Tauberbischofsheim. Roswitha Brandel weiß noch genau, wie es kam, dass sie vor 80 Jahren im allerersten Tauberbischofsheimer Freibad schwimmen lernte. Sie ging noch nicht zur Schule, war aber ausgesprochen gerne draußen. Ball, Fangen und mit Murmeln spielen war damals vor der Haustür in der Ringstraße üblich, der Autoverkehr übersichtlich. Dennoch hatte ihre Mutter immer Angst, dass ihrem kleinen Mädchen etwas zustoßen könnte. Brehmbach und Tauber waren nicht weit weg, und Flüsse üben gerade bei Kindern eine magische Anziehungskraft aus, stellen aber auch eine große Gefahr dar.
Das Kind muss schwimmen lernen, lautete deshalb die Devise. Ein Nachbar, der Sportlehrer am Gymnasium war, wurde gefragt, ob er das der gerade mal Sechsjährigen beibringen könne. „Damals floss der Brehmbach durch das alte Schwimmbad“, erzählt Roswitha Brandel. „Am ersten Haus des Grabenwegs ging es seicht hinunter, es gab eine Brücke und Gärten. Das war sehr romantisch dort“, beschreibt sie das längst vergessene Ensemble. „Ins Wasser selbst ging man über Steine, das Schwimmbecken war mit Holzbohlen ausgelegt, am Rand klebten Blutegel“, beschreibt sie die damalige Situation.
Zunächst galt es, in Trockenübungen die Schwimmbewegungen zu üben. Dann wurde es ernst. „Herr Reinhardt hat mir ein Seil um den Bauch gebunden und mich langsam ins Wasser hinuntergelassen“, erinnert sie sich an ihren ersten Freiwasserkontakt. Doch wer kontinuierlich übt, kommt ans Ziel. Als Roswitha Brandel eingeschult wurde, konnte sie schwimmen. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass der Schwimmunterricht fünf Reichsmark gekostet hat.“
1951 dann kam das neue Schwimmbad mit Rutsche, Umkleiden und Sprungbrettern. „Während der Bauzeit sind wir in die Tauber gegangen, danach haben wir jede freie Minute im Schwimmbad verbracht“, berichtet die heute 86-Jährige. Sie erinnert sich noch an die pompöse Eröffnung und den Anzugsprung des stellvertretenden Bürgermeisters, später dann an die vielen schönen Stunden mit Freundinnen und Freunden im Frankenbad. „Wer einen Autoreifen hatte, war der King“, meint sie verschmitzt.
Roswitha Brandel ging es aber nicht nur um den Spaß. Sie war aktiv bei der DLRG, absolvierte Kurse und legte alle Scheine bis zum Rettungsschein ab. Die Sicherheit beim Schwimmen hat sie sich bis heute erhalten. Sie sitzt auf der Bank, blinzelt in den blauen Himmel und freut sich, wenn die Kinder vom Dreier oder Fünfer hüpfen. Die Strömungsanlage findet sie auch super - aber nur, wenn nicht so viele Kinder da sind. Das neue Schwimmbad gefällt ihr ausgezeichnet. Die zweite Zehnerkarte ist bereits im Einsatz. Sie sagt: „Ich bin richtig glücklich hier“, schnappt sich die Badelatschen und geht Richtung Schwimmbecken, um ihre morgendliche Stunde abzuschwimmen.
Die ersten Tage im neuen Frankenbad
- Lania Ungermann , Fachkraft für Bäderbetriebe, ist zufrieden mit den ersten zwei Wochen mit Publikumsverkehr im neuen Frankenbad.
- „Wir hören nur Positives, niemand hat bisher Kritik geübt “, sagt sie. Auch das kürzere Becken wurde akzeptiert.
- Bei bestem Sommerwetter habe man fast täglich um die 2000 Besucher gezählt.
- Viele Badegäste kommen von außerhalb - aus Lauda, Boxberg oder sogar Miltenberg - um das neue Bad zu testen.
- Gerade in den Ferien seien die Rutschen und der Strömungskanal, den ein Gast als „Großraumdisco“ bezeichnet hat, die ganz großen Attraktionen. hvb
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