Energieserie

Wie man mit Wasserstoff Energie sparen kann

Die Energiekrise stellt alle vor große Herausforderungen. Einerseits ist jeder angehalten, Energie zu sparen. Andererseits geht der Blick über den Tellerrand hinaus, um Alternativen zu finden - zum Beispiel Wasserstoff.

Von 
Klaus T. Mende
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Grüner Wasserstoff soll auch in der Region eine immer größere Bedeutung gewinnen – zunächst in der Logistikbranche und in Bussen, nach und nach in weiteren Bereichen des alltäglichen Lebens. Die erste Tankstelle im Main-Tauber-Kreis soll bald realisiert werden. © DPA

Odenwald-Tauber. Das Stuttgarter Wirtschaftsministerium sieht für den Einsatz von Wasserstoff und der Brennstoffzelle im Straßenverkehr mittelfristig Potenziale, teilt Sprecher Armin Schulz mit. „Für Anwendungen, die einen hohen Energiebedarf benötigen, also Fahrzeuge mit hohem Gewicht und großer Reichweitenanforderung, bietet die Brennstoffzelle Vorteile gegenüber einer batterieelektrischen Lösung.“ Die europäische Emissionsgesetzgebung löse dringenden Handlungsbedarf zur Entwicklung emissionsfreier Antriebe für Lkw und Busse aus. Dementsprechend entstünden bereits heute dynamische Heimatmärkte für die erforderlichen Komponenten und Systeme.

Unterschiedliche Optionen

Die Klimaschutzziele im Verkehr erforderten für die verschiedenen Mobilitätsanwendungen unterschiedliche Kraftstoff- und Antriebsoptionen, teilt Schulz weiter mit. Entscheidend für die Auswahl dieser Optionen seien Nutzungsintensität, Leistungs- und Reichweitenanforderung, ebenso Zeitraum der Flottenerneuerung und größtmögliche Effizienz der eingesetzten Antriebstechnologie. Nicht alle Verkehrsträger könnten antriebsseitig rein batterieelektrischbetrieben werden. „Die Brennstoffzelle eignet sich besonders für den schweren Straßengüterverkehr. Bei Straßenfahrzeugen ist der Einsatz der Brennstoffzelle besonders bei großen Fahrzeugmassen und hohen Laufleistungen sinnvoll.“

Aus Sicht des Ministeriums seien unterschiedliche Antriebskonzepte nötig. Wasserstoff/Brennstoffzelle und Batterie ergänzten sich sinnvoll und würden entsprechend der jeweiligen Anwendung eingesetzt, erklärt der Sprecher. „Es geht nicht um alternative Technologien, sondern um sich ergänzende Antriebskonzepte innerhalb der Elektromobilität.“

Brennstoffzellen wiesen übrigens bereits heute einen höheren Wirkungsgrad im Fahrzeug aus, als Verbrennungsmotoren. „Der Energieverbrauch im Fahrzeug selbst wird somit durch den Einsatz von Brennstoffzellen und Wasserstoff geringer ausfallen. Für eine Gesamtbilanz müssen auch die Vorkette, also die Kraftstoffherstellung, betrachtet werden.“ Hierbei werde es entscheidend sein, dass der Wasserstoff für den Straßenverkehr aus erneuerbarer Energie hergestellt werde.

In dieser Hinsicht sei die Region mit der Wasserstoff-Allianz auf einem guten Weg, macht Werner Spec gegenüber den Fränkischen Nachrichten deutlich. Die Visionen hätten so richtig Fahrt aufgenommen mit dem Ziel, schon bald die ersten konkreten Projekte anzugehen und umzusetzen. Für den Fachmann sei es hierbei wichtig, sich nicht nur auf den Straßenverkehr allein zu konzentrieren, sondern sich möglichst breit aufzustellen und vor allem Dingen Industrie und Gewerbe mit ins Boot zu nehmen, was grünen Wasserstoff angehe. „Hier gibt es große Potenziale und wir spüren, dass in diesen Zeiten die Nachfrage deutlich nach oben geht.“

Einerseits erlange die gesamte Region dadurch mehr Unabhängigkeit auf diesem Gebiet. Andererseits werde sich dies auch im Geldbeutel positiv bemerkbar machen, wenn denn diese Technologien zur „Serienreife“ gebracht worden seien. Zunächst müsse allerdings erst einmal investiert werden, um später und auf Dauer zu sparen.

Der Main-Tauber-Kreis sei augenblicklich dabei die Basis zu legen, um bei der Wasserstofftechnologie mit großen Schritten voranzukommen, wie Werner Spec hervorhebt. „Wir wollen bis zum Ende des Jahres mit der Projektierungsgesellschaft an den Start gehen, um dann zeitnah die Umsetzung des ersten Vorhabens auf den Weg zu bringen.“ Was die Wasserstoff-Tankstelle angeht, befinde man sich mit vier Kommunen im Gespräch.

Auf viele Schultern verteilen

Nach Werner Specs Überzeugung sei es wichtig, die Maßnahmen auf möglichst viele Schultern zu verteilen, was aus seiner Sicht bedeute, auch verstärkt Bürgerbeteiligungen zu ermöglichen. Schlussendlich profitiere nämlich die gesamte Gesellschaft. Er sehe große Möglichkeiten. zumal es vonseiten der Industrie ein großes Interesse gebe, sich zunehmend vom Gas zu lösen, um so autarker zu werden.

Jetzt gelte es, die Voraussetzungen zu schaffen, um vor Ort grünen Wasserstoff herzustellen. Die Erdgasleitungen seien in der Lage, bis zu 20 Prozent Wasserstoff zu speichern, der im Übrigen auch wieder verstromt werden könne. Weitere Chancen, Energie sinnvoll zu nutzen und dadurch auf Dauer die hohen Kosten zu senken, sieht Werner Spec in der Möglichkeit, die bei der Produktion von Wasserstoff entstehende Prozesswärme in Nahwärmenetze einzuspeisen.

Hier seien die Kommunen gefordert, auch auf diesem Sektor die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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