Tauberbischofsheim. Der Beginn des Kirchenjahres entspricht nicht dem Kalenderjahr. Er fällt auf den 1. Advent. Auf diesen Sonntag, 30. November, fallen in diesem Jahr die Kirchenwahlen in der Evangelischen Landeskirche in Baden. Für manche mögen solche Wahlen unwichtig sein. Wozu sind die Wahlen da und was machen die Gewählten überhaupt, wird gefragt. Kirchenälteste kennen die meisten vom Verteilen der Gesangbücher an der Kirchentür, vom Sprechen der Fürbitten, der Lesungen oder der Abkündigungen.
In der Regel trifft sich das Kirchenlokalparlament einmal pro Monat zu Sitzungen. Und da gibt es jede Menge zu erledigen in Tauberbischofsheim. Denn neben dem sonntäglichen Gottesdienst gilt es, sich um den evangelischen Kindergarten zu kümmern. Besprechungen stehen an, in denen der Jahreslauf thematisiert wird oder Personalangelegenheiten geklärt werden. Darüber hinaus wird der Haushalt der Kirchengemeinde erstellt und beschlossen, über Baumaßnahmen diskutiert und entschieden und natürlich auch über wichtige Termine und besondere Gottesdienste im Kirchenjahr gesprochen. Zu den Aufgaben gehören auch die Bereiche Gemeindearbeit, Feste, Öffentlichkeitsarbeit, Senioren, Kirchenmusik, Ökumene, Mission, Gustav-Adolf-Werk und Diakonie. Es gibt also jede Menge zu erledigen.
Drei Kirchenälteste scheiden aus
Eine bunte Truppe ganz unterschiedlichen Alters sitzt in den Räumen der Kirchengemeinde in der Würzburger Straße zusammen: altgediente Kirchenälteste wie Günter Muesse, früher hauptamtlicher Diakon und später gewählter Kirchenältester, der dem Gremium seit 40 Jahren angehört; Antje Bauer, die wohl jedes Kirchenmitglied in der Kreisstadt kennt, ist seit 36 Jahren mit vollem Engagement dabei; und Jochen Leuschner, der über viel baulichen Sachverstand verfügt, seit 15 Jahren. Sie wollen Jüngeren die Chance geben, ihre Ideen und Fähigkeiten einzubringen. „Ich will nicht am Stuhl kleben“, sagt Antje Bauer. Auch Eva Wolz, die dem Gremium seit der letzten Legislaturperiode angehört, wird ausscheiden. Sie nennt familiäre Verpflichtungen und Zeitmangel als Gründe. „Es war eine schöne Zeit. Vielleicht bin ich nächstes Mal wieder dabei“, meint sie.
Aus acht ehrenamtlichen und zwei hauptamtlichen Mitgliedern – Pfarrerin Heike Kuhn und Bezirksdiakonin Petra Herold – wird der neu zu wählende Kirchengemeinderat bestehen. Zusätzlich können noch zwei Beisitzerposten besetzt werden.
Unterschiedliche Gründe für Kandidatur
Elke Philipp, Angelika Benz und Ruth Steinhoff werden erneut kandidieren. „Das ist eine tolle Gruppe“, stellt Philipp fest. Für sie sei Kirche Heimat, egal, wo sie sich gerade aufhalte. Es gebe immer jemanden, bei dem man anknüpfen könne, auch wenn jeder seinen Glauben anders lebe. Für Angelika Benz gehört Engagement in der Gesellschaft zum Leben dazu. „Das wurde mir in die Wiege gelegt“, meint sie. Ihre Kinder haben den evangelischen Kindergarten besucht, wodurch der Kontakt zur Kirchengemeinde hergestellt wurde. Neben ihrem Engagement vor Ort gehört sie dem Bezirkskirchenrat und der Bezirkssynode an. „Es ist wichtiger denn je, dass Kirche lebt“, begründet Ruth Steinhoff ihre erneute Kandidatur. Sie gestaltet gerne mit und freut sich immer, wenn sie den Gottesdienst musikalisch bereichern kann.
Und dann sind da die Kandidaten, zu denen drei Männer gehören, die derselbe Vorname eint. Andreas Stierle war bereits für zweieinhalb Wahlperioden in anderen Kirchengemeinden tätig und wollte das mit seinem Umzug nach Tauberbischofsheim eigentlich auf sich beruhen lassen. „Ich habe hier in der Gemeinde festgestellt, dass Wertschätzung und Liebe vorhanden sind, und deshalb Ja gesagt, als ich nach meiner Bereitschaft zur Kandidatur gefragt wurde“, so Stierle. Weil sein großes Hobby der Gesang ist, möchte er die Gottesdienste mitgestalten.
Menschlichkeit und Wunsch nach Spiritualität
An der Schwelle vom Arbeitsleben in die Rente ist Andreas Seiler, der beruflich viel in der Welt herumgekommen ist. Er möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben und sieht die Kirchengemeinde als guten Ort dafür. „Kirche ist für mich ein niederschwelliger Ort, wo alle willkommen sind und Menschlichkeit gelebt wird“, sagt er. Außerdem erlebt er immer wieder den Wunsch nach Spiritualität.
Für Andreas Pratsch ist die Kandidatur eine Premiere im Ehrenamt. Vor fünf Jahren ist er mit seiner Frau Jannifer Schepers von der Großstadt in die Kreisstadt gezogen. Der ITler hat „Churchpool“ als App eingeführt und gemeinsam mit seiner Frau beschlossen, sich sozial zu engagieren. „Die evangelische Kirche gibt der Gesellschaft unglaublich viel Stabilität, bringt Herz mit und ist inklusiv“, beschreibt er seine Motivation. Seine Frau, die ebenfalls kandidiert, hat bereits gute Bande zur Gemeinde geknüpft. Sie will helfen, die Institution zu stärken, weil sie selbst erlebt hat, dass Kirche einen guten Raum bietet, um an einem fremden Ort heimisch zu werden.
Sichtbarkeit in der Stadtgesellschaft wahren
Pfarrerin Heike Kuhn fasst die gemeinsame Aufgabe des jetzigen und künftigen Gremiums so zusammen: „Wir möchten den Glauben auch in Zukunft lebendig und einladend gestalten, auf Menschen zugehen und in der Stadtgesellschaft sichtbar bleiben. Ich bin unglaublich dankbar für Menschen mit neuen Ideen, die Lust haben, Kirche der Zukunft zu gestalten.“
Gewählt werden kann am Sonntag, den 30. November, nach dem Gottesdienst, der um 11.30 Uhr beginnt. Die Kirchengemeinde bietet ein kleines Mittagessen an. Wer per Brief wählen will, erhält die Unterlagen auf Anfrage unter Telefon 2295 oder beim Evangelischen Pfarramt, Würzburger Straße 20.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/tauberbischofsheim_artikel,-tauberbischofsheim-tauberbischofsheim-mit-neuen-ideen-die-kirche-der-zukunft-gestalten-_arid,2339033.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/tauberbischofsheim.html