Umschulung

Tauber-Odenwald: Mit Willen und Fleiß zum Wunschberuf

Von 
Heike von Brandenstein
Lesedauer: 

Andreas Hudjakov ist glücklich in seinem Betrieb. Mit knapp Mitte 30 hat er sich noch einmal auf den Weg gemacht und einen Beruf erlernt. Viel Fleiß, ein guter Arbeitgeber und die Arbeitsagentur haben diesen Erfolg ermöglicht.

Odenwald-Tauber. Er ist einer, den sich ein Chef wünscht: ein ruhiger Typ, zuverlässig, pflichtbewusst und zielorientiert. Letzteres hat er bewiesen. Nach der Schule hat er zunächst einen Ferienjob gemacht, um sich ein wenig Geld zu verdienen. Die Firma war so zufrieden mit ihm, dass sie ihm einen festen Job als ungelernter Helfer anbot. Gutes Geld verdienen, war für den jungen Mann reizvoll. Er nahm an.

Im Laufe der Zeit veränderte sich sein Blickwinkel. Er bemerkte, dass andere, die eine Ausbildung haben, mehr Chancen beim beruflichen Aufstieg haben. Also fragte er in seinem Unternehmen an, ob das nicht möglich wäre. Die Firma lehnte ab, Andreas Hudjakov wandte sich schnurstracks an die Arbeitsagentur. Mittlerweile war er verheiratet, Vater von zwei Kindern und wusste, was er wollte.

Alles ging ganz schnell

„Es ging dann alles ganz schnell“, erinnert sich Hudjakov. Eine Ansprechpartnerin bei der Arbeitsagentur, die ihm mit Rat und Tat zur Seite stand, war sofort zur Stelle. Sein Wunsch, Elektroniker zu werden, stand fest. „Das wollte ich immer schon machen“, sagt er. Seniorchef Uwe Heß vom Niklashäuser Betrieb Elektro Hess erinnert sich noch gut an den Anruf der Arbeitsagentur. „Ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen kann, einen Umschüler auszubilden“, berichtet er. Weil es derzeit ohnehin schwierig sei, Auszubildende zu finden, willigte er spontan ein.

Arbeitsagentur unterstützt

Miriam Deschner, im Main-Tauber-Kreis zuständig für den Arbeitgeberservice bei der Arbeitsagentur Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim, erläutert, was ihr Haus zu einer „abschlussorientierten Weiterbildung“, wie der offizielle Begriff lautet, beiträgt. Voraussetzung sei, dass jemand über vier Jahre nicht im erlernten Ausbildungsberuf gearbeitet hat oder über keinen erlernten Beruf verfügt.

Ziel ist es, einen anerkannten Berufsabschluss zu erzielen. „Der Umschüler erhält ein normales Gehalt, von dem die Hälfte die Arbeitsagentur trägt“, so Deschner. „Die Kosten für den Betrieb sind dann ungefähr so hoch wie bei einem Auszubildenden.“ Hinzu kommen Prämien von 1000 Euro für eine erfolgreiche Zwischenprüfung und 1500 Euro beim Abschluss. Außerdem können weitere Förderungen für Fahrtkosten oder eine notwendige Kinderbetreuung gezahlt werden.

„Normalerweise dauert die Ausbildung zum Elektroniker 3,5 Jahre“, berichtet Juniorchef Steffen Heß. Eine Verkürzung um ein Drittel der Ausbildungsdauer ist Voraussetzung für die Förderung der Arbeitsagentur. Andreas Hudjakov hat sogar zwei Mal verkürzt, was nur möglich ist, wenn die Schule das bei überdurchschnittlich guten Noten befürwortet.

Ich hatte viel Unterstützung von meiner Berufsschule in Bad Mergentheim“, lobt Hudjakov, „denn sonst hätte ich das nicht geschafft.“ Auch dass er immer mit Juniorchef Steffen Heß zusammengearbeitet hat und er auf all seine Fragen präzise Antworten bekommen habe, sei äußerst hilfreich gewesen. Dennoch musste er sich kräftig auf den Hosenboden setzen und lernen. Motiviert haben ihn seine Frau und seine Kinder. Sein Ältester geht zur Schule und so haben sich Vater und Sohn angewöhnt, gemeinsam zu lernen. „Wenn man jeden Abend eine oder zwei Stunden etwas tut, geht das“, meint Andreas Hudjakov, „dann schafft man den Stoff.“ Außerdem wollte er all jene, die Bedenken an seinem ehrgeizigen Ziel hatten, eines Besseren belehren.

Mit Bravour zum Abschluss

Das hat er mit Bravour gemeistert. In nur zwei Jahren hat er seine Umschulung mit einem super Zeugnis beendet und ist seit Mai qualifizierter Elektroniker. Der Vier-Mann-Betrieb Elektro Hess hat ihn übernommen. „Ich würde eine Umschulung wieder unterstützen“, resümiert Steffen Heß die positive Erfahrung. Er ist sich sicher: „Wenn man selbst jemanden ausbildet, weiß man, was man hat.“ Andreas Hudjakov fühlt sich wohl im Familienunternehmen. „Hier wird ruhig und mit großer Sorgfalt gearbeitet“, sagt er. „Das gefällt mir.“

Redaktion Zuständig für die Kreisberichterstattung Main-Tauber

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten