Dittigheim. Bereits zum zweiten Mal wurden das Patrozinium des Heiligen Vitus und das Dorffest der ortsansässigen Vereine in Dittigheim gemeinsam veranstaltet. Auch in diesem Jahr zeigten die vielen Besucher des Gottesdienstes und der anschließenden Matinee sowie des Festes, dass das Gedenken an die Schutzherrschaft eines Heiligen über die Dorfkirche und ehrenamtliches Engagement nicht nur Hand in Hand gehen, sondern sich gegenseitig bereichern können.
Der Festgottesdienst, der von Kooperator Rudolf zelebriert wurde, stellte den Heiligen Vitus in den Mittelpunkt und konnte mit einer großen Bandbreite musikalischer Beiträge aufwarten. Neben Ulrike Lauer an der Orgel gestalteten Edgar Oettig an der Trompete, der Singkreis Dittigheim mit dem Chor „Taktvoll“ unter Leitung von Claudiu Berberich und die beiden Vitussingers Barbara Eckert und Katharina Bähne den Gottesdienst mit.
Die drei Symbole des Heiligen Vitus
Ein besonders freudiges Ereignis während des Gottesdienstes stellte die Aufnahme einer neuen Ministrantin dar. Kooperator Rudolf bedankte sich für das Engagement – auch bei Schwing, der als Kommunionhelfer jahrelang im Dienst der Gemeinde stand und nun verabschiedet wurde.
In seinen Predigtworten ging Rudolf auf die Lebensgeschichte des Heiligen Vitus ein und zog Parallelen zur heutigen Zeit. So werde Vitus immer mit drei Attributen – der Heiligen Schrift, dem Hahn und einem Kessel mit Öl – dargestellt. Laut Rudolf steht die Heilige Schrift für den unerschrockenen Glauben des Heiligen, der gegen alle Widrigkeiten für seine Berufung eintrat.
Der Hahn symbolisiert Wachsamkeit, die es auch in der heutigen Zeit brauche, um Zeichen richtig auszudeuten und sich seiner eigenen Werte zu besinnen. Der Kessel mit Öl letztendlich versinnbildlicht nicht nur das Martyrium, dass der Heilige unverzagt auf sich nahm, sondern auch den Hass, dem sich Menschen entgegensehen, die sich nicht der gesellschaftlich-sozialen Norm fügen können oder wollen. In diesen Punkten kann der Heilige, der auch das Wappen Dittigheims ziert, in der Gegenwart nach wie vor auch als Vorbild im Glauben und für gesellschaftlichen Zusammenhalt dienen.
Bei der anschließenden Matinee griff Ulrike Lauer diesen Gedanken der gegenseitigen Solidarität erneut auf und entführte die Zuhörer gemeinsam mit Edgar Oettig an der Trompete auf eine musikalische Reise durch Europa.
Orgel und Trompete vereint
Lauer lieferte dabei nicht nur interessante Einblicke in die Schaffenszeit barocker Komponisten wie Georg Friedrich Händel, Marc-Antoine Charpentier und Johann Sebastian Bach, sondern führte wie gewohnt kurzweilig und unterhaltend, fast schon kabarettistisch, durchs Programm. So erfuhr man nicht nur, dass Händel eigentlich das Ideal eines modernen Europäers, gekennzeichnet durch Offenheit, Großzügigkeit und Toleranz darstelle, sondern auch, dass die Eurovisionsfanfare von Charpentier ursprünglich als Prélude eines Te Deums komponiert wurde.
Einen wahren Hörgenuss bot dabei das Zusammenspiel der charakteristischen, durchdringenden Klänge von Trompete und des voluminösen, mächtigen Spiels der Orgel. Oettig und Lauer verstanden es, die Eigenschaften ihrer beiden Instrumente passgenau aufeinander abzustimmen und entsprechend den jeweiligen Musikstücken einzusetzen. „Dem Himmel so nah“ fühlte man sich bei Bachs „Air“, einem liedhaften, melodiösen Satz aus der Suite in D-Dur. Elegisch anmutend interpretierten Lauer und Oettig hierbei den ursprünglich für Orchester komponierten, sehr bekannten Satz.
Im Anschluss zeigten die beiden Musiker mit den beiden Sätzen Grave und Allegro aus der Sonata in D von Torelli eine völlig andere Seite ihrer Instrumente.
Die Wiederholungen in den beiden Sätzen luden hierbei nicht nur zu Verzierungen ein, sondern zeugten von Leichtigkeit und wurden von Lauer und Oettig schwungvoll interpretiert. Gleichsam ging es bei „La Réjouissance“ aus der Feuerwerksmusik von Händel weiter.
Das heitere Stück ließen die beiden Musiker in das Badnerlied übergehen, in das die Zuhörer mit einstimmten. Mit der Regionalhymne Badens endete dann auch die musikalische Europareise und Lauer entließ die Zuhörer zum Dorffest der Dittigheimer Vereine. Zwischen Kirche und Rathaus war nicht nur die Gelegenheit zum Mittagessen und Kaffeetrinken gegeben.
Der Angelsportverein bot mit einem Infomobil spannende Einblicke in die Tierwelt der heimischen Gewässer, der Heimatverein führte Interessierte durch die Kirche und die Ministranten organisierten einen Flohmarkt.
Auch die Kleinen kamen bei Kinderschminken, Wasserspielen und dem Bemalen einer Parkbank auf ihre Kosten.
So zeigte sich am Schluss: nicht nur Musik kennt keine Grenzen und kann Gräben überwinden, sondern auch ehrenamtliches Engagement in Vereinen bringt Jung und Alt zusammen. Rundum eine gelungene Verbindung von Kirchen- und Vereinsfest, die auch im nächsten Jahr wieder zur Wiederholung ruft.
Zuvor steht in Dittigheim aber bereits am 29. Juni das nächste musikalische Highlight auf dem Programm: die ehemaligen C-Schüler von Thomas Drescher gestalten mit ihm um 18 Uhr einen Gottesdienst, der in eine kirchenmusikalische Soiree mündet und mit einem kleinen Empfang endet. mawa
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