Tauberbischofsheim. Die letzten zwei Wochen der Sommerferien laufen, doch im Schulzentrum am Wört herrscht reges Treiben. Die Tür steht weit offen, Gummi-Abdeckplatten schützen den Boden und führen zum Innenhof. Dort wird geschraubt und gebohrt, werden Balken geschleppt und die Korrektheit der Arbeit per Wasserwaage geprüft. Es ist gerade mal Tag zwei des Azubi-Projekts, das die Königheimer Unternehmen Uihlein Garten- und Landschaftsbau, die Zimmerei Walzenbach und die Tauberbischofsheimer Maler- und Gerüstbaufirma Baumann gemeinsam auf den Weg gebracht haben. Anna Adelmann von Uihlein Garten- und Landschaftsbau hat das Projekt maßgeblich geplant und betreut.
13 Schülerinnen und Schüler machen mit
„Der erste Schritt war der Entwurf von unseren fünf Auszubildenden, dann folgten interne Korrekturen“, erläutert Lukas Uihlein die Vorgehensweise. „Die Schülerinnen und Schüler sollten auch mit einbezogen werden. Deshalb haben wir Werbung gemacht, um sie zu animieren“, so Uihlein. Er ist zufrieden, denn immerhin haben sich 13 junge Leute gemeldet, die für einen Tag oder länger mithelfen wollen, ihre Schule zu verschönern. Die Flexibilität war vielleicht der zentrale Faktor, warum sich doch etliche dazu entschieden haben, ein paar Tage Ferien zu opfern. „Egal, ob an einem Tag oder die ganze Woche – du entscheidest“, hieß es auf den Plakaten.
Der 14-jährige Fabian wird die erste Woche mit anpacken. „Mir macht das Spaß, weil es mal eine Abwechslung ist“, sagt er. Die Achtklässlerin Milana haben das schön gestaltete Plakat und die Aussicht, aus dem grauen und eher düsteren Innenhof eine Wohlfühloase entstehen zu lassen, zum Mitmachen animiert. Sie wird drei Tage dabei sein.
Joseph hat einen hehren Grund, um anzupacken. Er mag seine Schule und wollte einfach etwas für sie tun. „Ich freue mich auf das Ergebnis“, sagt er. Ähnlich sieht das auch der 15-jährige Yuxin. „Ich möchte meiner Schule etwas hinterlassen“, begründet er sein Engagement. Einen weiteren Vorteil sehen die Schülerinnen und Schüler darin, ganz praktisch in drei unterschiedliche Berufe hineinzuschnuppern und von Auszubildenden zu erfahren, wie der Berufsalltag aussieht und welche Entwicklungsmöglichkeiten es gibt.
Mit Azubis aus anderen Gewerken gemeinsam arbeiten
Für die Auszubildenden ist das Projekt auch etwas ganz Besonderes. „Wir müssen einfach viel mehr mitdenken, die Pläne ganz anders im Blick haben und Verantwortung tragen“, so Noah Münkel, Auszubildender bei Uihlein Garten- und Landschaftsbau. Er schätzt es, Kollegen aus anderen Gewerken kennenzulernen und Hand in Hand mit ihnen zu arbeiten. Außerdem gilt es, die ihnen anvertrauten Schülerinnen und Schüler anzuleiten und bei Fragen parat zu stehen. Noah Berthold, der bei der Zimmerei Walzenbach ausgebildet wird, meint: „Das ist mal was anderes als der normale Zimmereralltag.“ Er mag die Zusammenarbeit mit den anderen Auszubildenden. Zudem findet er es schön, den Schülern etwas zu zeigen und ihnen nahe zu bringen, dass Handwerk alles andere als eine stupide Arbeit ist.
Am Montag hat eine Auszubildende der Maler- und Gerüstbaufirma Baumann zusammen mit Schülern grau-metallene Pflanzgefäße in den Schulfarben lackiert. Zuerst musste allerdings geschliffen werden. Jetzt stehen die Kübel getrocknet da und warten ohne jedwede Lacknase auf das schmückende Grün.
Für Schulleiter Christian Wamser ein Win-Win-Projekt
Schulleiter Christian Wamser schaut dem regen Treiben im Innenhof interessiert zu. „Das ist ein Win-Win-Projekt“, sagt er. Die Schule habe ebenso etwas davon, wie die Betriebe, die sich über zwei Wochen lang und nicht nur punktuell auf einer Messe präsentieren können. Die Kosten für das Material der Aktion, von Holz über Pflanzgefäße bis zu Sträuchern, Baum und der richtigen Erde, trägt zur einen Hälfte der Förderverein des Schulzentrums, zur anderen die Bürgerstiftung. „Brutto sind das rund 22.000 Euro“, so Wamser.
Er freut sich über das „sehr durchdachte und passende Gestaltungskonzept“ und ist bei Beginn des neuen Schuljahres schon gespannt, wie es im Kollegium und bei den Schülern ankommt. Positiv wertet er auch, dass es ausgerechnet der Innenhof ist, der neu gestaltet wird. „Draußen haben wir es immer wieder mal mit Vandalismus zu tun“, nennt er ein gewisses Risiko, dass ambitionierte Projekte, in die viel Energie gesteckt wurde, mutwillig zerstört werden. Wamser zweifelt nicht daran, dass der Hof mit grüner Lunge gut angenommen wird. Gerade in der Mittagspause könnten ihn die Schülerinnen und Schüler als geschützten Rückzugsort mit viel Grün genießen.
Für den zweiten Teil des Hofs hat Christian Wamser auch schon Ideen. Die könnten, berichtet er Lukas Uihlein, allerdings in Eigenregie umgesetzt werden. Vorstellbar ist für ihn ein Holzdeck, auf dem man nicht nur sitzen kann, sondern das auch als kleine Bühne nutzbar wäre. Eine Vorrichtung für Scheinwerfer ist auf der gegenüberliegenden Seite bereits vorhanden. Jetzt aber muss die Arbeit am aktuellen Projekt erst einmal vorangehen. Dass es klappen wird, wird keiner bezweifeln, der den fleißigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen zuschaut.
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