Tauberbischofsheim. Der Bioladen in Tauberbischofsheim existiert seit 1984. Am Freitag, 14. März, wird er zum letzten Mal geöffnet haben. Die Inhaber Resi Uihlein und Anita Richter haben sich schweren Herzens durchgerungen, ihr Geschäft zu schließen.
Der Grund ist nicht, dass der Laden nicht läuft. Der Bioladen hat viele Stammkunden, eine Klientel, die großen Wert auf individuelle Beratung legt und das sorgsam gewählte Sortiment schätzt. Die Obst- und Gemüseauswahl ist vom Feinsten. Kein welkes Salatblatt, keine verschrumpelte Rote Bete sind in der Auslage zu finden. Alles ist frisch und eben nachweislich Bio.
Was sie zur Aufgabe bewegt hat, ist auf der einen Seite die Arbeitsbelastung. Immer präsent sein zu müssen, wenig Urlaub zu haben, viel Verantwortung zu tragen und nach Schließung des Ladens Bürokratie erledigen zu müssen, zehrt an den Kräften. Ist Personal krank, springen die Inhaberinnen selbstverständlich ein. Seit geraumer Zeit haben sie deshalb bereits am Samstag geschlossen. „Einfach mal zwei Tage am Stück freizuhaben, tut gut“, sagt Anita Richter. Sie wünscht sich mehr Zeit für ihre Enkelkinder.
Sie und Resi Uihlein haben den Bioladen 2007 übernommen und mit ganz viel Herzblut umgebaut. Sie erlebten den Trend zu immer mehr Bio, der ihnen aber nicht zugutekam. Große Lebensmitteleinzelhändler wie Edeka oder Rewe sprangen ebenso auf den Bio-Zug auf wie die Discounter Lidl oder Aldi.
„Der Naturkosmetikmarkt ist zuerst weggebrochen“, berichtet Resi Uihlein. Drogerieketten hätten den mit günstigen Eigenmarken oder Produkten, die es auch im Bioladen gibt, besetzt. Zudem stünden lokale Bioläden in Konkurrenz zum wachsenden Online-Markt. Hinzu kam noch Corona, gestiegene Lohnkosten und enorm in die Höhe kletternde Mindestabnahmen seitens der Hersteller. Kleinabnehmer haben da kaum noch eine Chance.
Resi Uihlein und Anita Richter wollen nicht jammern. Traurig sind sie aber schon, dass sie keinen Nachfolger finden konnten. Schließlich hat ihnen ihr Laden immer Spaß gemacht, war ihnen Herzensangelegenheit. „Letztlich trifft es immer die Kleinen“, lautet das Resümee der Beiden. Bis zum letzten Tag, das ist ihnen wichtig, wird es aber noch frisches Brot, knackige Brötchen, Wurst und Käse geben. Das, meinen die Inhaberinnen, sind sie ihren Kunden schuldig.
Geschichte des Bioladens
- „Kernbeißer“ lautete der Name des ersten 1984 von Elke Stein-Schmidt gegründeten Bioladens in Tauberbischofsheim.
- 1992 übernahmen Angelika Haaf und Angelika Deckert das Geschäft unter dem Namen „Team N“.
- Von 1997 bis 2007 führte Karl Burkhard den Bioladen, bevor ihn Resi Uihlein und Anita Richter übernahmen. Der Name lautete zwischendrin „Naturata“ bis man sich von der Bio-Kette trennte und schlicht auf „Bioladen“ Tauberbischofsheim umschwenkte.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/tauberbischofsheim_artikel,-tauberbischofsheim-tauberbischofsheim-bioladen-schliesst-_arid,2289757.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/tauberbischofsheim.html