Main-Tauber-Kreis. Die Berufsschüler von heute sind die designierten Fachkräfte von morgen – vor allem im Mittelstand. Umso wichtiger sind die Bildungsangebote durch die Beruflichen Schulen im Landkreis – deren drei Standorte sind in Tauberbischofsheim, Bad Mergentheim und Wertheim. Die Tendenz zeige augenblicklich (noch) nach unten, wie im Ausschuss für Soziales, Bildung, Kultur und Verkehr des Kreistages von Dezernentin Ursula Mühleck am Mittwoch zu erfahren war. Das Gremium nahm Selbigen zustimmend zur Kenntnis.
Von Rekordzahl derzeit entfernt
2008/09 hätten 5870 Jugendliche die Bildungseinrichtungen besucht – eine Rekordzahl. Seitdem befinde sie sich aber auf Talfahrt – im vergangenen Jahr seien es lediglich noch deren 4634 gewesen (2725 in der Kurstadt, 1128 in der Kreisstadt, 781 in der Main-Tauber-Stadt) und im laufenden Jahr – die Zahlen seien noch vorläufig – seien es 4459 Jugendlich (2552 Bad Mergentheim, 1136 Tauberbischofsheim, 763 Wertheim). Glaube man den Prognosen des Statistischen Landesamtes, dürfte voraussichtlich ab 2025/26 eine Trendwende einsetzen, bevor ab etwa 2030 die Kurve wieder deutlich nach oben zeige – bis hin zum Niveau des Maximums vor 2010, betonte Mühleck in ihrem Sachvortrag.
Was die Entwicklung des Bildungssektors im Kreis angeht, seien in den Eingangsklasse 16 Schüler die Mindestzahl, um den Fortbestand zu garantieren. Bislang seien diesen Vorgaben die Bildungsgänge Kaufleute im Einzelhandel und Industriekaufleute in Tauberbischofsheim sowie Fleischer/Fleischerfachverkäufer zum Opfer gefallen. Darüber hinaus gebe es an mehreren Standorten Kleinklassen: bei Einzelhandelskaufleuten in Wertheim und Bad Mergentheim, bei Kaufleuten Büromanagement in Tauberbischofsheim und Bad Mergentheim, bei Industriemechaniker an allen drei Standorten. Und noch eine gute Neuigkeit hatte Mühleck parat: Nach guten Gesprächen mit dem Stuttgarter Regierungspräsidium sei eine mögliche Schließung von Kleinklassen (zumindest vorerst) vermieden worden, indem diese Angebote zunächst ruhten – beim Technischen Gymnasium sowie bei der zweijährigen Berufsfachschule Metalltechnik jeweils in Wertheim.
Für die nächsten Jahre sei die Kreisverwaltung verhalten optimistisch, weil die Schülerzahlen – laut Prognose – wieder deutlich nach oben gingen. Und hierzu, so die Referentin, sei es oberste Prämisse, für eine optimale Ausstattung für Jugendliche und Lehrer zu sorgen, ebenso aber auch die Gebäude „upzudaten“, damit sie modernsten Ansprüchen genügten. Dies geschehe vor allem vor dem Hintergrund, um dem Fachkräftemangel erfolgreich entgegenzuwirken und im Wettbewerb mit anderen beruflichen Bildungseinrichtungen zu bestehen.
Investition in Zukunftsfähigkeit
Landrat Christoph Schauder hob hervor, dass dem Kreis die Schullandschaft sehr am Herzen liege. Deswegen sei man auch gut beraten, „in die Zukunftsfähigkeit der drei Standorte zu investieren“, was ohnehin getan werde. Nach Bad Mergentheim und gegenwärtig Wertheim würde voraussichtlich 2025 der Planungsprozess für die Beruflichen Schulen in der Kreisstadt in Gang gesetzt, um auch hier die Qualität entscheidend zu verbessern. „Jeder Euro, der in die Bildungslandschaft fließt, ist gut investiert“, so der Frontmann der Landkreisverwaltung. Ihm „blute das Herz“, wenn er daran denke, dass aufgrund gesetzlicher Vorgaben die Klassen für Fleischer und Fleischerfachverkäufer habe dichtgemacht werden mussten. Deswegen sei es umso wichtiger, nach „kreativen Lösungen“ Ausschau zu halten und „um jeden einzelnen Bildungsgang zu kämpfen“.
Das meinen die Ausschussmitglieder zum Thema Berufliche Schulen
Für Hubert Segeritz ist es wichtig, bei den Schülerzahlen das Thema Migration immer im Blick zu haben, denn „das eigene Potenzial ist zu klein“. Aus seiner Sicht sei es richtig, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um die Jugendlichen in der Region zu halten.
„Wir stehen hinter den Schulstandorten“, meinte Joachim Döffinger. Alle eingesetzten finanziellen Mittel seien „eine Investition in unsere Zukunft“.
Auch für Klaus Kornberger genießen die drei Berufsschulstandorte in Tauberbischofsheim, Bad Mergentheim und Wertheim einen hohen Stellenwert. „Wir haben das immer im Blick, es ist gut, wenn wir uns Gedanken machen“, wobei auch er hervorhebt, dass es der richtige Weg sei, an allen drei Standorten festzuhalten. Um den hohen Qualitätsstandard auch in Zukunft halten zu können, müssten die Rahmenbedingungen stimmen, wozu auch die entsprechende Ausstattung zähle.
Rainer Moritz sagte, dass es „bei den Bildungsgängen „immer Veränderungen geben wird“, manche Dinge seien eben nicht aufzuhalten. Deswegen sei es ratsam, stets am Ball zu bleiben und auf die Entwicklung der Schulen zu achten.
Die Berufsschulen „sind uns immer lieb und teuer“, meinte Albrecht Rudolf anerkennend. Es gelte, mit dieser Thematik sensibel umzugehen, weiterhin auf eine hohe Qualität zu schauen, denn „das spricht sich herum“. Hierbei helfe die Suche nach „kreativen Lösungen“ ebenso wie die Tatsache, den Jugendlichen „keine weiten Wege zuzumuten“.
Auch für Anette Schmidt ist es ein Bedürfnis, „beste Voraussetzungen zu schaffen“, um so auch die gute Arbeit der Pädagogen zu fördern.
Und Landrat Christoph Schauder meinte, um weitere Schüler zu akquirieren, sei es gut, „Werbung, Werbung und nochmals Werbung“ zu betreiben, den Fokus verstärkt auf Ausbildungsmessen zu legen und mit Unternehmen in den Dialog zu treten. ktm
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