, aber auch der Mais, der erst in den kommenden Wochen gedroschen wird. „Die Maisernte wird so ziemlich ausfallen“, hielt Marcel Dörzbacher, ebenfalls Regionalleiter bei der ZG Raiffeisen, fest. Nahezu alles werde in die Silos oder Biogasanlagen gehen oder als Futtermittel verwendet.
Probleme beim Abtransport
Insgesamt seien in der hiesigen Region der ZG Raiffeisen, welche sich von Wertheim über Tauberbischofsheim und Walldürn bis nach Osterburken und Krautheim erstreckt, in diesem Jahr rund 90 000 Tonnen Getreide geerntet worden, in guten Jahren seien es um die 100 000 Tonnen gewesen. Im Vergleich zum konventionellen Anbau gebe es beim Bio-Anbau Ertragsunterschiede von durchschnittlich rund 40 Prozent. „Hier hängt es auch immer vom Jahr und der Kultur ab“, so Dörzbacher,
Probleme habe es in diesem Jahr zudem beim Abtransport des Getreides gegeben. „Aufgrund des niedrigen Wasserstands können die Schiffe in Wertheim nur noch maximal 50 Prozent ihrer sonstigen Kapazität laden. Wenn es in den kommenden Wochen nicht regnet, wird der Betrieb vermutlich komplett eingestellt“, erläuterte Berthold Stauch. Außerdem falle es Speditionen immer schwerer, Fahrer zu finden. Deswegen gebe es bereits erste Überlegungen, so Stauch, wieder auf den Schienenverkehr zu setzen.
Aufgrund der langanhaltenden Trockenheit der vergangenen Wochen befürchten die Landwirte in der Region laut den Verantwortlichen, dass die Rapsaussaat bei den trockenen Böden schwierig werden könnte. Mit Blick auf 2023 würde zudem auffallen, dass sich viele Bauern bereits finanziell abgesichert hätten, da auch der Preis für Düngemittel gestiegen sei. „Die Landwirte müssen Risikomanagement betreiben. Die Kostenrechnung muss stimmen“, so Marcel Dörzbacher.
Erfreulich sei aus Sicht der Landwirte, dass die Bundesregierung die Vier-Prozent-Regelung für ein Jahr ausgesetzt hat. Diese besagt, dass die Landwirte vier Prozent ihrer Ackerflächen nicht bewirtschaften dürfen. „Dieser Beschluss war meiner Meinung nach schon längst überfällig“, sagte Minister Peter Hauk. „Es wäre schade, wenn wir die guten Voraussetzungen hier in der Region nicht nutzen würden. Alles, was dazu dient, mehr Getreide zu produzieren, ist gut.“
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