Land und Leute - Milan Kovacevic war viele Jahre auf der Tennis-Tour unterwegs – jetzt will er in der Kreisstadt Talente entdecken und sportlich weiterentwickeln

Tauberbischofsheim: Ehemaliger Tennis-Weltenbummler fordert und fördert den Nachwuchs

Lange Zeit als Weltenbummler unterwegs, will Milan Kovacevic jetzt im Taubertal Wurzeln schlagen. Sein Ziel: Tennistalente entdecken, fördern und weiterentwickeln. In und um Tauberbischofsheim gibt es genügend Kids mit Potenzial.

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Klaus T. Mende
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Milan Kovacevic (links) will in Tauberbischofsheim Wurzeln schlagen und den talentierten Nachwuchs fordern und fördern. © Kovacevic/Klaus T. Mende

Tauberbischofsheim. Boris Becker, Michael Stich, Patrik Kühnen, Steffi Graf, Anke Huber oder Claudia Kohde-Kilsch – zu ihrer aktiven Zeit feierten diese Idole massenhaft große Erfolge und lösten in Deutschland einen wahren Tennis-Boom aus. Im Laufe der Jahre und nach deren Karriereende ist das Interesse am weißen Sport Stück für Stück abgeflaut.

„Einerseits wird im Fernsehen immer weniger Tennis übertragen, andererseits fehlen bis auf wenige Ausnahmen auch Spieler mit genügend Ausstrahlung.“ Alexander Zverev oder Angelique Kerber hätten trotz ihrer Top-Plätze in der Weltrangliste eben nicht jenes Charisma, das erforderlich wäre, um den Nachwuchs hierzulande noch mehr zu begeistern, es ihnen gleich zu tun.

Hier will der 49-jährige Kroate nun aktiv Hand anlegen und dem Tennissport an der Basis – beim TC Tauberbischofsheim – neuen Schwung verleihen. „Es gibt genügend Talente mit Potenzial in der Region“, ist Milan Kovacevic im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten überzeugt. „Sie müssen von Eltern, Trainern und Verein nur entsprechend gefordert und gefördert werden.“

Seit rund drei Jahrzehnten gibt der erfahrene Tennistrainer mittlerweile seine Erfahrungen an den Nachwuchs weiter. Lange Zeit tat Kovacevic dies auf der Tour. In Wimbledon, Roland Garros, Flushing Meadow oder bei den Australian Open fühlte er sich genau so zu Hause wie bei vielen weiteren traditionellen Turnieren rund um den Globus. Oftmals begleitete er große Talente, um sie zu coachen auf ihrem Weg nach oben. Zahlreiche Nachwuchscracks hat er bereits zu nationalen oder kontinentalen Meisterehren geführt.

„Auch als Trainer muss ich mich immer weiterbilden und neue Elemente in die Trainingsarbeit einbauen“, weiß er. Und da hat es ihm sicher auch geholfen, dass er zwischendurch auf Tennisgrößen wie Andre Agassi, Pete Sampras, Jennifer Capriati oder Anna Kournikowa getroffen ist. „Hierbei ging es immer um Tennis“, blickt er zurück in dem Wissen, den einen oder anderen Nutzen aus diesem Austausch gezogen zu haben, der ihn auch persönlich in seinem Tun nach vorn bringt.

„Tennis ist mein Leben“

„Tennis ist mein Leben, Tennis ist meine Leidenschaft“, sagt Milan Kovacevic immer wieder. Der Court sei sein zweites Zuhause. Und wenn er sein Wissen an Kinder und Jugendliche weitergeben dürfe, sei er so richtig zufrieden.

Der Vater dreier Kinder – er hat seine Frau übrigens auf dem Tennisplatz kennengelernt – ist jetzt wieder hierher zurückgekehrt, wo er bereits von 2010 bis 2014 tätig war und bereits seinerzeit sichtbare Erfolge errungen hat. „Der Kontakt nach Tauberbischofsheim ist nie abgebrochen“, so der 49-Jährige. Und als er sich an seiner bisherigen Wirkungsstätte Bielefeld nicht mehr wohlgefühlt habe, sei ihm in den Sinn gekommen, etwas Neues und Nachhaltiges zu machen. „Und so bin ich wieder hierhergekommen, wo ich viele Freunde habe.“ Schon damals habe ihm das Taubertal zugesagt, jetzt plane er langfristig – und wolle mithelfen, den örtlichen Tennisclub nach oben bringen.

