Ausstellung in der Galerie Fürwahr

Die Botanik im Auge des Betrachters

Werke von vier Künstlern und Künstlerinnen bis 23. Juni zu sehen

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In der Galerie Fürwahr wurde die Ausstellung „naturgegeben – Botanik in der zeitgenössischen Kunst“ eröffnet. © Bernd Stieglmeier

Walldürn. Eine Kunstausstellung unter dem Motto „naturgegeben – Botanik in der zeitgenössischen Kunst findet noch bis zum 23. Juni in der Galerie „FürWahr“ in der Hauptstraße mit dem Verein „kunstreich e.V. als Veranstalter statt.

Gezeigt werden dabei von den vier ausstellenden Künstlern und Künstlerinnen Yuri Brodsky, Cornelia Genschow, Andreas Hentrich und Samo Skoberne Installationen, Skulpturen, Drucke/Heliogravüren, Malerei, Fotografie und Gemälde. Alle vier leben im Raum Köln/Bonn und waren bereits in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland vertreten.

Die Vernissage zu dieser Ausstellung fand vor kurzem statt und wurde musikalisch umrahmt von Susanne Wütschner (Blockflöte) und Bernhard Trabold (Gitarre) von der Städtischen Musikschule mit luftigen, fast frühlingshaften Klängen.

Harmonisches Ganzes

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bdg
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Ramona Paar vom Vorstandsteam des Vereins „kunstreich“ sagte, die in dieser Ausstellung zu sehenden Kunstwerke seien doch sehr unterschiedlich in Material und Technik, aber dennoch füge sich bei genauerer Betrachtung alles zu einem harmonischen Ganzen zusammen, denn sie alle fänden ihre Motive in der Natur.

Kunstexpertin Sylvia Peter, selbst Künstlerin und Galeristin, die zusammen mit ihrem Ehemann das „Forum Botanische Kunst“ in Thün-gersheim nahe Würzburg mit Atelier und Galerie-Café betreibt, führte in ansprechender Weise in die Ausstellung ein und gewährte dabei interessante Einblicke in das Schaffen der ausstellenden Künstler, wobei sie die Aufmerksamkeit der Zuhörer dabei zunächst besonders auf ein Element lenkte: Die Linie.

Zunächst bezog sie sich hierbei auf leichte Bewegungen und das spürbare Leben, das die Natur dem aufmerksamen Betrachter trotz der rechten Ruhe mitgebe. Gleichwohl profitiere die Perspektive von grafischen Elementen, mit denen die Natur geschickt spiele. Vor allem die Linie spiele stehe als Pflanzenader im Fokus, was sich unter anderem sehr deutlich auch in Yuri Brodskys Fotografien zeige.

Gealterte Exponate

Der gebürtige Ukrainer fange bewusst gealterte Exponate ein, deren Linien bereits etwas verbogen seien und dennoch „die Eleganz des natürlichen Wasserleitsystems“ reflektieren würden. Wenn man dagegen an die menschlichen Wasserleitungen denke, komme einem nicht unbedingt die Beschreibung „elegant“ in den Sinn. Diese würden auch funktionieren, aber in puncto Ästhetik könne man noch viel lernen. Die Adern in der Pflanzenwelt würden immer ein Netz bilden, und selbst wenn dies nur am äußersten Rand sichtbar sei, seien doch alle Adern miteinander verbunden.

Denn wo etwas hin transportiert werde, werde stets auch etwas abtransportiert. Lieferung und Entsorgung würden stets Hand in Hand gegen. Augenfällig sei, dass einst straffe und strenge Linien kalligraphische Formen von gewisser Lässigkeit annehmen würden.

