Vertreterversammlung

Volksbank-Chef beteuert: „Wir haben nichts falsch gemacht“

Laut Michael Schneider war das Geldinstitut „reiner Depotführer, der sich um die Verwahrung von Wertpapieren kümmert“. Das Geschäft der Bank lief 2024 „äußerst erfolgreich“.

Von 
Gerd Weimer
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Vorstandschef Michael Schneider nahm bei der Vertreterversammlung der Volksbank detaillierter Stellung zu den Vorwürfen im mutmaßlichen "Anleiheskandal". © Gerd Weimer

Tauber-Odenwald. Die Volksbank Neckar Odenwald Main Tauber blickt auf ein „äußerst erfolgreiches Geschäftsjahr 2024“ zurück, wie Vorstandschef Michael Schneider am Donnerstagabend bei der Vertreterversammlung in Mosbach sagte. Bonus für die Mitglieder: eine Dividendenausschüttung von vier Prozent.

Hintergrund: Volksbank in Zahlen

  • Laut Holger Engelhardt, Vize-Chef der Volksbank, beschäftigt das Geldinstitut 677 Mitarbeitende.
  • Die Forderungen an Kunden (Kredite, welche die Bank vergeben hat) stiegen gegenüber dem Vorjahr um 3,4 Prozent auf 3,07 Milliarden Euro. Die Verbindlichkeiten gegenüber Kunden (Geld, das Kunden eingezahlt haben) stiegen um 3,1 Prozent auf 3,18 Milliarden Euro.
  • Das Wachstum beim Kreditvolumen sei einerseits auf Finanzierungen im Bereich der erneuerbaren Energien, wie Windkraft und Solarenergie, zurückzuführen. Anderseits gebe es einen Zuwachs bei den privaten Immobiliendarlehen, aber weniger für den Bau oder Kauf von Einfamilienhäusern, wo es zwar zu einer „gewissen Renaissance“ komme. Noch besser laufe das Kreditgeschäft, was die energetische Sanierung von Wohnraum angeht.
  • Das betreute Kundenvolumen, der Gesamtumfang der Kundengeschäftsbeziehung, fiel mit 9,57 Milliarden Euro um 4,5 Prozent höher aus als im Vorjahr. Das außerbilanzielle Kundenkreditvolumen (unter anderem Kreditzusagen, die noch nicht in der Bilanz stehen) lag mit 468 Millionen Euro um 0,6 Prozent höher.
  • Um 10,1 Prozent und damit auf 2,67 Milliarden Euro stieg das außerbilanzielle Kundenanlagevolumen (Summe der Kundenanlagen, die durch die Volksbank vermittelt oder verwaltet wurden, aber nicht in der Bilanz enthalten sind).
  • Das Eigenkapital ist um 4,13 Prozent auf 435 Millionen Euro gewachsen. „Eine sehr solide Entwicklung“, wie Engelhardt sagte. Man halte an Eigenmitteln 485 Millionen Euro bereit, was mit einer Quote von 16,94 Prozent deutlich über den gesetzlichen Mindestanforderungen liege. Die Volksbank verfüge über einen Puffer von 152 Millionen Euro - ein „Ausdruck der Stabilität und Solidität“.
  • Bei der sogenannten Cost-Income-Ratio, die misst, wie wirtschaftlich eine Bank arbeitet, habe man mit 57,4 Prozent den bisher besten Wert erzielt, freute sich Engelhardt. Der Zinsüberschuss wuchs um 6,4 Prozent auf 77,1 Millionen Euro.
  • Beim Verwaltungsaufwand, der auch die Ausgaben für Personal beinhaltet, verzeichnete man einen Rückgang um 3,61 Prozent auf 65,6 Millionen Euro. Holger Engelhardt wies darauf hin, dass ein Einmaleffekt zu berücksichtigen ist: Bei den Zahlen des Vorjahres waren Fusionskosten enthalten, die 2024 nicht mehr auftauchten.
  • Unterm Strich der Gewinn- und Verlustrechnung steht ein Jahresüberschuss von 4,997 Millionen Euro – ein gegenüber dem Vorjahr nur geringfügig veränderter Wert.
  • Im Vergleich zum Durchschnitt der baden-württembergischen Genossenschaftsbanken verzeichne man durchweg bessere Kennzahlen. Lediglich bei den Personalkosten liege man darüber, was aber „nicht ungewöhnlich für eine fusionierte Bank“ sei. wei

Neben den Geschäftszahlen dominierte bei der Versammlung in der Alten Mälzerei ein anderes Thema: der mutmaßliche „Anleiheskandal“ in Zusammenhang mit Wohneigentümergemeinschaften (WEG), die bei der Volksbank Konten führen ließen. Mehrere ARD-Medien, darunter das TV-Medium „Report München“, hatten berichtet, dass die WEG mit Papieren der mittlerweile insolventen Deutschen Rücklagen GmbH hohe Verluste erlitten, und schrieben der Volksbank eine „fragwürdige Rolle“ zu.

