Tauberbischofsheim. Sie kennen sich von klein auf – zunächst nur vom Sehen. So ist es in einem Dorf wie Kembach. Jeder kennt eben jeden. Friedrich Kuhn war ein paar Jahre älter als Gudrun Fröhlich, weshalb sie als Kinder Welten trennten. Das sollte sich ändern.
Gudrun Fröhlichs Vater war Feinmechaniker und hatte eine Werkstatt, in der er auch einen Fahrradhandel betrieb. Friedrich Kuhn hatte nach dem Besuch der Handelsschule in Wertheim eine Ausbildung zum Großhandelskaufmann absolviert. So kam er eines Tages in die Ladenwerkstatt in Kembach und begegnete seiner späteren Frau Gudrun. Bei einer Tanzveranstaltung funkte es dann, und sie wurden ein Paar.
Einwilligung vom Vater
Gudrun Kuhn war knapp 20 Jahre alt, als sie am 22. September 1962 in ihrem Heimatort heirateten. Damals erlangte man die Volljährigkeit erst mit 21 Jahren, und ihr Vater musste beim Standesamt sein Einverständnis zur Eheschließung erteilen.
„Das kann sich heute niemand mehr vorstellen“, sagt sie. Der berufliche Weg von Friedrich Kuhn nahm eine Wende, als er sich bei der im November 1955 gegründeten Bundeswehr bewarb und ihn die dortige Ausbildung zum gehobenen Verwaltungsdienst von Böblingen über Sonthofen und Bergisch Gladbach nach Stuttgart und Mannheim führte. Er sollte im zivilen Bereich Karriere machen.
Großes Engagement
1963 zog das Ehepaar nach Tauberbischofsheim. Sie bewohnten eine Dreizimmerwohnung in der Goethestraße. Ihre Kinder Heike und Reiner wurden geboren. Der Vater war viel unterwegs, engagierte sich beim Bundeswehrsozialwerk, in der evangelischen Kirchengemeinde, beim Partnerschaftskomitee der Stadt Tauberbischofsheim und war später sechs Jahre lang Vorsitzender des TSV Tauberbischofsheim. Die Kinder besuchten den frisch eröffneten evangelischen Kindergarten.
Gudrun Kuhn war immer eine aktive Frau und ist es bis heute.
Nur zu Hause rumhocken, Kochen, Wäsche waschen und Kinder hüten war nicht ihre Sache. Deshalb suchte sie sich einen Halbtagsjob und fand ihn gleich um die Ecke des Kindergartens im Steuerbüro Frei in der Laurentiusbergstraße. Die Kinder liefen nach Kindergartenschluss eigenständig zum Büro, denn Feierabend hatte die Mutter erst um 13 Uhr. Als der dritte Sohn Jürgen geboren wurde, war allerdings Schluss mit der Berufstätigkeit.
Zwar wurde Gudrun Kuhn bereits Anfang der 70er Jahre angeboten, Homeoffice zu machen, wie es heute neudeutsch heißt, doch mit drei Kindern, dem gerade erworbenen Eigenheim in der Albert-Schweitzer-Straße und einem Mann, der bei der Standortverwaltung in Philippsburg arbeitete und nur am Wochenende zu Hause war, ging das nicht mehr.
Trotz enger Absprache mit ihrem Mann, musste sie letztlich viele Entscheidungen allein treffen.
Die räumliche Trennung währte zwei Jahre. Dann war Friedrich Kuhn bis zu seiner Pensionierung heimatnah zunächst bei der Standortverwaltung Bad Mergentheim eingesetzt.
Dieser Aufgabe folgte die Leitung der Standortverwaltung Külsheim, die für Hardheim, Külsheim, Tauberbischofsheim und Lauda-Königshofen zuständig war.
Aufgrund seines beruflichen und ehrenamtlichen Engagements wurde dem Regierungsoberamtsrat 1981 vom damaligen Bundespräsidenten Karl Carstens das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Ehefrau Gudrun erinnert sich gern an diesen Anlass wie auch an viele Feste der Bundeswehr, bei denen sie ihren Mann begleitete.
Gemeinsame Reisen
Engagiert und viel unterwegs war das Ehepaar immer. Gudrun Kuhn baute mit Mitstreiterinnen den Frauenwerkkreis der evangelischen Kirchengemeinde auf.
Als die Kinder klein waren, verbrachten sie die Urlaube an der italienischen Adria. Weil Sohn Jürgen viele Jahre in Atlanta gearbeitet hat, besuchten sie ihn mehrmals in den USA und bereisten das Land. Es zog sie nach Kenia, Ägypten, Griechenland, ans Nordkap oder nach Bali.
Das Fest der Diamantenen Hochzeit werden sie nicht gemeinsam mit ihren drei Kindern, Schwiegerkindern und den acht Enkelkindern verbringen, sondern zu zweit in der Türkei.
„Wir lassen es uns einfach gut gehen“, lautet ihr Motto. Auf die Frage, was das Geheimnis einer so langen Ehe ist, sagen sie: „Zuneigung natürlich und Vertrauen.“ hvb
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