Tauberbischofsheim. Farbig war es im Weltladen schon immer: Schals, Tücher und Filzblumen leuchten in Gelb, Grün, Blau oder Rot. Seit Montag, dem Eröffnungstag nach der Renovierung, präsentieren sich auch zwei Wände in leuchtendem Orange.. „Der Raum ist heller durch die neuen Lampen und die frisch gestrichenen Wände“, freut sich Birgit Zagatta. Sie ist eine von knapp 30 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, die das schmucke Geschäft in der Manggasse erfolgreich am Laufen halten. Der Kopf der uneigennützigen Initiative in der Kreisstadt ist Monika Bauer, sind sich alle einig.
Kunsthandwerk, Lederwaren, Schmuck, fair gehandelte Lebensmittel und Süßigkeiten können im Weltladen erstanden werden. „Fair bedeutet, dass die Erzeuger der Produkte bessere Einkünfte erzielen“, erläutert Monika Bauer. Das kommt Kakao- und Kaffeebauern ebenso zugute wie Handwerkern, die Körbe, Schals, Tassen, Teller oder Holzartikel herstellen. Auch die Bananenaktion hat sich mehr als gut etabliert. Einmal pro Woche kommen die gelben Früchte frisch aus Ecuador.
Das Sortiment wird sorgsam ausgewählt, denn es soll hochwertig sein. Darauf legt das Team großen Wert. Die Frauen freuen sich über die Entwicklung in den vergangenen Jahren. Hatten Weltläden früher eher das Image von „Jute statt Plastik“, zählt heute das Einkaufserlebnis und das Entdecken von Dingen, die es nirgendwo anders gibt. Beim Stöbern kann auch eine Tasse frisch gebrühter fair gehandelter Kaffee in ganz unterschiedlichen Variationen getrunken werden.
Bei den unterstützten Projekten geht es immer um Bildung
Der Einkauf wird über den Weltaden-Dachverband, dem rund 460 der etwa 900 Weltläden in Deutschland angeschlossen sind, organisiert. Er fungiert als Netzwerk und garantiert eine transparente, rückverfolgbare Lieferkette. Drei große und etliche kleinere Fair-Handels-Unternehmen bieten dort Waren aus dem globalen Süden an.
„Wir kaufen gerne bei kleineren, zertifizierten Anbietern ein, um sie zu unterstützen. Voraussetzung ist immer, dass sie auf Kinderarbeit verzichten“, informiert Birgit Zagatta. Der Hauptkontinent, von dem die Waren bezogen werden, ist Afrika, aber auch Länder wie Indien und Nepal sind gut vertreten.
Neben dem Verkauf unterstützt der Weltladen Tauberbischofsheim Projekte. „Es geht immer um Bildung und meistens um Frauen und Kinder“, berichtet Monika Bauer. Generiert werden die Spenden zum einen aus den Überschüssen, die aus dem Verkauf im Weltladen kommen, zum anderen aus der Aktion „Weihnachtssingen“ im Rathaus in Kooperation mit der Gesangsoase unter der Leitung von Claudia Bähr. 900 Euro kamen bei der Aktion 2024 zusammen und wurden im Rahmen der Neueröffnung des Weltladens übergeben.
Zugute kommen sie dem Projekt „Ein Dollar Brille“, das eine flächendeckende augenoptische Grundversorgung zum Ziel hat. Vor Ort werden in Ländern und Orten, wo Hilfe erwünscht ist, entsprechende Optiker und Brillenproduzenten ausgebildet. Die Materialkosten betragen rund einen US-Dollar, der Verkaufspreis liegt bei zwei bis drei vor Ort üblichen Tageslöhnen.
Ein weiteres Projekt, an dem der Weltladen sich beteiligt, ist die „Handy Aktion Baden-Württemberg“. In einer Box werden gebrauchte Mobiltelefone gesammelt, um die dort verbauten seltenen Erden zu recyceln. Mit dem Erlös werden nachhaltige Bildungs- und Gesundheitsprojekte im Kongo, in Äthiopien und in Uganda gefördert. Schirmherr ist der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller, Initiatoren sind viele Organisationen aus Kirche und Zivilgesellschaft, die Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg sowie die Gesellschaft Deutsche Telekom Technik.
Feste Teams vertreten sich gegenseitig
Die 30 Ehrenamtlichen im Weltladen Tauberbischofsheim bilden jeweils feste Teams. Alle 14 Tage ist eine von ihnen für einen halben Tag im Ladendienst eingesetzt. Das ermöglicht eine relativ hohe Flexibilität. Hateine Ehrenamtliche Urlaub oder ist anderweitig verhindert, wird sie von ihrer Teampartnerin vertreten. „Das klappt problemlos, wir federn uns gegenseitig ab“, versichert Monika Bauer.
Was alle schätzen, sind die freundlichen Kundinnen und Kunden, die seit Jahren einen festen Stamm bilden. Sie sind das Rückgrat des gut funktionierenden Geschäftsmodells mit erstaunlich breitem Angebot und einem Konsum ohne schlechtes Gewissen.
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