Odenwälder Freilandmuseum

Alte Handwerksberufe standen im Mittelpunkt

Drechsler, Korbflechter oder Feinsattler waren in Gottersdorf vor Ort

Von 
Joachim Hahner-Pestel
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Gottersdorf. Alte Handwerksberufe lebten am Sonntag im Odenwälder Freilandmuseum auf. Drechsler, Korbflechter, Schmied, Feinsattler, Besen- und Rechenmacher waren unter anderem vor Ort. Und erstmals eine Schreinerin. Sie zeigten ihre handwerkliche Kunst der Herstellung ihrer Waren aus der vergangenen Zeit.

Nach zwei Jahren Zwangspause durften große und kleine Besucher den Handwerkern wieder über die Schulter schauen und auch manches selber ausprobieren. Dabei konnten sie viel über die traditionellen Herstellungsmethoden erfahren. Im Hof Schüßler präsentierte der Schmied sein Können. Denn alles was damals und auch heute noch mit Metallgüterherstellung zu tun hatte, vom Nagel bis zu einem kunsthandwerklichen Metallzaun, war Sache des Schmieds. Das führte der aus Höpfingen stammende und in Walldürn lebende 85-jährige Schmied Franz Schell den Museumsbesuchern vor. Heute schwingt er den Schmiedehammer fast zu jeder Veranstaltung im Odenwälder Freilandmuseum. Das Schmieden eines Eisens erfordert jahrelange Erfahrung. Die große Kunst des Schmiedens besteht darin, in der kurzen Zeit, in der das Eisen richtig heiß ist, die gewünschte Form exakt herauszuarbeiten. Im gleichen Gebäude neben der Schmiede wurde zum ersten Mal von Schreinerin Anja Hartwig aus Altheim der Beruf des Schreiners vorgeführt. Sie erlernte ihren Beruf 1986 im damaligen elterlichen Betrieb. Am Tag des Handwerks im Hof Schüßler gab sie versiert Auskunft über ihren Beruf damals und heute. Nebenbei erklärte sie dem Besucher auch den Beruf des Wagners (Stellmacher).

Gefragter Beruf

Sehr gefragt ist auch heute noch der Beruf des Sattlers und des Feinsattlers. Diese Arbeiten führte Oliver Aumüller aus. Seit 2011 arbeitet Aumüller als selbstständiger Feinsattler. Im Beruf und im Museumsdorf stellte er Gebrauchswaren aus Leder her. Neben Gürteln oder Lederbörsen ist er besonders spezialisiert auf Dinge für ambitionierte Bogenschützen. Den Beruf des Sattlers findet man in der heutigen Zeit auch in der Autoindustrie. Der Sattler stellt aus Leder den Sattel, das Zaumzeug und sonstige Teile für den Umgang mit Pferden und anderen Tieren her.

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An der Ziegelhütte zeigte der Korbmacher Kurt Pfeiffer aus Bödigheim das Herstellen von Korbwaren, vor allem aus Weidenholz und Stroh. Zur Herstellung eines Korbes benötigt der Korbmacher neben das Weidenholz auch Werkzeuge wie Scheren, Sägen, Spaltwerkzeuge, wie einen Dreispalter oder Schlageisen und Biegegeräte, um die richtige Länge und Form des Materials zu erreichen.

Gegenüber in der Stallscheune befand sich der Besenbinder und Rechenmacher Manfred Blau aus Waldstetten. Sein Arbeitsmaterial bestand aus Birkenreiser und Weidenruten zum Binden eines Reisigbesens und als Werkzeug benötigt er Schere, Schnitzmesser, Zieheisen, als Stichling einen Nagel, eine Spannhilfe und zum Binden einen Draht oder eine Schnur. Als Besonderheit hatte er eine Vorrichtung zum Ausbohren des Rechenhauptes und ein rundes Eisen, mit dem er die Rechenzähne einfach erstellen konnte, in dem er Holzstücke durch diese Eisen schlug.

Die Frauen der Höpfinger Spinnstuben zeigten neben dem Spinnen von Wolle und Stricken sowie dem Häkeln von Alltagsgegenständen für den Gebrauch im Haushalt auch das Weben von Stoffen für Armbänder und Gürtel. Die Museumsklöpplerinnen zeigten ihre Kunst des Klöppelns von feinen Spitzen und Deckchen am blauen Haus.

Viel Spaß hatten die Kinder beim Drechsler. Er zeigte auf seiner Drechselmaschine, wie Kreisel und andere kleine Gegenstände aus Holz hergestellt werden.

Selbst Hand anlegen konnten die Besucher – ob groß der klein – in der Bürgstädter Dreschhalle. Aus Weidenruten durften sie kleine Dekoartikel flechten. Das Odenwälder Freilandmuseum war an diesem Tag sehr gut besucht, besonders von Feriengästen, die dieser Tage ihren Sommerurlaub in der Region verbringen.

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