Subtile Schönheit

Auch Andreas Hentrich, freischaffender Künstler, Kurator und und Dozent aus Köln, suche die subtile Schönheit der Blätter. Seine Arbeiten stünden in der der Tradition der „Prima-Malerei“. Er lege also nicht, wie oft üblich, das Bild blass an und male es Schicht für Schicht kräftiger, sondern er setze dass Bild wie ein Mosaik zusammen. Auf der Palette mische er die Farbe zu dem Farbton, den er für eine winzige Fläche brauche.

Solche kleine Farbstückchen setze er nebeneinander, bis das Tagwerk erledigt sei, dabei aber insbesondere aber auch an die Harmonie, die Komposition und die Spannung seiner Arbeiten erinnernd. Aus kleinen Fotoausschnitten würden bei diesem Künstler so Gemälde, in Aquarellfarben mit hauchdünnen, ja schier transparenten Farbschichten dargestellt, in denen der Betrachter letztendlich „Endlos spazieren könne“. Obwohl man bei diesem Künstler die meiste Farbe dieser Ausstellung finde, sei doch jedes Bild auf einem Klang aus wenigen, meist aus zwei Farben aufgebaut - mit unzähligen Nuancen, aber insgesamt ein Zweiklang.

Dasselbe finde man bei den Fotografien von Yuri Brodsky. Hier sei es oft sogar nur eine Farbe, die zwischen Schwarz und Weiß aufgespannt. Die bewegenden Linien seien ihm wichtiger als die Farben.

Näher auf die Kunstwerke der Künstlerin Cornelia Genschow zu sprechen kommend, zeigte Sylvia Peter auf, dass deren Metier wiederum die Heliogravüren seien. Diese Technik zähle zu den Edeldrucktechniken und werde auch „Sonnen-druck“ genannt. Ausgangspunkt sei eine digitale Fotografie, die die Künstlerin von Gras erstelle. Allerdings lassen sich keine Fotoabzüge davon machen, sondern in einer auf die Heliogravüre spezialisierten Druckerei am Bodensee werde die Fotografie dann auf eine aufwendig vorbereitete, lichtempfindlich beschichtete Kupferplatte belichtet.

Diese Platte werde, ähnlich wie bei der Aquatinta-Radierung geätzt, und nur zehn Drucke könne man von einer solchen Platte erstellen. Cornelia Genschow habe also ein aufwendiges und kostspieliges Verfahren ausgewählt, das digitale und handwerkliche Kunst kombiniere. Die Künstlerin finde, der Charakter des rauen Abdrucks der Ätzung passe perfekt zu ihrer Idee, die Gestalt des Grases im Stil eines Herbariums zu Papier zu bringen.

Vierter und letzter im Bunde der vier ausstellenden Künstler sei Samo Skoberne: Geboren im slowenischen Celje sei Holz der Werkstoff des studierten Bildhauers. Samo Skoberne verwende echte Pflanzen für seine Skulpturen. Aus Ästen und Stämmen arbeitete er, ihrem Wuchs nachspürend, die Teile für seine Skulpturen heraus.

Den runden Aststücken folge er entlang ihrer Windungen und Kurven mit dem Beil, bis sie kantig seien, und daraus setze er dann neue Formen zusammen, die so dann auf eine neue Weise in den Raum greifen würden.

„Naturkultivierung“ nenne Samo Skoberne seinen Umgang mit den Ästen, und er schaffe so ein Stück menschlicher Kultur aus ihnen. Skoberne betone, dass es ihm nicht darum gehe, der natürlichen Form seinen Willen aufzuzwingen, er wolle durch das Bearbeiten des Astes mit dem Beil vielmehr ihre deren Form verstehen und er wolle zuhören, wolle lernen von den Pflanzen im Sinne einer Naturkultivierung.

Sylvia Peter bescheinigte allen ausstellenden Künstlern und Künstlerinnen, in nachhaltiger Weise eine „den Pflanzen angemessene Technik zur Darstellung derselben gefunden zu haben“ und damit der künstlerischen Bewegung botanischer Kunst neue Dimensionen zu verleihen.

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