Im Fernsehen ist er Dauergast. Simon Licht zählt zu den gefragtesten Schauspielern Deutschlands. Am Montag plant er, an der außerordentlichen Mitgliederversammlung des FC Tauberbischofsheim teilzunehmen.
Tauberbischofsheim. Simon Licht, geboren in Hückeswagen, in Berlin sesshaft geworden, hat nämlich noch eine Leidenschaft - den Sport. Neben reiten, tauchen, surfen, segeln, boxen, klettern, Golf und Tennis spielen kann der 50-Jährige auch fechten, und das aus gutem Grund: In den achtziger Jahren war er Säbelfechter am Olympiastützpunkt in Tauberbischofsheim. Gerne erinnert sich der frischgebackene Vater - Töchterchen Milla kam in diesem Jahr auf die Welt - an diese Zeit. Dass er "Tauber", wie Simon Licht es liebevoll nennt, weiterhin verbunden ist, machte er im FN-Interview deutlich.
Herr Licht, wenn man sich neue Bilder von Ihnen und Ihrer Familie anschaut, strahlt einem ja das pure Glück entgegen. Sie scheinen so richtig "angekommen" zu sein.
Simon Licht: Das stimmt absolut. Familiär und beruflich bin ich jetzt in einer Situation, wie ich sie mir immer gewünscht habe. Es ist einfach so: Wenn man das Tal durchschritten hat, kann man den Berggipfel umso mehr genießen. Man muss sich im Leben durchkämpfen, die Chancen, die man hat, ergreifen, und - ganz wichtig - immer positiv nach vorne schauen.
Bei mir ist das Glas immer halb voll, nicht halb leer. So eine innerliche Ausgeglichenheit, wie ich sie spüre, befruchtet auch das gesamte Umfeld. In den letzten Jahren hat sich zum Beispiel mein Rollenprofil signifikant verbessert. Die Menschen nehmen mich noch einmal ganz anders wahr. Was Rollen betrifft, bin ich förmlich "explodiert". Und mit meiner Familie habe ich das große Los gezogen.
Sie sind ja ein richtiger Tausendsassa. Sie haben nicht nur in unzähligen Filmen und Serien mitgespielt, sind heute sogar gefragter denn je. Sie sind außerdem sehr sportlich und spielen auch noch Klavier und Gitarre. Gibt es etwas, das Sie absolut nicht können?
Licht: Ich würde so gerne besser singen können! Als Pastorensohn habe ich ein Trauma davongetragen: Im Alter von etwa acht Jahren saß ich einmal mit meiner Mutter vorne in der Kirche, mein Vater predigte. Bei den Liedern sang ich immer eifrig mit. Auf einmal drehte sich die Dame vor uns um und sagte: "Das ist ja furchtbar!" Seitdem habe ich den Mund zum Singen nicht mehr aufgemacht. Aber vielleicht hat die Dame ja auch meine Mutter gemeint (lacht).
Die Liste Ihrer Filme und Serien ist beinahe unendlich lang. An Angeboten mangelt es Ihnen nicht, oder?
Licht: Ich bin glücklicherweise in einer Situation, in der nicht viele Kollegen sind - ich bin voll beschäftigt und bekomme dazu noch hervorragende Hauptrollen. Man darf aber auch keine Dünkel haben: Ich habe immer das genommen, was kam, und das Beste draus gemacht. Schließlich muss ich ja auch eine Familie ernähren. Ich versuche stets, meine Aufgaben professionell und mit Leidenschaft zu erfüllen. Und falls es mal nicht mehr so gut laufen sollte, macht das nicht viel aus: Ich bin gut vernetzt, habe einen schlauen Kopf und zwei gesunde Arme. Übrigens bin ich gerade "Botschafter des deutschen Brotes" geworden. Der deutsche Bäckerverband kam durch meine Hauptrolle in der Fernsehserie "Laible & Frisch" auf meine Person. Ich habe spontan zugesagt. Das ist ein wichtiges hohes Ehrenamt für mich.
Als Schauspieler ist man immer in action, immer am Start. Aber es gibt auch mal eine "Saure-Gurken-Zeiten." In solchen Phasen bin ich immer selbst aktiv geworden, habe zum Beispiel 2002 und 2003 an der Fern-Uni Hagen Politik und Philosophie studiert oder bin 2006 bis 2008 im Team "Platoon" um Olympiasieger Jochen Schümann und den "America's Cuppern" gesegelt und habe das Team geleitet. Entscheidend ist, dass man aktiv ist, sich weiterbildet.
In Tauberbischofsheim sind Sie auch durch Ihre sportliche Vergangenheit kein Unbekannter. Von 1983 bis 1987 waren Sie Säbelfechter am Olympiastützpunkt.
