Odenwald-Tauber. Das Gefühl respektiert zu werden, ist für viele Menschen ein Grundbedürfnis. Das gesellschaftliche Miteinander basiert auf dem Entgegenbringen von gegenseitigem Respekt.
Ein Mangel an Respekt kann das Selbstwertgefühl beeinträchtigen, denn Respektlosigkeit drückt sich meist durch Geringschätzung, Kränkung und Missachtung aus. Wie sehr eine Person respektiert wird, kann von verschiedenen Faktoren abhängen. Dies kann sein soziales Umfeld, seine Bildung oder seine Besitzgüter betreffen. Meist sind es Personen, die etwas ausstrahlen, die von anderen respektiert werden. Auf welchen Faktor dabei am meisten Wert gelegt wird, unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Die Fränkischen Nachrichten haben sich via Facebook nach Volkes Meinung erkundigt.
„Im Einzelhandel gibt es vermehrt keinen Anstand und Respekt gegenüber dem Verkäufer. Sollte eine Ware verfügbar sein, wird man zur Zielscheibe und blöd angemacht“, so die subjektive Auffassung eines Users. Mittlerweile handhabe er das nach der Maxime „Wie man in den Wald hinein schreit, so hallt es zurück“ und wirft deshalb in den Ring: „Willst du König sein, dann benimm’ dich auch so.“
Teilweise „unglaublich“
Eine andere Nutzerin pflichtet ihm bei: „Ich arbeite auch im Einzelhandel. Und was ich da erlebe, ist unglaublich.“ Bisweilen komme es ihr so vor, dass Menschen, die zu Hause nichts zu melden hätten, „einfach mal eben einkaufen gehen und da alles rauslassen“. Aber es sei auch umgekehrt so, beteiligt sich ein Leser an der Diskussion. Manche Verkäuferinnen seinen ebenso unfreundlich, wenn man sie um Rat frage.
Wieder ein anderer glaubt erkannt zu haben, dass solch ein Verhalten teilweise an der Erziehung liege. „Und dann kommt noch hinzu, dass wir in Deutschland immer mehr Egoisten haben.“
Ein weiterer User meint, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergehe. „Politiker und Millionäre dienen immer noch als ethnische Vorbilder.“ Doch seien diese Menschen zum Teil morallos und dienten nur sich selbst. Manch ein Zeitgenosse erkenne immer mehr, dass sich Korruption und Betrug auszahlten – und so entstehe der Gedanke: „Wenn ich beschissen werde, tue ich das auch, um nicht auf der Strecke zu bleiben.“ So entstehe eine Ellbogengesellschaft. „Wir leben im Kapitalismus, wie soll sich dieser, was Ansprüche der Menschen angeht, zurückentwickeln?“
Ihr siebenjähriger Sohn grüße beim Radfahren gerne entgegenkommen Radler, teilt eine Mutter mit. Manche freuten sich sichtlich, einige ignorierten ihn komplett, die meisten seien so perplex, dass sie vergäßen, zurückzugrüßen. Ganz anders habe sie das in Dänemark erlebt. „Da wurde jedes ,Hey“ unseres Kindes mit einem Lächeln erwidert.“ Andere Länder – andere Sitten.
Für einen anderen Nutzer sind die Themen Anstand und Höflichkeit sehr wichtig, „ja sogar überlebensnotwendig“. Vielen Zeitgenossen sei es fremd, freundlich und verständnisvoll zu sein. „Das liegt auch an der Habgier und an dem Gegeneinander-ausspielen. Es gibt wenig Akzeptanz, alles wird gerne ins Schlechte gezogen, nie wird einem etwas gegönnt.“ Seiner Meinung nach sei „die Gesellschaft viel zu verwöhnt“. Da änderten auch zwischenzeitliche Lichtblicke in Sachen Freundlichkeit wenig. Und für eine weitere Diskutantin haben Respekt und Anstand auch etwas mit Erziehung zu tun.
Man könnte meinen, nur die heutigen Jugend habe dies nicht mehr. „Ich habe meine Kinder so erzogen, dass sie Respekt und Anstand haben. Aber wie soll ich ihnen erklären, dass ältere Semester das wohl auch nicht gelernt haben, dass nicht zurückgegrüßt wird, kein Danke über die Lippen kommt, wenn man jemanden an der Supermarktkasse vor lässt?“ Aber es sei schon so, dass viele Eltern bei der Erziehung darauf keinen Wert legten.“
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