Natur

Schwarze Schlange sorgt in Tauberbischofsheim für Aufsehen

Der Fund einer Schlange sorgte kürzlich für Aufsehen in Tauberbischofsheim. Man rief die Polizei und informierte sie über den seltenen Fund – auch für die Ordnungshüter war das ein nicht gerade alltäglicher Einsatz.

Von 
Sabine Holroyd
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Diese schwarze Schlange wurde in Tauberbischofsheim gesichtet. Laut Experten ist sie ungiftig. © WuG

Tauberbischofsheim. Die zwischen 60 und 70 Zentimeter lange Schlange wurde am 26. Juni um 14.30 Uhr in einem Garten in Tauberbischofsheim entdeckt. Man rief die Polizei und informierte sie über den seltenen Fund – auch für die Ordnungshüter war das ein nicht gerade alltäglicher Einsatz .

Vor Ort stellte sich dann schnell die Frage, was das für eine Schlange ist. Der Verdacht: Man könnte es mit einer schwarzen Kreuzotter (Vipera berus) zu tun haben. Diese Tiere sind stark gefährdet und stehen deshalb auf der Roten Liste. Deshalb stand für die Polizei fest, dass die Schlange nicht entfernt werden darf.

Normalerweise kommen schwarze Kreuzottern jedoch laut Nabu in Baden-Württemberg nur im Schwarzwald, auf der Schwäbischen Alb und in Oberschwaben vor. Kreuzottern sind zudem extrem scheu – deshalb gibt es unangenehme Begegnungen mit ihnen auch nur äußerst selten: „Nur in die Enge getriebene oder gefangene Kreuzottern beißen zu“, sagt der Reptilienexperte des Nabu Baden-Württemberg, Hubert Laufer. Bei einem Kreuzotternbiss bestehe zwar keine Lebensgefahr, jedoch sollte man umgehend einen Arzt aufsuchen, rät er.

Die FN legten dem Würzburger Zoologen Dieter Mahsberg Bilder von der Tauberbischofsheimer Schlange vor. Seine Einschätzung: „Die Fotos sind zwar nicht optimal, aber sie zeigen keine Kreuzotter. Neben der für eine Viper untypischen Körperform gibt es folgende Indizien dafür: die glatten Schuppen (bei der Kreuzotter sind sie gekielt), der wenig vom Rumpf abgesetzte Kopf – er ist bei der Kreuzotter deutlich abgesetzt – und bei starker Vergrößerung gut zu sehende runde Pupillen. Eine Kreuzotter hätte bei einer Aufnahme unter diesem hellen Licht schlitzförmige Pupillen wie eine Katze.“

„Kreuzottern gibt es hier nicht“

Dieter Mahsbergs Vermutung: „Es könnte sich um eine ungiftige Schwarznatter handeln – auch Schwarze Zornnatter genannt – eine Art aus Nord- und Mittelamerika, die auch in Terrarien gehalten wird.“ Er berichtet: „Ich bekam in über 25 Jahren immer wieder Anfragen wegen angeblicher Kreuzotterfunde im Raum Würzburg – es waren niemals welche. Kreuzottern kommen in dieser Region nicht vor.“

Bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis ist man sich ebenfalls sicher, dass man es nicht mit einer schwarze Kreuzotter zu tun hat: „Im Main-Tauber-Kreis kommen nur die beiden Arten Schling- und Ringelnatter vor. Beide Arten sind ungiftig und stellen keinerlei Gefahr für den Menschen dar. Bei vermeintlichen Funden von Kreuzottern handelte es sich bis jetzt immer um Schlingnattern oder die seltene schwarze Farbvariante der Ringelnatter“, so Pressesprecherin Aylin Wahl.

Das Fazit der Behörde: „Nach den vorliegenden Fotografien handelt es sich in diesem Fall um eine ausgewachsene Ringelnatter mit der seltenen schwarzen Farbvariante. Diese Art ist besonders geschützt. Es gelten die Zugriffsverbote des Paragrafen 44 Absatz 1 des Bundesnaturschutzgesetzes.“

Darin heißt es unter anderem: „Es ist verboten, wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören“ sowie „Tiere und Pflanzen der besonders geschützten Arten in Besitz oder Gewahrsam zu nehmen, in Besitz oder Gewahrsam zu haben oder zu be- oder verarbeiten“.

Nachbarn informiert

Die Polizei beließ sie also an Ort und Stelle. Denn ob Kreuzotter, Schwarznatter oder Ringelnatter – keines dieser Reptilien hätte also an einen anderen Ort transportiert werden dürfen. Die Nachbarn wurden über den Fund informiert.

Viel Wissenswertes über Reptilien und Amphibien gibt es beim Nabu zu lesen: www.baden-wuerttemberg.nabu.de/tiere-und-pflanzen/amphibien-und-reptilien/reptilien/wissenswertes/giftschlangenimlaendle.html

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim

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