Bettingen/Tauberbischofsheim. Peter Bohnet hat stets für seine Arbeit bei McDonald‘s gebrannt. Als geborener Perfektionist wollte er immer noch besser werden und gewann viele Preise, die das Welt-Unternehmen zu vergeben hat. Mit seiner Frau Jutta hatte er eine starke Partnerin an seiner Seite, die ihn unterstützte und ihm den Rücken freihielt.
Doch dann kam der 2. Februar 2024. Peter Bohnet erlitt eine schwere Hirnblutung. Er hatte Glück, erholte sich schnell, arbeitete sich Schritt für Schritt wieder in seinen normalen Alltag zurück. „Auf einmal merkte ich, dass es gar nicht so schlecht ist, wenn ich mich ein bisschen zurücknehme. Ich fragte mich selbst, warum ich denn immer so viel gearbeitet habe“, erzählt er im Gespräch mit den FN.
„Ich merkte, dass ich nicht mehr alles für meinen Beruf geben konnte“
Doch auf der anderen Seite spürte er auch, dass er ein wenig den „Anschluss“ verliert und von ihm selbst weniger Impulse kommen. Im August 2024 folgte dann eine schwere Kopf-OP. Er regenerierte wieder rasch, musste dann aber erneut ins Krankenhaus, erholte sich. Dann fiel im Oktober 2024 die komplette IT in seinem Wertheimer Restaurant aus. Kurzzeitig musste es sogar ganz geschlossen werden, weil nichts mehr ging. Die Aufregung war groß. „An diesem Tag sagte mein Hirn: Stopp! Ich fiel in eine Art Koma, der Schlaf übermannte mich förmlich. Am nächsten Tag sagte ich zu meiner Frau, dass ich sobald wie möglich aufhören möchte. Ich merkte, dass ich einfach nicht mehr so wie früher alles für meinen Beruf geben konnte.“
Im nächsten Schritt informierte er McDonald‘s. „Das Unternehmen verstand meine Entscheidung, bezeichnete meinen geplanten Abschied jedoch als herben Verlust“, berichtet er mit Tränen in den Augen. Er ist dankbar, dass ihm die Münchener Firmenzentrale die schwierige Nachfolgersuche abnahm. Michael Mion und Jan Gluth werden seine sechs Restaurants weiterführen. Mion kaufte die Filialen in Wertheim, Tauberbischofsheim, Bad Mergentheim und Ochsenfurt. Gluth erwarb die Restaurants in Lohr und Karlstadt. Mit beiden Männern ist er schon lange befreundet: Gluth startete einst mit ihm als Franchisenehmer, und Michael Mion, dessen Frau von Jutta Bohnet die Regie über die Mitarbeiterhäuser in Bettingen und Dertingen übernimmt, hat er schon vor Jahren in Tauberbischofsheim kennengelernt, als er sich neu als Franchisenehmer bewarb und er ihm zu Beginn als Pate zur Seite stand. „Ich bin so happy, wie gut und reibungslos das gelaufen ist. Ich fühle mich wie in einem Rosamunde-Pilcher-Film“, sagt er und ist überzeugt, dass solche Betriebsverkäufe „nur sehr selten so harmonisch und schnell ablaufen wie das bei uns der Fall war“.
Peter Bohnet schaut dankbar und stolz auf diese 23 Jahre zurück: „Diese Reise war unfassbar cool und natürlich zuweilen auch anstrengend, aber man hat sich immer wieder neu erfunden. Es hat einfach einen riesen Spaß gemacht.“ Am 1. Juni 2002 übernahmen die Bohnets mit 16 Mitarbeitern ihr erstes Restaurant in Wertheim. Heute ist es „einer der größten McDonald‘s“ in Deutschland. 2008 kamen Tauberbischofsheim und Bad Mergentheim dazu, 2013 Karlstadt und Lohr sowie 2020 Ochsenfurt. Insgesamt hat Peter Bohnet jetzt zum Ende seiner Laufbahn 300 Mitarbeiter. Mit vielen verbinden ihn schöne Erinnerungen. Dazu gehört der Bad Mergentheimer Restaurantleiter Sawar Noori: Er hatte im Irak studiert und kam dann ohne Sprachkenntnisse nach Deutschland. Peter Bohnet glaubte an ihn – und Noori enttäuschte ihn nicht: 2024 wurde er in Barcelona sogar als einer der weltbesten McDonald‘s-Restaurantleiter ausgezeichnet. Diese Ehre wurde zwei Jahre zuvor auch dem langjährigen Wertheimer Restaurantleiter Bruno Reif zuteil.
Bohnet hat seine Teams immer geschätzt und sagt heute: „Eigentlich haben wir ihnen alles zu verdanken. Wir waren ja ,nur‘ für die Organisation zuständig.“ Dass dieser Schnitt nun sehr wichtig für ihn ist, mussten auch seine Mitarbeiter einsehen: „Zunächst haben viele geweint. Ich erklärte ihnen, dass ich nicht mehr der Peter bin, den sie kennengelernt haben und dass ich so wie früher nicht mehr weitermachen kann. Die Zeiten, in denen ich immer noch besser werden wollte, sind jetzt vorüber. Ich habe sie darum gebeten, nicht traurig zu sein, sondern sich mit mir zu freuen.“
Peter Bohnets Arbeit war auch auf höchster McDonald‘s-Ebene gewürdigt worden: Er erhielt den „People Award“ für besonders exzellente Personalführung und das Zertifikat „Qualität Service Sauberkeit“ für eine über Jahre hinweg gute Führung der Restaurants. Für seine hervorragende Leistung wurde ihm mit dem „Platin Award“ die höchste Auszeichnung des Unternehmens in Deutschland überhaupt verliehen. Das Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro spendete er mit seiner Frau in voller Höhe an das „Ronald McDonald Haus“ in Erlangen (wir berichteten). Dass ein Franchisenehmer drei Preise zugedacht bekommt, ist extrem selten.
„Aufzuhören war die zweitbeste Entscheidung meines Lebens“
Peter Bohnet gibt auch seinen Präsidiumssitz im Bundesverband der Systemgastronomie auf. Die Verabschiedung artete seiner Meinung nach zu einer „puren Lobhudelei“ aus: „Das war mir wirklich peinlich. Irgendwann habe ich gesagt: Es reicht jetzt!“, erzählt er und lacht. Im nächsten Moment kommen ihm schon wieder die Tränen: „Nun aufzuhören war die zweitbeste Entscheidung meines Lebens. Die erste bestand darin, meine Frau zu heiraten.“
Im „neuen“ Leben der Bohnets soll viel Platz zum Reisen, Walken, Malen, Lesen und auch zum Nichtstun sein. Peter Bohnet, der seinem Wertheimer Lions-Club erhalten bleibt, möchte nicht mehr „immer“ erreichbar sein und beim Klingeln des Handys befürchten, dass vielleicht ein Grill kaputt gegangen sein könnte, drei Leute gleichzeitig krank wurden oder – wie geschehen - ein Restaurant wegen eines IT-Ausfalls komplett schließen muss. Die „Glückskinder“, wie Peter und Jutta Bohnet sich selbst bezeichnen, wollen nun einfach endlich mal die Seele baumeln lassen.
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