Odenwald-Tauber. Auf der Reisemesse CMT unterzeichneten am Montag die Vertreter der Landkreise Schwäbisch Hall, Neckar-Odenwald, Rhein-Neckar, Heilbronn, Hohenlohe und Main-Tauber sowie der Stadt Bretten eine Absichtserklärung, um künftig die Kräfte zu bündeln und gemeinsame Sache zu machen. Wenn die Kooperation im Laufe des Jahres – so das Bekunden sämtlicher Protagonisten – endgültig besiegelt wird, werde der Norden des Landes nach dem Schwarzwald die zweitstärkste Kraft im Bereich des Fremdenverkehrs. Bereits im Sommer soll die neue Geschäftsstelle eingerichtet und mit Personal ausgestattet werden.
Intensive Beratungen
Die intensiven Beratungen der vergangenen Monate hätten also zu einem erfolgreichen Abschluss gefunden. Jetzt gehe es noch an die Feinjustierung, meinten der externe Projektleiter Christopher Krull und die Sprecherin der Kooperationsgründung, Christina Lennhof. Sie nannten als Ziele der Zusammenarbeit die Bündelung der Ressourcen sowie die Steigerung der Innovationstätigkeit. Dies werde erreicht durch eine optimale Vernetzung und Abstimmung auf sämtlichen Ebenen. Hierbei stehe nicht das Aufsetzen einer neuen Dachmarke im Vordergrund. Vielmehr habe man zunächst gemeinsame Managementaufgaben aus den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Wissensmanagement sowie Resilienz (Anpassungsfähigkeit) im Blick. Durch die gemeinsame Produktentwicklung werde etwa die Positionierung als hervorragende Radregion angestrebt oder der Aufbau einer digitalen Gästekarte.
„Ein ideales Projekt, um im Sinne einer Lebensraumkonzeption die Belange der heimischen Bevölkerung oder der Wirtschaft einzubinden“, betonte Christopher Krull. „Die Kooperationsfähigkeit der Region entscheidet maßgeblich über deren touristischen Erfolg in der Zukunft.“
Das Land unterstütze als Partner die Pläne ganz ausdrücklich, meinte Tourismus-Staatssekretär Dr. Patrick Rapp, der die gute Nachricht mit im Gepäck hatte, dass sein Ministerium nicht nur als Partner fungiere, sondern sich auch finanziell engagieren werde. „Die Bestrebungen im nördlichen Baden-Württemberg sind eine Schlüsselmaßnahme unserer Tourismuskonzeption. Die Bündelung zu größeren Einheiten und eine effiziente Aufgabenteilung sind unabdingbar für die Wettbewerbsfähigkeit der Region.“ Die Unterzeichnung der Absichtserklärung sei „ein Meilenstein“ und zeige, dass alle Akteure an einem Strang zögen. Es würden diese zusätzliche Arbeits- und Koordinationsebene benötigt, um alle Herausforderungen „professionell und erfolgreich zu meistern“.
Zwar sei es noch zu früh, die Sektkorken knallen zu lassen. Doch die Unterzeichner der Absichtserklärung – die Landräte Christoph schauder (Main-Tauber), Dr. Achim Brötel (Neckar-Odenwald), Norbert Heuser (Heilbronn), Stefan Dallinger (Rhein-Neckar), die Oberbürgermeister Daniel Bullinger (Schwäbisch Hall) und Martin Wolff (Bretten) sowie Gotthard Wirth (Erster Landesbeamter Hohenlohekreis) – zeigten sich zufrieden über das Erreichte. Und sie betonten unisono, die neue Kooperation schnellstmöglich mit Leben zu erfüllen, ohne dass die einzelnen Tourismusregionen dabei ihre Identität verlieren.
„Wichtiger Tag“ für den Kreis
Die Zusammenkunft im Rahmen der CMT bezeichnete Christoph Schauder als „wichtigen Tag für den Main-Tauber-Kreis und für den nördlichen Landesteil“. Er begrüßte ausdrücklich die noch engere Vernetzung, die für seinen Landkreis viele Vorteile biete – immerhin zähle er pro Jahr rund 1,3 Millionen Übernachtungen und etwa 4000 Menschen verdienten durch den Fremdenverkehr ihr täglich Brot.
Schauder zeigte sich überzeugt, dass nach Corona „der Inlandstourismus einen noch höheren Stellenwert“ bekommt“ – und dem wolle man mit der Kooperation Rechnung tragen. Der Landrat hob hervor, dass das gemeinsame Handeln der Regionen nicht bedeute, das eine zu tun und das andere zu lassen. Jede habe ihre Stärken, die sie einbringen werde. Ihm sei bewusst, dass man zunächst einige Hürden aus dem Weg habe räumen müssen. Doch jetzt freue er sich sehr, die bevorstehenden Herausforderungen „gemeinsam anzupacken“.
Informationen zur Kooperation
An der Kooperation beteiligen sich die folgenden Partner: Hohenlohe + Schwäbisch Hall Tourismus, Touristikgemeinschaft Odenwald, Touristikverband „Liebliches Taubertal“, Touristikgemeinschaft Hohenlohe, Kraichgau-Stromberg Tourismus, Touristikgemeinschaft Heilbronner Land, Rhein-Neckar-Kreis.
Der Anteil der Übernachtungen im Gebiet der Projektpartner am Gesamtvolumen in Baden-Württemberg liegt im Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2021 mit rund sieben Millionen Nächtigungen bei rund 16,6 Prozent (Quelle: Statistisches Landesamt/Tourismus Marketing Baden-Württemberg). Damit liegt der Norden des Landes hinter dem Schwarzwald im Ranking auf Position zwei.
Sprecherin der Kooperationsgründung ist Christina Lennhof, Geschäftsführerin im Tourismus Kraichgau-Stromberg. Wer sich für das Vorhaben interessiert, kann sich an sie unter E-Mail Lennhof@kraichgau-stromberg.de
Sein Neckar-Odenwälder Amtskollege Dr. Achim Brötel teilte mit, dass sein Landkreis in Sachen solcher Kooperationen bereits über ein Vierteljahrhundert Erfahrung verfüge – durch ein grenzüberschreitendes Miteinander mit Bayern und Hessen. Die Chancen und Stärken würden dabei im Vergleich zu den Schwächen deutlich überwiegen. „Jetzt gilt es, das Ganze mit Leben zu füllen“, meinte er und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass jene Euphorie, die bei der Unterzeichnung der Absichtserklärung entfacht worden sei, „sich bewährt“.
Der neue Zusammenschluss setze sich im Übrigen auch bei der Bearbeitung der klassischen Tourismusthemen gemeinsame, ambitionierte Ziele, war abschließend noch zu erfahren. Das Thema „Exzellenz im Radtourismus“ mache den Bedarf der neuen Koordinierungsstelle mehr als deutlich: Radwege machten an Landkreisgrenzen nicht halt, Verleihstationen, Gepäckbeförderung, Ausschilderungen und Gastronomieversorgung müssten großräumig gedacht, geplant und realisiert werden.
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