Basisarbeit wichtig

Um den weißen Sport in der Kreisstadt erneut salonfähig zu machen, bedarf es Basisarbeit – und zwar von der Pike auf. Mit Disziplin und Geduld könne etwas gesät werden, was in wenigen Jahren zu einer reichhaltigen Ernte führen kann. „Denn die Rahmenbedingungen mit sechs Freiluftplätzen, einer Tennishalle sowie einem Fitnesszentrum sind hervorragend.“

Milan Kovacevic verfolgt klare Ziele. Er plant nichts ins Blaue hinein, vielmehr ist sein Tun durch und durch strukturiert. Zunächst gelte es, innerhalb des Vereins Aufbauarbeit zu leisten – mit einer Tennisschule. Täglich sei er bis zu acht Stunden auf der Anlage zu finden, um bis zu 50 Kindern und Jugendlichen zu coachen. „Training muss Spaß machen, aber ich erwarte während der Übungsstunden auch Disziplin. Ich bin keiner, der Gummibärchen verteilt“, lacht er.

„Ohne Tennis ist alles nichts“

„Tennis ist nicht alles, aber ohne Tennis ist alles nichts“, hat er sich auf die Fahnen geschrieben. Er sei froh, dass er im Tennisclub in der Kreisstadt dabei sei, eine Lawine loszutreten. Denn über mangelnde Resonanz vonseiten des Nachwuchses könne er sich wahrlich nicht beklagen.

Seine jüngsten Schützlinge seien zwischen acht und zehn Jahre alt – „und darunter befinden sich einige, die das Zeug haben, durchzustarten“, hat Kovacevic ausgemacht. Größtes Problem im deutschen Tennissport sei, dass die Bereitschaft zum Breitensport viel höher sei als zum Leistungssport. „In meiner Heimat Kroatien sowie in allen Staaten von Ex-Jugoslawien ist dies genau anders herum.“ Deswegen fänden sich von dort auch immer wieder neue Akteure, die weltweit für sportliche Furore sorgten.

Zurück zum Tennisclub in der Kreisstadt. Unter seinen Schützlingen gäbe es mehr als eine Hand voll Talente mit großem Potenzial. Wenn sie geduldig am Schläger blieben, „könnten sie groß herauskommen“, blickt der Kroate nach vorn. Um im Sport – oder auch auf anderen Gebieten – Erfolg zu haben, sei es wichtig, nicht zu viele Aktivitäten gleichzeitig zu betreiben, sondern sich auf wenige zu konzentrieren. Je mehr Kinder und Jugendliche dies täten, desto mehr sei dies einer Sache – in diesem Fall dem Tennissport – dienlich.

Gemeinsame Einheiten

Henry Sommer ist solch ein Talent. Der Wertheimer Nachwuchsspieler, zwischenzeitlich für den TV Aschaffenburg aktiv, kommt regelmäßig mit einem Alterskollegen zu Milan Kovacevic nach Tauberbischofsheim, um gemeinsame Übungseinheiten zu absolvieren. Mit Erfolg, denn Sommer hat es bereits zu nordbayerischen Meisterehren gebracht. Vielleicht gelinge es ihm, weitere solche Spieler mit Potenzial zu fördern. „Deswegen möchte ich im Laufe der Zeit hier auch wieder eine Tennisakademie aufbauen“, hat sich der ambitionierte Coach ein ehrgeiziges Ziel gesetzt.

Dass solch ein Projekt funktioniert, habe sich vor acht Jahren in der Kreisstadt gezeigt. Jetzt wolle er einen neuen Anlauf unternehmen. Und vielleicht heißt es dann bald: Spiel, Satz und Sieg für den TC Tauberbischofsheim.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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