Licht: Das kam so: In der fünften oder sechsten Klasse reiste der damalige Bundestrainer Horst Held nach Hannover, um dort ein Bundesleistungszentrum aufzubauen. In den Schulen machte er Werbung für den Fechtsport. Obwohl Fechten nicht unbedingt eine kinderfreundliche Sportart ist, hat es mich so begeistert, dass ich dabeigeblieben bin. Relativ schnell stellten sich Erfolge ein.
Ich war niedersächsischer Bezirks- und Landesmeister, gewann einige A-Jugendturniere. Und so, wie jeder junge Fußballer bei Bayern München kicken will, wollte ich nach Tauberbischofsheim. "Tauber" habe ich immer geliebt.
Die Trainingsbedingungen sind nach wie vor hervorragend, und man kann sich in der Ruhe des schönen Taubertals auch prima konzentrieren. Es tut auch heute noch gut, mal aus so einer hektischen Stadt wie Berlin rauszukommen.
Was hat Sie so fasziniert am Fechten?
Licht: Ich glaube, der Sport hat sich mich ausgesucht. Da spüre ich einfach diese innere Begeisterung, diese Leidenschaft. Fechten ist ja die ursprünglichste Sportart, die man sich vorstellen kann. Es hat mich unglaublich geprägt, auch was die mentale Stärke und die koordinativen Fähigkeiten angeht. Nicht aufgeben, sich durchbeißen, auch mal eine Niederlage einstecken - ich habe sehr viel durch das Fechten gelernt. Ich hatte auch das Glück, die Hoch-Zeit des FC Tauberbischofsheim zu erleben, die Erfolge von Anja Fichtel, Sabine Bau, Zita Funkenhauser, ein bisschen später Thorsten Weidner - das war die goldene Zeit. Der Ruf und die Aura in diesem Verein haben mich natürlich auch in den Bann gezogen.
Jetzt steht der Olympiastützpunkt auf dem Prüfstand. Haben Sie die bisherige Diskussion verfolgt?
Licht: Natürlich, denn ich bin dem Fechten immer noch verbunden. Die soziale Vernetzung macht es möglich. Auf Einladung von Matthias Behr war ich vor drei Jahren auch bei einem Turnier in "Tauber" dabei. Mit Wehmut habe ich bemerkt, dass die Medaillen jetzt so ein bisschen ausbleiben. Ich habe mir auch mal die Kaderlisten der letzten Jahre angeschaut und muss als ehemaliger begeisterter Leistungssportler feststellen, dass sie sehr ausgedünnt sind.
Die Zahl der Kader-Athleten ist mir, vorsichtig gesagt, zu gering im Vergleich zu dem Volumen, das man einem Olympia- und Bundesstützpunkt zutrauen bzw. von ihm erwarten könnte. Zur Stunde möchte ich aber nicht aus der Ferne diagnostizieren, woran das liegt. Grundsätzlich glaube ich, sind die Probleme alt. Natürlich verändert sich solch ein Leistungssport wie das Fechten auch. Da gibt es bestimmte Schulen, so wie damals eben die Beck'sche Schule, nach der sich auch andere Zentren ausgerichtet haben. Vielleicht muss man einmal prüfen, wo die Trends jetzt liegen und wer unter Umständen noch an Strukturen haftet.
Stimmt es denn, dass Sie am Montag zur außerordentlichen Mitgliederversammlung nach "Tauber" kommen werden?
Licht: Am Montag werde ich auf dem Weg von Berlin nach Stuttgart sein - es ist gut möglich, dass ich den "Schlenker" nach Tauberbischofsheim mache. Ich habe es noch nicht endgültig entschieden, aber es spricht einiges dafür.
Wenn Sie teilnehmen, werden Sie also einfach mal "Hallo" sagen und sich das Ganze anhören?
Licht: Ich werde mir das anschauen und dann im Gespräch mit anderen sehen, was da auf mich zukommen könnte.
Erkennt Sie Ihre kleine Tochter Milla eigentlich im Fernsehen?
Licht: Ich bin schon froh, wenn sie mich morgens beim Aufwachen erkennt! (lacht)
Zur Person Simon Licht
Simon Licht wuchs in Hannover auf und absolvierte seine Schauspielausbildung am Wiener Konservatorium.
Sein breites Spektrum als Schauspieler hat er in unzähligen Kino-, Fernseh- und Theaterrollen bewiesen, darunter in den Serien "Tatort", "Polizeiruf 110" "Soko", "Stromberg", "Dr. Klein" sowie "Laible und Frisch". Ebenso spielte er im Kinofilm "Der Baader-Meinhof-Komplex" mit, der für den Oscar nominiert wurde.
Gestern Abend startete die dritte Staffel von "Dr. Klein" im ZDF.
Von 1983 bis 1987 war er Säbelfechter am Olympiastützpunkt Tauberbischofsheim.
Simon Licht ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter in Berlin.
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