Frankenbahn

Tauber-Odenwald: Gestern noch Sorgenkind, morgen Zukunftskonzept für Mobilität?

Landrat Christoph Schauder ist zuversichtlich, dass die 500er-Schwelle bei den Fahrgästen bald überschritten wird.

Von 
Klaus T. Mende
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Werden auf der Frankenbahn zwischen Osterburken und Lauda in zwei aufeinanderfolgenden Halbjahren 500 Fahrgäste am Tag erreicht, erfolgt für die Kreise Main-Tauber und Neckar-Odenwald die komplette Befreiung von ihren finanziellen Beteiligungen. © Klaus T. Mende

Tauber-Odenwald. Wie sieht es gegenwärtig aus bezüglich der Fahrgastzahlen auf dem Frankenbahn-Abschnitt zwischen Lauda und Osterburken? Wenn in zwei aufeinanderfolgenden Halbjahren 500 Fahrgäste pro Tag erreicht werden, werden die Kreise Main-Tauber und Neckar-Odenwald komplett von ihrer finanziellen Beteiligung befreit, denn dann springt das Land Baden-Württemberg komplett in die Bresche. Die FN haben mal nachgefragt.

Von zeitlich befristet in dauerhaft überführt

„Bereits mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2023 war es gelungen, den zuvor zeitlich befristeten Betrieb des Regionalbahn-Stundentakts auf der Frankenbahn zwischen Lauda und Osterburken in einen dauerhaften Regelbetrieb zu überführen. Darauf hatten sich der Main-Tauber- und der Neckar-Odenwald-Kreis sowie das Verkehrsministerium Baden-Württemberg geeinigt“, erklärt Landrat Christoph Schauder (Main-Tauber-Kreis), gegenüber den Fränkischen Nachrichten - auch im Namen seines Neckar-Odenwälder Amtskollegen Dr. Achim Brötel.

Die weiteren Vereinbarungen hatten vorgesehen, dass die finanzielle Beteiligung der beiden Landkreise an dem Stundentakt von 40 auf 20 Prozent sinke, wenn in zwei aufeinanderfolgenden Halbjahren mindestens 400 Fahrgäste pro Tag erreicht werden. Diese Hürde sei bereits erfreulicherweise genommen. Die Anpassung der finanziellen Beteiligung sei mit Wirkung zum 1. Januar 2025 erfolgt. Der Main-Tauber- und der Neckar-Odenwald-Kreis brächten damit gemeinsam noch etwa 735.000 Euro im Jahr auf (Main-Tauber etwa 550.500 Euro, Neckar-Odenwald ungefähr 184.000 Euro, entsprechend der Streckenanteile des Abschnitts Lauda-Osterburken in den beiden Landkreisen).

Ab 500 Fahrgästen pro Tag entfalle der Kostenanteil der beiden Landkreise komplett. „Die Marke von 500 Personen je Personenkilometer wurde bereits zwei Mal erreicht bzw. übertroffen, konkret im zweiten Halbjahr 2024 mit 500 und im zweiten Halbjahr 2023 mit 502 Personen. Leider war dies bisher noch nicht in zwei aufeinanderfolgenden Halbjahren der Fall. Dass es in einzelnen Halbjahren gelungen ist, 500 Fahrgäste pro Tag zu erreichen, zeigt jedoch glasklar, dass ein Bedarf da ist und dass eine Verstetigung der Fahrgastzahlen durchaus möglich ist. Aus dem Sorgenkind der Vergangenheit kann ein Mobilitätskonzept der Zukunft werden“, erklärt Landrat Christoph Schauder.

Dieses Ziel zu erreichen, sei ihm nicht nur persönlich wichtig, um damit die ohnehin stark belasteten Haushalte der beiden Landkreise zu entlasten, wenn der Finanzierungsanteil der Kreise wegfällt. „Vor allem aber ist es unser Ziel, dass Bus und Bahn noch stärker genutzt werden, um damit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Dies setzt attraktive Angebote voraus. Ich sage es immer wieder: Ein attraktiver ÖPNV darf kein exklusives Privileg von Ballungsräumen sein.“

Landrat Christoph Schauder betont, dass die Marke von 500 Fahrgästen pro Tag bereits in zwei Halbjahren erreicht worden sei, obwohl es auf den Bahnstrecken im Landkreis und darüber hinaus durch Baustellen- und personalbedingte Ausfälle immer wieder zu Einschränkungen komme. Es sei festzustellen, dass Schienenersatzverkehr mit zwangsläufig längerer Fahrzeit für viele Nutzer keine adäquate Alternative darstelle und deshalb wenig genutzt würde.

„Wir sind jedoch überzeugt, dass die bereits vereinbarte Modernisierung der Bahnhalte in Königshofen, Wölchingen, Eubigheim und Rosenberg dazu beitragen wird, den Streckenabschnitt attraktiver zu machen und damit zusätzliche Fahrgäste zu gewinnen“, sagt Landrat Schauder. „Die Einrichtung eines Taktverkehrs auch an Wochenenden und Feiertagen anstatt nur montags bis freitags sowie die Reaktivierung weiterer Haltepunkte auf dem Abschnitt Osterburken-Lauda sind weitere Punkte, die dazu beitragen können, die Fahrgastzahlen mittelfristig zu erhöhen und zu verstetigen“, bekräftigt der Landrat. Es sei vereinbart, dass die schrittweise Umsetzung des Landesstandards – also mindestens ein Stundentakt auch am Wochenende – geprüft werde, sobald die Finanzierung allein durch das Land zu tragen sei.

Landrat Schauder ergänzt weiter: „Grundvoraussetzung für die Akzeptanz und Nutzung durch die Fahrgäste ist jedoch eine hohe Qualität und Verlässlichkeit beim bestehenden Angebot. Wichtig ist aber auch die Planungssicherheit hinsichtlich der Weiterführung des Deutschland-Tickets bzw. des D-Ticket Jugend BW durch Bund und Land.“

Verlässliche Zustiegsmöglichkeiten geschaffen

Mit dem Regionalbahnverkehr Lauda-Osterburken bestünden verlässliche Zustiegsmöglichkeiten an den Stationen Rosenberg, Eubigheim, Wölchingen und Königshofen und somit auch Anschlussmöglichkeiten in Lauda, Würzburg und Osterburken an weiter entfernte Ziele. Fahrgäste könnten beispielsweise aus Eubigheim oder Wölchingen ohne Umstieg nach Würzburg fahren und dort in die Fernzüge umsteigen. In den Regionalbahnzügen würden zudem die Tickets des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar oder der BW-Tarif sowie das Deutschland-Ticket anerkannt.

Der Neckar-Odenwald-Kreis und der Main-Tauber-Kreis hätten mit der Einführung des Regionalbahnbetriebs die Busverkehre überplant, so dass zu allen Stationen umfangreiche Zu- und Abbringer mit Linienbussen und Ruftaxen genutzt werden könnten. Die Fahrpläne auf der Regionalbahn seien besonders auf die Schülerverkehre ausgerichtet, so dass die Schulen in Osterburken, Rosenberg, Eubigheim, Boxberg sowie Lauda gut erreicht werden könnten. Mit einem Umstieg in Lauda oder Königshofen seien auch die Bildungseinrichtungen in Bad Mergentheim aus der Raumschaft Ahorn und Boxberg erreichbar.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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