Schneider: „Wir waren nicht als Anlageberater tätig“

Michael Schneider beklagte, dass in der Berichterstattung „ein verzerrtes Bild“ gezeichnet werde und ging „so offen wie rechtlich möglich“ auf die Vorwürfe ein. Nachdem die Volksbank zunächst jede Auskunft zu dem Thema abgelehnt hatte, erklärte sie vor zwei Wochen auf FN-Anfrage, man könne wegen des Bankgeheimnisses nicht detailliert Stellung nehmen.

Laut Schneider agierte das Geldinstitut, das seit der Fusion 2023 als „Ihre Volksbank Neckar Odenwald Main Tauber“ firmiert, als „reiner Depotführer, der sich um die Verwahrung von Wertpapieren kümmert“. Keinesfalls sei man für die WEG als Anlageberater tätig gewesen.

Kontaktpersonen der Volksbank waren demnach die von den WEG bevollmächtigten Hausverwalter. Man habe deren Aufträge „ohne Beratung“ ausgeführt. Laut Schneider liefen die Geschäfte folgendermaßen ab: „Der Hausverwalter überweist Gelder der WEG an die Deutsche Rücklagen GmbH, im Gegenzug überträgt die Deutsche Rücklagen die gekauften Anleihen in das Depot der WEG.“

Als depotführende Stelle sei man „beim Kauf oder der Auswahl der Anlage nicht involviert“ gewesen. „Unsere Aufgabe war die technische Abwicklung dieser Transaktion, nicht mehr und nicht weniger“, stellte Schneider klar und ergänzte: „Wir haben weder initiiert, vertrieben noch beraten.“

„Thema bringt uns nicht ins Straucheln“

Die Volksbank nehme die Situation indes sehr ernst. „Das Schicksal der betroffenen Wohnungseigentümergemeinschaften lässt uns nicht kalt“, so Schneider, der aber wissen ließ: „Wir sind der festen Überzeugung, dass wir nichts falsch gemacht haben. Man dürfe keine Rückstellungen in der Bilanz bilden, da keine Risiken erkennbar seien. Es gebe auch „keine Hinweise auf Pflichtverletzungen“, und man suche „aktiv den Kontakt zu den Ermittlungsbehörden und öffentlichen Prüfstellen, um bei der Aufklärung mitzuwirken“. Es sei „keine Klage in dieser Sache anhängig“. Die Volksbank sei nicht Gegenstand eines Ermittlungsverfahrens.

Über die vom Anwalt der WEG in den FN kolportierte Schadenssumme in Millionenhöhe sagte Schneider: „Nur ein Bruchteil davon ist auf Depots bei uns übertragen worden.“ Die Volksbank habe eine WEG auch nicht als spekulativen Anleger eingestuft, wie die ARD-Berichterstattung nahelegt. Vielmehr habe der Hausverwalter die WEG in einer Basisdokumentation entsprechend kategorisiert, was „in Ordnung“ sei, „wenn er dies von der WEG als Rahmen vorgegeben bekommt“.

Schneider versicherte, dass das Geld der Volksbank-Kunden nicht in Gefahr ist: „Dieses Thema bringt uns finanziell nicht ins Straucheln. Ein Auge haben wir jedoch auf die Auswirkungen auf unseren Ruf.“ Auf Nachfrage aus dem Kreis der Versammlung erklärte der Vorstandsvorsitzende, die im Raum stehende Summe wäre für die Bank „sehr gut verdaubar“, wenn es wider Erwarten zu Schadenersatzzahlungen kommen müsste.

Nach gesetzlichen Vorgaben gehandelt Bisher verzeichne man keine finanziellen Verluste. Schneider prognostizierte aber, dass es eine weitere Berichterstattung zu dem Thema geben könnte: „Möglicherweise ist es nicht vorbei“. Abschließend versicherte er, die Volksbank habe als „technischer Abwickler“ von Geschäften „mit der gebotenen Sorgfalt und nach den gesetzlichen Vorgaben“ gehandelt.

Schäfers Stellvertreter Holger Engelhardt stellte dann die Geschäftszahlen für 2024 im Detail vor (siehe Hintergrund). Erfreuliche Nachricht für Mitglieder der Genossenschaftsbank: Es wird eine Dividende von vier Prozent ausgeschüttet. „Deutlich über Kapitalmarktvergütung“, sagte Engelhardt. Die Versammlung genehmigte auf Antrag des Aufsichtsratsvorsitzenden Bernd Kober die Gewinnverwendung und den Jahresabschluss einstimmig. Vorstand und Aufsichtsrat wurden bei einer Enthaltung entlastet.

Redaktion Reporter Wertheim

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