Tauberbischofsheim. Gesang, Orchestermusik – endlich wieder. Der lange Verzicht auf Live-Klänge dürfte manchem während der Corona-Pandemie schwer gefallen sein. Die Atmosphäre von Konzertsälen fehlte ebenso wie das Timbre von Stimmen und die Klangfülle vielstimmiger Melodien, die technisch noch so gute Aufnahmen nicht zu ersetzen vermögen. So sehr Künstler ihr Publikum vermisst haben, so sehr sehnten sich Zuhörer und -schauer nach ihren Protagonisten des Wohlklangs.
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Das ging den Liebhabern und treuen Abonnenten der Tauberbischofsheimer Schlosskonzerte nicht anders als Jugendlichen, die ihre Stars vermissten, weil die Konzerte abgesagt werden mussten. Zwar wurden drei Aufführungen der Schlosskonzert-Reihe in einer verkürzten 33. Saison nachgeholt, doch so richtig vertraut Intendant Peter Leicht beim Blick auf steigende Inzidenzen und Warnungen vor einer schweren vierten Welle dem Frieden nicht.
Verkürzte Saison
„Eigentlich wollte ich die 34. Saison ausfallen lassen, weil es sowohl für die Künstler als auch für das Publikum unangenehm ist, wenn Konzerte ausfallen“, so Leicht. Doch Dr. Sabine Münch, Leiterin der Stabstelle Wirtschaftsförderung bei der Stadt, überzeugte ihn letztlich, doch ein Angebot auf die Beine zu stellen. Herausgekommen ist eine verkürzte 34. Schlosskonzerte-Saison, die mit der ersten Aufführung in der Stadthalle beginnt und danach im altehrwürdigen Rathaussaal weitergeht.
Das Programm ist wieder vielversprechend und bietet eine interessante Mixtur von Jazz bis Klassik. Peter Leicht lässt sich nicht auf einen Musikstil und erst recht nicht auf gemeinhin Gefälliges reduzieren. Vielmehr liebt er die Vielfalt und setzt in erster Linie auf die Qualität der Musiker und Ensembles seiner Wahl.
Den Auftakt der 34. Schlosskonzertsaison machen am Sonntag, 23. Januar, Marc Secara und Orchester. Auf dem Weg von Ludwigsburg, wo er am Freitag und Samstag gemeinsam mit Pe Werner gastiert, zurück in seine Heimatstadt Berlin macht er Halt in der Kreisstadt. „Das ist etwas ganz Großes, das man im Rathaussaal gar nicht hätte machen können“, so Peter Leicht. Deshalb wird in die Stadthalle ausgewichen, was auch aufgrund des Abstandsgebots eine gute Entscheidung ist.
Begnadeter Swing-Sänger
Secara gilt als begnadeter Swing-Sänger und wird auch schon mal als der „junge Sinatra“ gefeiert. Gemeinsam mit seinem Berlin Jazz Orchestra unter der Leitung von Jiggs Whigham bringt er ins Ohr gehende Hits von Bert Kaempfert zu Gehör. Dabei sind sicher auch „Strangers in the Night“ oder „Spanish Eyes“, denn sein derzeitige Kaempfert-Retrospektive heißt „Strangers & Lovers“.
Nach seinem Studium an der Berliner Musikhochschule „Hanns Eisler“erhielt Marc Secara ein Stipendium am Berklee College of Music in Boston. Bereits mit 20 Jahren hatte er seine ersten großen Tourneen, 2013 wurde er zum Professor für Gesang an die Hochschule der populären Künste in Berlin berufen. Darüber hinaus ist er Vocal Coach beim Bundesjugendjazzorchester.
Das zweite Schlosskonzert ist für den März geplant, aber noch nicht genau terminiert. Das Kurpfälzische Kammerorchester Mannheim, das sich in der Tradition der Mannheimer Schule sieht, wird unter der Leitung von Chefdirigent Paul Meyer Werke der Romantik präsentieren. „Ganz genau steht das noch nicht fest, denn auch der Solist ist noch nicht benannt“, so Peter Leicht.
Das Kurpfälzische Kammerorchester wurde 1952 gegründet und steht in der Nachfolge der Mannheimer Hofkapelle zur Zeit von Kurfürst Carl Theodor in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Es hat sich zum Ziel gesetzt, das musikhistorische Erbe der Region zu pflegen und bei Konzerten in die Welt hinauszutragen.
Sopranistin aus der Region
Den Schlusspunkt des konzertanten Dreiklangs setzt die aus Gerchsheim stammende Jana Baumeister. Im vergangenen Jahr präsentierte sie gemeinsam mit dem Grünewald-Orchester ein viel bejubeltes Konzert in der Kreisstadt. Die Sopranistin ist seit der Spielzeit 2014/15 festes Ensemblemitglied am Staatstheater Darmstadt. Ihr Masterstudium absolvierte sie in der Klasse von Professor Hedwig Fassbender an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. 2016 gewann Jana Baumeister den ersten Preis des Bundeswettbewerbs Gesang Berlin und erhielt gleichzeitig den Sonderpreis der Bachstiftung.
Treue Abonnenten
Peter Leicht, viele Jahre Musiklehrer am Matthias-Grünewald-Gymnasium, freut sich, mit Jana Baumeister eine ehemalige Schülerin für das letzte Schlosskonzert der 34. Saison verpflichtet zu haben. Auch Bürgermeisterin Anette Schmidt ist äußerst zufrieden, dass die beliebte Konzertreihe wieder auflebt. „Die Schlosskonzerte sind einfach eine feste Größe in der Stadt. Ich hoffe sehr, dass wir die Konzerte im kommenden Jahr auch wirklich durchführen können, um das besondere Ambiente des Rathaussaals wieder zu genießen.“
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