Odenwald-Tauber/Würzburg. Die bayerischen Landesverbände von „Pro Bahn“ und Verkehrsclub Deutschland (VCD) freuen sich, dass nun auch in Mainfranken ein Regional-S-Bahn-Konzept umgesetzt wird – und verweisen auf ihre umfassenden Vorarbeiten. „Wurden die von beiden Verbänden vorgelegten Vorschläge einst als unrealistisch abgetan, so hat sich der Freistaat Bayern nun erfreulicherweise doch dem Thema verschrieben“, betont Dr. Lukas Iffländer, Vorsitzender von „Pro Bahn“. „Nachdem VCD und ,Pro Bahn’ schon seit Jahren an diesem Thema fachlich intensiv gearbeitet und detaillierte Ausarbeitungen vorgenommen haben, wünschen die Verbände, jetzt dezidiert in der Umsetzung beteiligt zu werden.“
System-Kennzeichen wie attraktiver Takt, Bedienung von vor 5 Uhr bis nach Mitternacht, durchgebundene Linienwege sowie moderne Fahrzeuge und Stationen seien Mindestkriterien für solch ein Schnellbahnsystem, ergänzt Dr. Christian Loos, Landesvorsitzender des VCD Bayern. Nach den ersten Verlautbarungen würden sowohl die Anzahl der Linien als auch der geografische Umgriff und die Taktzeiten den Ansprüchen nicht gerecht, so VCD und „Pro Bahn“. Auch fehlen zusätzliche Elektrifizierungen wie Schweinfurt – Bad Kissingen und Tauberbischofsheim – Bad Mergentheim sowie Reaktivierungen von Strecken und weiteren Haltepunkten.
Landesgrenzen überschreiten
„Entsprechend des Pendlereinzugsraums müssen die Bahnen Landesgrenzen überschreiten, zum Beispiel nach Hessen bis Schlüchtern und nach Baden-Württemberg in die Zentren des Taubertals“, sagt Dr. Loos weiter. „Präzise Einbindungen in den Deutschlandtakt für optimale Umsteigeverbindungen sind essenziell“, ergänzt Dr. Iffländer. Beide Verbände seien bereit, hier beratend zur Seite zu stehen.
Dr. Loos freut sich auf Anfrage der Fränkischen Nachrichten, dass nun Bewegung in die Sache komme. Er teilt mit, dass es bereits eine Präsentation der Bayerischen Eisenbahn-Gesellschaft (BEG) gebe, in welcher der Main-Tauber-Kreis Berücksichtigung finde. Zunächst solle jedoch eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben.
Darüber hinaus müssten in diesem Fall Bayern und Baden-Württemberg eine gemeinsame Lösung finden. Eine Hürde sei dabei die Taubertalbahn, die momentan noch nicht elektrifiziert sei, was durch einige Tunnels auch nicht ganz so einfach sei, teilt Dr. Christian Loos weiter mit. Doch aus seiner Sicht sei sie problemlos zu überspringen– zum Beispiel, indem nur ein Teil der Strecke im Taubertal mit Oberleitung versehen werde und dadurch Aku-Züge zum Einsatz kommen könnten. Denkbar sei etwa, dass eine künftige S-Bahn von Würzburg aus zumindest bis nach Osterburken fahre, in Lauda zudem weitere Züge abwechselnd in Richtung Bad Mergentheim und Tauberbischofsheim abgeleitet werden.
Und wie steht man im Ländle zu dieser Angelegenheit? „Ein Gutachten zum Thema alternative Antriebe für viele nicht elektrifizierte Strecken in Baden-Württemberg ist im Sommer 2021 vergeben worden“, erklärt Wenke Böhm, stellvertretende Leiterind der Pressestelle des Verkehrsministeriums in Stuttgart, gegenüber unserer Zeitung mit. Im Rahmen dieses Gutachtens werde auch die Tauber- und Madonnenlandbahn näher untersucht.
Auf erste Ergebnisse warten
„Erste Ergebnisse werden im Laufe des Jahres erwartet. Auf Grundlage der Ergebnisse können dann konkrete Fahrplankonzepte für die Zukunft entwickelt werden. Die Landesregierung ist hierzu im engen Austausch mit den bayerischen Partnern“, so Wenke Böhm abschließend.
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