Tauberbischofsheim. Wer durch die Tauberbischofsheimer Innenstadt schlendert, dem fällt es sofort auf: das Porphyrpflaster. Der jahrzehntelang haltbare Naturstein prägt vor allem in den Seitenstraßen der Fußgängerzone das Stadtbild. Was auf den ersten Blick gepflegt und charmant wirkt, offenbart auf den zweiten Blick jedoch durchaus seine Tücken.
„Die Stadt führt zu Beginn jedes Jahres eine Straßenaufnahme durch, auf deren Grundlage Instandhaltungsmaßnahmen nach Priorität geplant werden“, erklärt Helga Hepp, Pressesprecherin der Stadt Tauberbischofsheim, auf Anfrage gegenüber den Fränkischen Nachrichten. „In der Kernstadt ist überwiegend Porphyrpflaster verlegt. Dieses Natursteinmaterial ist besonders robust, Unebenheiten lassen sich jedoch nicht vollständig vermeiden. Verkehrsunsicherheiten ab fünf Zentimetern werden aber umgehend behoben.“
Porphyr gilt – wie eine Internetrecherche zeigt – unter Fachleuten als Garant für Langlebigkeit und Nachhaltigkeit. Der Naturstein trotzt Frost, Tausalz und schwerer Belastung, ist witterungsbeständig und abriebfest. Seine natürliche Struktur sorgt zudem für Trittsicherheit, während sich Noppen- oder Rippenplatten nahtlos als Leitsysteme für sehbehinderte Menschen integrieren lassen. Auch ökologisch punktet Porphyr: Seine hohe Haltbarkeit reduziert den Sanierungsbedarf und verbessert damit die Umweltbilanz.
Soweit die Theorie. In der Praxis zeigt sich bisweilen jedoch ein gemischtes Bild. Während sich die Fußgängerzone – das Herzstück der Innenstadt – nach ihrer umfassenden Sanierung vor wenigen Jahren in einem ansprechenden „neuen Outfit“ präsentiert, sieht es in den Seitenstraßen teilweise anders aus. Mang-, Kloster-, Frauen- oder Ringstraße – überall stechen dem Betrachter Unebenheiten ins Auge. Fehlende Pflastersteine, abgesackte Stellen oder überstehende Gullydeckel: Stolperfallen, die vor allem für Senioren, Sehbehinderte oder Menschen mit Rollator zu einer echten Herausforderung werden können.
Ein besonders krasses Beispiel war bis kurz vor Beginn der Martini-Messe in der Frauenstraße zu finden. Dort klaffte wochenlang ein etwa 20 Zentimeter tiefes Loch mitten im Pflaster – deutlich sichtbar, aber ungesichert. „Das ist nicht nur ärgerlich, sondern gefährlich“, sagte eine Anwohnerin. „Wenn da jemand stürzt, kann das böse enden.“ Inzwischen ist die Gefahr gebannt, die Stelle wurde instandgesetzt.
Die Stadt verweist auf regelmäßige Kontrollen und die zügige Beseitigung von Schadstellen. Dennoch lässt der Zustand mancher Straßen und Gassen – nach Meinung von Anwohnern und Passanten – Zweifel daran aufkommen, ob tatsächlich alle Probleme zeitnah erkannt und behoben werden. Gerade in der dunklen Jahreszeit wachse das Risiko zusätzlich. „Wer nicht aufpasse, könne hierbei leicht ins Stolpern geraten“, ist hier und da zu hören.
Porphyrpflaster steht für viele Bürger für Tradition, Ästhetik und Beständigkeit – für sie Werte, die das Stadtbild Tauberbischofsheims seit Jahrzehnten prägen. Eine nachhaltige Stadtentwicklung sollte aus ihrer Sicht jedoch beides verbinden: den Charme des Alten und die Sicherheit des Gehens. Denn was nützt das schönste Pflaster, wenn es zur Gefahr avanciert?
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