Odenwald-Tauber. Der Markt für Erneuerbaren Energien hat Hochkonjunktur. Die Zahl jener, die ein Interesse daran haben, sich eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach montieren zu lassen, ist in die Höhe geschnellt. Ein Hype, der auch das eine oder andere Unternehmen aus der Branche auf den Plan ruft, von denen Otto Normalverbraucher besser die Finger lässt, um nicht Gefahr zu laufen, übers Ohr gehauen zu werden. Nicht nur die Verbraucherzentralen mahnen zu Vorsicht.
Ansprechpartner vor Ort
Für Marcel Bauer ist es wichtig, dass „regionale Installateure für Photovoltaikanlagen im Fokus stehen“, wenn es um solch eine Investition gehe. Wenn es nämlich zu Problemen kommt, seien sie relativ schnell da – und es gebe stets einen Ansprechpartner vor Ort. „Manche Anbieter haben vermeintlich günstigere Angebote. Doch im Schadensfall steht entweder nur eine Call-Center-Hotline oder gar kein Ansprechpartner mehr zur Verfügung. Und am Ende geht eventuell viel Geld verloren“, so der Geschäftsführer von Sun Vista aus Weikersheim, einem örtlichen Fachbetrieb für Erneuerbare Energien.
Der Kunde könne nicht richtig einschätzen, wobei es sich um ein gutes Produkt handelt. „Es gibt keinerlei Markttransparenz, keinen Überblick“, so Bauer. Schlussendlich sei es wichtig und hilfreich, dass die Wertschöpfung in der Region bleibe und auf seriöse heimische Unternehmen zurückgegriffen werde.
„Solar boomt wieder – auch wegen der Förderung“, meint Patrick Helm. „Die Menschen sind bestrebt, eigenen Strom zu produzieren – unabhängig von den Preisen der Netzanbieter.“ Dieser Trend sei festzustellen, ergänzt Marcel Bauer. Trotz fehlender Sicherheit seitens der Politik, seien die Verbraucher „heiß“ auf Photovoltaik auf dem eigenen Dach. Hier kämen aber manche „schwarze Schafe“ ins Spiel, die bisweilen billige Angebote offerierten.
Niklas Schäfer: „Handwerker bauen teilweise billige Anlagen aufs Dach, allerdings kann es x Wochen dauern, bis der Anschluss erfolgt, weil es keine Kontakte zu regionalen Energieversorgern gibt.“
Mit Förderprogrammen versuche die Politik, immer mehr Menschen auf diese Schiene zu bringen, erklärt Felix Fricke – prinzipiell kein falscher Ansatz. Doch was nutze es, wenn der Erfolg dieser Programme darin bemessen werde, wie schnell die Gelder weg seien?
Ein weiteres Problem sei, dass „wir erst am Anfang des Ausbaus der Erneuerbaren Energien sind“. Grundsätzlich sei es richtig, dies den Bürgern schmackhaft zu machen. Doch der Netzausbau hinke noch deutlich hinterher – es gebe zu wenig Einspeisemöglichkeiten.
Besagte windige Vertreter seien in einem Wachstumsmarkt ohnehin nicht unbedingt billig, wirft Patrick Helm ein. Mietkonzepte zum Beispiel könnten bis zu 2,5 mal teuerer sein. Hierbei zahle der Kunde über 20 Jahre ab, wodurch das Ganze nicht so auffalle. „Es gibt durchaus Anrufer mit krimineller Energie, deswegen müssen die Bürger gewarnt und sensibilisiert werden.“
Derartige Nepper, Schlepper und Bauernfänger seien in der Branche den seriösen Fachbetrieben schon lange ein Dorn im Auge, von denen man sich ganz bewusst strikt abgrenze. Marcel Bauer: „Solch windigen Anbieter machen den Markt kaputt, weil die potenziellen Kunden irritiert werden.“ Wenn solch ein Handwerker vorgaukele, günstig zu sein, könnte eine mögliche Ersparnis eventuell in den Wind geschrieben werden, wenn sich herausstelle, dass die Qualität der Module mangelhaft sei. „Der Nachsorgebedarf ist hier dann um einiges höher, als wenn es sofort richtig gemacht worden wäre.“
Fachkundiges Personal
Bei den Angeboten diverser Anbieter könne bisweilen in der Tat die Qualität leiden, beteiligt sich Felix Fricke an der Diskussion. Darüber hinaus sei es ratsam, einerseits aufgrund der Montagerichtlinien auf fachkundiges Personal zurückzugreifen, andererseits auch, weil bei Spannungen von bis zu 1000 Volt alles normengerecht angeschlossen werden sollte. Trittbrettfahrer seien schnell da, um absahnen zu können. Deshalb gelte es, den Verbrauchern klar zu machen, woran sie „schwarze Schafe“ erkennen könnten. „Schließlich sollen sie ja zufrieden sein.“
Niklas Schäfer hat inzwischen ein Umdenken bei der Bevölkerung ausgemacht. Dennoch gebe es noch genügend Aufklärungspotenzial.
„2023 gab es einen neuen Rekord beim Ausbau der Photovoltaik in Baden-Württemberg“, sagt Matthias Bauer von der Verbraucherzentrale in Stuttgart. Gestiegene Nachfrage biete Raum für unseriöse Anbieter und Vertriebe: „Seriöse Handwerksbetriebe sind ausgelastet, sie können die Nachfrage nicht bewältigen, es gibt zu hohe Auslastungen oder Wartezeiten. Dann lassen sich Verbraucher mit unseriösen Unternehmen ein.“ Das zeigten die ansteigenden Beschwerden durch Verbraucher. „Derzeit sehen wir wieder einen Rückgang.“
Die Anbieterstruktur auf dem Markt teile sich ein in Firmen aus klassischen Handwerksbetrieben und größere GmbHs sowie in Vertriebsfirmen und Betriebe, die nicht in Innung oder Industrie- und Handelskammer organisiert seien, ist aus der Landeshauptstadt weiter zu erfahren.
Vertriebe bauten die Anlagen nicht selbst, seien meist nicht regional und kämen von weit her. Solarmodule würden regelmäßig von Subunternehmer auf den Dächern verbaut – oft mit massiven Mängeln, zudem würden häufig Versprechungen nicht eingehalten, gibt Matthias Bauer einen Einblick in die Brache. „Unseriöse Betriebe nehmen seit Jahren stark zu. Hierbei handelt es sich meist um Unternehmen mit massiver Internet-Bewerbung.“
Kaum Fachkenntnisse
Oft hätten Verantwortlichen und ihre Mitarbeiter keinerlei handwerklichen Fachkenntnisse, Anlagen seien falsch geplant oder der Netzanschluss werde vom Netzbetreiber abgelehnt, da die elektrische Anlage gravierende Mängel aufweist.
Als Fazit rät der Experte von der baden-württembergischen Verbraucherzentrale allen potenziellen Kunden abschließend: „Beraten lassen, gut hinschauen, sorgfältig planen, mehrere Vertragsangebote einholen, Angebote prüfen und keine Vorauskasse.“
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