Wirtschaft

Maschinenbau in Main-Tauber: Drastischer Personalabbau nicht ausgeschlossen

Immer mehr Betriebe im Land, darunter auch im Main-Tauber-Keis, melden Kurzarbeit an. Eine Trendwende ist laut Südwestmetall gegenwärtig nicht zu erwarten.

Von 
Klaus T. Mende
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Immer mehr Betriebe im Maschinenbau und in der Automobilindustrie melden Kurzarbeit an. © picture alliance/dpa

Main-Tauber-Kreis. Immer mehr Betriebe in Baden-Württemberg, darunter auch im Main-Tauber-Keis, melden Kurzarbeit an. Und eine Trendwende ist gegenwärtig auch nicht zu erwarten.

„Ja, ich kann bestätigen, dass die Kurzarbeit im Land derzeit massiv steigt“, sagt Jörg Ernstberger, Geschäftsführer von Südwestmetall in Stuttgart. „Für Firmen, die nicht tarifgebunden sind, können dadurch Beschäftigungsprobleme überrückt werden. Mit tarifgebunden Unternehmen gelten Tarifverträge, die eine Auszahlungsverpflichtung auf Kurzarbeitergeld vorsehen. Und diese Firmen gehen nicht in die Kurzarbeit, auch nicht vor dem Hintergrund, dass der Bezugszeitraum jetzt verlängert worden ist.“

Rahmenbedingungen Grund für die derzeitige Entwicklung

Grund für diese Entwicklung seien die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, so Ernstberger, die zahlreiche Unternehmen sehr belasteten. Dies zeigten auch die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage für die Metall- und Elektroindustrie im Land zu den Bedingungen am Standort Deutschland, die zwischen 7. und 25. Januar unter 414 Mitgliedsfirmen von Südwestmetall und Unternehmensverband Südwest mit etwa 300.000 Beschäftigten durchgeführt wurde. Rund 60 Prozent der Betriebe bewerten die aktuelle Lage als negativ und sehen auf Sicht keine Normalisierung derselben. Darüber hinaus geht die Mehrheit der Unternehmen augenblicklich von einem Personalabbau aus. Dieser Trend hat zur Folge, so ist der Auswertung zu entnehmen, dass über 50 Prozent teilweise in erheblichem Umfang weniger Investitionen im Inland planen. Gründe dafür sind zum einen hohe Kosten (76 Prozent), dazu wirtschaftspolitische Unsicherheit (66 Prozent) sowie Bürokratie (61 Prozent).

Im Gegenzug dazu gibt es verstärkt Pläne, um im Ausland zu erweitern, vor allem in Osteuropa (56 Prozent) sowie in Asien (40 Prozent). Hiervon sind im Übrigen nicht mehr allein Produktion und Fertigung betroffen, bei über einem Drittel der Firmen sind auch eine Verlagerung von Arbeitsplätzen denkbar. Ein deutliches Votum gibt es auch zu den Standortbedingungen hierzulande, sie werden von einer überwältigenden Mehrheit (96 Prozent) als schlechter eingestuft wie vor zehn Jahren. Um eine Trendwende einzuleiten, würde ein Konjunkturaufschwung allein nicht reichen. 74 Prozent fordern von der Politik eine grundlegende Verbesserung der Rahmenbedingungen. Und auch wenig überraschend: Bei Bedeutung und Bewertung von Standortfaktoren (etwa Bürokratie, Arbeitskosten, Energiepreise, Stand der Digitalisierung, Unternehmenssteuern oder Verfügbarkeit und Qualifikation von Arbeitskräften) gibt es keinen einzigen Faktor mit einem positiven Saldo.

Während die Unternehmen im Stadt- und Landkreis Heilbronn, die der Automobilbranche zugehörig sind, bereits seit geraumer Zeit unter diesem Negativtrend litten, führt Jörg Ernstberger weiter aus, seien die Folgen etwa im Maschinenbau erst im laufenden Jahr so richtig zu spüren, weil es hier andere Auftragseingangs- und Produktionszyklen gebe – wie im Main-Tauber-Kreis mit seinen vielen Eigentümer geführten Unternehmen.

Um aus dem Schlamassel herauszukommen, betont der Südwestmetall-Geschäftsführer, bedürfe es nun „eines klaren wirtschaftspolitischen Kompasses der neuen Bundesregierung“. Auch wenn derzeit das Thema Migration bei vielen auf der Agenda weit oben stehe, müsse der Schalter jetzt umgehend umgelegt und dem Bereich Wirtschaft noch viel mehr Beachtung geschenkt werden: „Wenn die Wirtschaft stark ist, haben wir auch ein starkes Land.“ Und dafür benötige es eines entsprechenden Konzepts, das auf eine breite Akzeptanz stoße. Konkret meine er damit, so Ernstberger, dass der Faktor Technologieoffenheit einen viel höheren Stellenwert bekommen solle, daneben komme die neue Regierung nicht umhin, Arbeits- und Energiekosten sowie Sozialabgaben zu senken, um für bessere Arbeitsanreize zu sorgen. Jeder weitere Zeitverlust sei hier kritisch zu sehen, so auch beim gerade für den Mittelstand so lästigen Bürokratieabbau, wo die Zuständigen endlich in die Gänge kommen sollten.

Schnellstmögliche Initialzündung notwendig

„Wir brauchen schnellstmöglich eine Initialzündung in vielen Bereichen, auch um im Zukunft im wirtschaftlichen Wettstreit mit den USA bestehen zu können – auch vor dem Hintergrund, dass Deutschland derzeit auf diesem Gebiet in Europa nach einigen Jahren Rezession viel Boden verloren hat“, bezieht Jörg Ernstberger klar Stellung. Deswegen: „Es braucht diesen Kompass ganz dringend, der uns einen Plan und eine Zielstruktur für unser Land aufzeigt.“ Dann gelte es, gemeinsam die Ärmel hochzukrempeln, um den Kahn wieder flottzukriegen.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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